Falkensee: Ich fahre Trabant
Man hört ihn schon von weitem, kurz darauf riecht man ihn und dann ist er auch schon zu sehen – ein Trabant. In Falkensee fuhr das weiße Volksauto aus der ehemaligen DDR direkt vor uns im Verkehr. Auf der Heckscheibe der Aufkleber: „Trabant-Freunde Falkensee“. Na, wenn das mal keine Geschichte für die Zeitung ist! Schließlich sieht man einen echten Trabant im Straßenverkehr nur noch höchst selten.
Schnell kommt heraus: Es sind nicht mehrere „Trabant-Freunde“ im Ort unterwegs, sondern zunächst nur einer. Der Fahrer des Kult-Autos ist Wolfgang Döring (66), der eigentlich von „außerhalb“ kommt und seit 1970 in Falkensee lebt. Seinen neuesten Trabant, einen seltenen 4-Takter, besitzt er seit 2008. Der Vorbesitzer stammt aus dem Märkischen Oderland. Nach einem solchen 4-Takter hat Wolfgang Döring lange in den Kleinanzeigen gesucht. Kein Wunder, denn diese Fortentwicklung des 2-Takt-Trabants wurde nur von Mai 1990 bis April 91 produziert – es liefen nur knapp 40.000 Autos vom Band.
Wolfgang Döring: „Der Trabant war im Osten ein echtes Kultauto. Jeder wollte einen solchen Wagen haben, jeder musste lange darauf warten. Nach der Wende gab‘s die Trabis plötzlich in Massen gratis, da jeder lieber einen Westwagen fahren wollte. Ich besitze insgesamt vier Trabis, das ist eine Sammelleidenschaft. Meinen ersten habe ich zum symbolischen Preis von einem Euro plus einem Bierkasten erstanden.“
In der Tat ist der Trabant ein sehr ungewöhnliches Auto. Die Vorgabe war damals, einen Volkswagen zu bauen, der nicht mehr als 600 Kilo wiegt und höchstens 5,5 Liter auf 100 Kilometer verbraucht. Da Tiefziehblech auf der Embargoliste der westlichen Länder stand, entschied man sich, den Karosseriekörper mit Kunststoffen zu beplanken. Diese Karosserie bestand aus baumwollverstärktem Phenoplast. Die Fertigung eben dieser Karosserie war aufgrund langer Aushärtephasen der bremsende Faktor in der Produktion – und limitierte zum Unmut der Bevölkerung die maximal zu produzierende Anzahl neuer Autos.
Seine vier Trabants hegt und pflegt der Falkenseer Sammler: „Im Winter fahre ich selten mit den Wagen. Rost ist immer ein Problem beim Trabant. Und wenn gestreut wird, ist mir das zu gefährlich. Ich bin auch eher ein Schönwetterfahrer – bei Regen bleiben die Autos lieber in der Garage.“
Immerhin: Reparaturen sind kein Problem, um diese kümmert sich der Rentner selbst: „Bei den Autos gibt es ja keine komplizierte Mechatronik wie bei den modernen Autos. Auch Ersatzteile sind kein Thema, die lassen sich noch immer leicht finden. Mit dem Schraubenschlüssel in der Hand lassen sich alle Aussetzer leicht beheben. So ein Trabant läuft und läuft und läuft. Ich habe übrigens gehört, dass 2015 noch immer 32.000 Trabis für den Straßenverkehr zugelassen waren. In den Garagen stehen aber sicherlich noch deutlich mehr.“
Die alten 4-Takt-Trabis schlucken ganz normalen Super-Treibstoff. Nur einen Katalysator haben sie nicht. Döring: „Ohne Umweltplakette darf ich leider nicht in die City von Berlin fahren, das ist natürlich schade.“
Übrigens: Eine „Schwalbe“, das Kleinkraftrad aus DDR-Zeiten, steht natürlich auch in der Garage des Sammlers. (Fotos/Text: CS)
Seitenabrufe seit 1.12.2021:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige