Scheibes Kolumne: Der Mann als Dreckschwein!
Viele Frauen lehnen es ja ab, einem Haustier Unterschlupf zu gewähren. Viel zu unhygienisch ist das. Da fragt man sich, warum sie einem Mann die Türen öffnen. Der Unterschied zu einem veritablen Ferkel ist ja schließlich kaum zu erkennen. Apropos Ferkel.
Jede Frau bereut irgendwann bitter den Schritt, ihr frisch bezogenes, parfümiertes und gerade erst aufgeschütteltes Bett mit einem Steinzeitflüchtling zu teilen, der nach Rauch und Frittenfett stinkend vom Männerabend nach Hause kommt, ungewaschen unter die Bettdecke kriecht, um ihr dann eine olfaktorische Mischung aus schalem Bier, metallischem Nikotin und Döner-Knoblauch ins Ohr zu hauchen.
Apropos Haustier. Hund oder Katze haaren das ganze Haus voll, lassen Haarmäuse hinter der Tür entstehen und sorgen dafür, dass die Frauen den Staubsauger hervorholen. Dabei schweift ihr Blick auch immer wieder zum Göttergatten, der mit über die Kante hängendem Bauch auf dem Sofa schnarcht. Sie hegen nämlich den Verdacht, dass ein Großteil der Haare im Haus gar nicht nur vom Hund stammen. Die schwarzen Striche auf dem Boden der Dusche sind jedenfalls kein vorgegebenes Muster des Herstellers, sondern eine Kollektion der abgestorbenen Rückenhaare, die jedes ausgewachsene Männchen beim Kurz-unter-die-Dusche-Springen verliert.
Apropos Staubsauger. Männer helfen gern im Haushalt. Ab und zu. Wenn sie ein schlechtes Gewissen haben. Oder – wenn es sich lohnt. Kein Mann schwingt gern den Staubsauger, wenn es keinen sichtbaren Unterschied zwischen Vorher und Nachher gibt. Wenn der Staubsauger allerdings eine Schneise in den Dreck auf Teppich und Parkett fräst und das Granulat von der Straße, abgeschnittene Fußnägel und ähnlicher Unrat polternd das Saugerrohr emporrumpelt, dann freut sich der Mann. Für kosmetische Operationen ist er nicht zu haben. Es muss schon rappeln in der Kiste. Deswegen kommt auch kein Mann vor der Frau auf die Idee, einen Hausputz zu starten. Bis der Status erreicht ist, wo sich das für ihn lohnt, ist sie schon längst zur Mutter zurückgezogen.
Apropos Fingernägel. Jeder Mann mag eine Maniküre. Nur bitte nicht in einem Studio mit lauter fremden Frauen, die komische Instrumente in den Händen halten. Das geht gar nicht. Um die Nagelpflege kümmert sich der Mann selbst. Sobald die schwarze Borke unter den Nägeln langsam Ausmaße annimmt, dass sich die Nägel leicht abheben, reicht es aus, ein altes Taschenmesser als Kratzer zu verwenden, um die unschöne Last hervorzupolken. Dabei ist ein Mann erst dann zufrieden, wenn die zutage geförderte Menge einen bekennenden Kokser glücklich machen würde.
Apropos Nase. An der Ampel, beim Fernsehen oder eigentlich in jeder nur erdenklichen Situation nach Rachengold zu schürfen, macht jeden Mann glücklich und gehört für ihn zur täglichen Körperpflege mit dazu. Über Nacht beim exzessiven Anschnarchen des Mondes festgetrocknete Krusten zu entfernen, um sie als gerollte Kugel in die Umgebung zu schnippsen, das ist für viele moderne maskuline Neandertaler ein echter Glücksmoment: Flieg in die Freiheit, mein kleiner grüner Freund.
Apropos Körperpflege. Auch Wäsche muss sich lohnen. Soll das T-Shirt wirklich schon nach einem Tag in den Wäschekorb? Es ist doch gerade erst so richtig schön eingetragen und hat noch nicht einmal so richtig den eigenen Geruch angenommen – nach kernigem Männerschweiß, dem Knuddeln mit dem nassen Hund und den ausgedünsteten Knoblauch-Chorizo von gestern Abend. So manch böser Blick der Ehegattinnen sorgt dann aber doch dafür, dass die Sachen frisch gewechselt werden. Dabei könnte man doch Unterhosen – wie damals im Zeltlager – auch einfach nur am Abend wenden. So lange, bis den Fliegen im Haus olfaktorisch induzierte Tränen in die Facettenaugen steigen und sie sich freiwillig am Herd in die kochende Suppe fallen lassen, um so den Freitod zu wählen.
So oder so: Du kriegst einen Mann zwar als Frau domestiziert, kannst ihn rasieren und in einen Anzug stecken. Wie ein Hund wird er aber trotzdem jede Gelegenheit nutzen, um die Zwänge der Zivilisation abzustreifen und sich im nächsten Schlammloch zu sühlen. Der moderne Mann nennt das dann aber „Fußball mit den Jungs“. Den Frauen bleibt nur eins – seufzen. (Text: Carsten Scheibe / Foto: Tanja M. Marotzke)
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