Spandau Waldkrankenhaus: Im Gefäßzentrum bei Dr. Torsten Heldmann
Dr. Torsten Heldmann (51) schaut seinen Patienten auf die Gefäße. Der geborene Norddeutsche von der Insel Amrum ist Leiter des Gefäßzentrums im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau. Seit 1986 lebt und arbeitet er in der Hauptstadt – und ist längst „gefühlter Berliner“. (ANZEIGE)
Als Student hat er all seine Praktika in einem Krankenhaus auf der Insel Föhr absolviert. Der größte Teil seiner ärztlichen Tätigkeit fand in der Paul Gerhardt Diakonie statt. Die Erfahrungen, die er im internistischen Bereich gesammelt hat, kommen ihm auch als Angiologe noch zugute: „Ich staune immer wieder bei allen Gefäßfragestellungen, wie viele internistische Hintergründe ich mit in die Diagnose einfließen lassen kann. Fast alle Gefäßkrankheiten stehen in einem direkten Kontext komplexer internistischer Krankheitsbilder.“
Als Gefäßexperte fürchtet Dr. Torsten Heldmann vor allen den „entgleisten Zucker“, also den manifestierten Diabetes: „Das ist eine der schrecklichsten Krankheiten, die ich kenne. Als Volkskrankheit Nummer eins zerstört der unzureichend behandelte Diabetes den Körper systematisch. Das Problem ist, dass Zucker oft viel zu spät erkannt wird, weil die Patienten den ersten Symptomen keine Aufmerksamkeit schenken. Manche Patienten, die dann doch zu uns kommen, hätten bereits seit Jahren Insulin bekommen müssen.“
Ein Viertel bis ein Drittel aller Schlaganfälle, die Patienten erleiden müssen, resultiert aus einer unerkannten Verengung der Halsschlagader. Schuld daran ist die Arteriosklerose, also die Bildung von Ablagerung in den Arterien.
Dr. Torsten Heldmann: „Viele Schlaganfälle und auch Herzinfarkte könnte man verhindern, wenn die Patienten häufiger zu einer Vorsorge-Untersuchung gehen würden. Wir überprüfen dabei mit Ultraschall die Arterien am Hals, am Herzen und auch in den Beinen. Ist eine Stelle mit Befund, dann finden wir in der Regel auch an den anderen Stationen etwas.“
Während die Bevölkerung bestens über einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall aufgeklärt ist, so hat der Infarkt in den Beinen bislang noch nicht die Aufmerksamkeit, die erforderlich wäre. Hier geht es um das Krankheitsbild pAVK, also um die periphere arterielle Verschlusskrankheit. Sie betrifft Durchblutungsstörungen im Bein.
Dr. Torsten Heldmann: „Wir könnten viele Beine retten, die ansonsten amputiert werden müssen, wenn die Symptome beim pAVK so schlimm und unmittelbar wären wie etwa beim Herzinfarkt. Manchmal kommen Patienten zu uns, bei denen die Füße bereits schwarz sind. Beim Beininfarkt regiert eben die Unwissenheit, hier müssen wir noch aufklären.“
Wenn es um die Gesundheit der eigenen Gefäße geht, so sorgen einige persönliche Risikofaktoren für eine höhere Wahrscheinlichkeit, an einer Arteriosklerose zu erkranken. Dazu zählen ein hoher Blutdruck, ein Diabetes mellitus, das Rauchen und Übergewicht. Dr. Torsten Heldmann: „Die Risikofaktoren addieren sich nicht, sie potenzieren sich. Leider kommen viele Patienten erst zu uns, wenn der Gang zum Einkaufen zu beschwerlich geworden ist.“
Um pAVK zu diagnostizieren, reicht oft schon ein simples Blutdruckmessen am Bein aus. Dr. Torsten Heldmann: „Das wird aber beim Hausarzt so gut wie nie durchgeführt. Stattdessen schickt man die Patienten lieber zu teuren Untersuchungen.“
Ein lebensbedrohliches Problem kann auch bei der Aorta auftreten, bei der Bauchschlagader. Dr. Torsten Heldmann: „Hier sorgt eine Arteriosklerose zur Ausbildung eines Aneurysmas, also einer Ausbeulung der Arterienwand. Platzt dieses Aneurysma, so ist dies fast immer tödlich. Männer sind neun Mal häufiger betroffen als Frauen. Wird ein Aorta-Aneurysma frühzeitig erkannt, so können wir es mit einem eingesetzten Stent leicht ausschalten.“
Dreiviertel aller Behandlungen sind arterieller Natur. Dr. Torsten Heldmann: „Unser typischer Patient ist schon etwas älter, Raucher, hat hohen Blutdruck und Probleme mit der Durchblutung der Beine. Diabetiker werden speziell in unserem Diabetischen Fußzentrum versorgt.“
Ein Viertel der Behandlungen im Gefäßzentrum entfällt auf die Venen. Hier geht es vor allem um die funktionelle Chirurgie: Krampfadern müssen entfernt werden, bevor sie so viel Blut in den Beinen versacken lassen, dass tiefe Venen durch Überdehnung überlastet werden. Das führt nämlich zu dicken Beinen, weil sich Flüssigkeit in den Beinen sammelt. Thrombosen und offene Beine sind nicht selten die Folge. (Foto: Michael Setzpfandt / Text: CS)
Info: Gefäßzentrum im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau, Stadtrandstraße 555, 13589 Berlin, 030 – 3702-1102, www.pgdiakonie.de/evangelisches-waldkrankenhaus-spandau
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