Scheibes Kolumne: Frauenrefugien, die kein Mann versteht!
So unterschiedlich sind Frauen und Männer doch gar nicht, heißt es. Denkste. Frauen und Männer, da stehen Welten zwischen den Geschlechtern. Das ist im direkten Vergleich wie das perfekte Erinnerungsvermögen gegen ein lobotomiertes Im-Sein-Vegetieren. Das ist anmutige Eleganz gegen trampelige Tollpatschigkeit.
Das ist wie der Vergleich zwischen Diamanten und Beton. Aber es kommt noch schlimmer. Es gibt gleich mehrere Refugien, die anscheinend nur für die Frauen entwickelt wurden und die bei uns Männern völliges Unverständnis wecken.
Der Friseur: Alle sechs bis acht Wochen planen wir Männer zehn Minuten für den Friseur ein, der uns die kahler werdenden Stoppeln auf ein erträgliches Maß zusammenstutzt. Dieser eher lästige Vorgang wird locker in der Mittagspause absolviert und ist uns nicht mehr als 20 Euro wert. Oft gehen wir sogar leicht bedröppelt nach Hause, wenn uns die Hairstylistin wieder einmal mit zuckersüßem Stimmchen ins Ohr säuselt, dass es sich gar nicht lohnen würde, wegen der paar Zotteln extra im Laden vorbeizuschauen. Frauen können ganze Tage beim Friseur verbringen. Und bezahlen für ihren Aufenthalt eine Gebühr, die so hoch ist, dass sich der Mann dafür lieber eine 20 Jahre alte Whisky-Rarität gegönnt hätte.
Der Kosmetiker: „Ich gehe zur Kosmetik“, heißt es bei den Frauen. Was passiert da eigentlich in diesem wundersamen Paralleluniversum? Ein bisschen Creme ins Gesicht klatschen kann doch nicht länger als fünf Minuten dauern. Wie kann man da so viel Zeit verbringen? Werden die Algen aus den Cremes vor Ort gemeinsam zum Wachsen gebracht, geerntet, getrocknet und püriert?
Das Nagelstudio: In manchen Stadtgebieten ist ein bunt blinkendes Nagelstudio neben dem anderen zu finden. Auch wenn manche Männer hier mit ein wenig Fantasie zunächst ein erotisches Etablissement vermuten, so handelt es sich hier doch um ein Geschäft, in dem sich Frauen die Fingernägel zu bunten Krallen auftunen lassen. Wozu? Fingernägel sind für Männer absolut kein Hingucker, dafür gibt es ganz andere Zonen bei der Frau. Im Gegenteil: Die fiesen Krallen jagen so manchem gestandenen Kerl die nackte Angst ein. Für Männer sind Fingernägel eben nur natürliche Werkzeuge, die beim Popeln und beim Schrauben-eindrehen helfen. Und die man schneiden muss, wenn der schwarze Rand unter den Nägeln breiter als drei Millimeter wird.
Die Fußpflege: Der Gang zum Zahnarzt ist für viele Männer schon eine echte Belastung und bringt viele Hünen zum weinerlichen Greinen, wenn der nächste Termin im Kalender steht. Warum dann noch freiwillig zur Fußpflege gehen, um sich an der entgegengesetzten Körperseite die verhornten Nägel kürzen und die Hornhaut vom Ballen hobeln zu lassen? Im Bett lassen wir doch eh die Socken an. Und auch sonst ist ein bisschen Hornhaut doch nur etwas Gutes – etwa für einen sicheren Stand in den schweren Gezeiten des Lebens.
Der Frauenarzt: Die Vorstellung, regelmäßig zu einem Arzt zu gehen, der sich einzig und allein um ihre erektilen Weichteile kümmert, sorgt dafür, dass Männer äußerst verkniffen und unbehaglich aus der Wäsche schauen. Niemals und unter keinen Umständen freiwillig würde ein Mann zu einem Männerarzt gehen. Der bei diesem Geschlecht ja Urologe heißt. Dafür müsste es im Schritt brennen wie Chili, es müssten ungewöhnliche Hauttöne wie grün und blau ins Spiel kommen und die eigene Potenz müsste in unmittelbarer Gefahr sein.
Shopping-Parties: Männer treffen sich gern, um sich voller Hingabe anzuschweigen und Bier zu trinken. Da das Schweigen auf Dauer doch etwas eintönig ist, gucken sie zusammen blutrünstige Action-Filme oder pokern. Aber Frauen? Sie treffen sich liebend gern zu privaten Shopping-Parties. Hier können sie sich beim „tuppern“ stundenlang mit bunten Plastikdosen beschäftigen, deren geheime Technik kein Mann versteht und die ein Y-Chromosom-Träger nach dem Öffnen nie wieder zubekommt. Oder sie beschnuppern duftende Kerzen – und das im modernen Zeitalter, wo es doch bereits elektrisches Licht in jedem Zimmer gibt. Zumal jeder Mann nur dann Duftkerzen anzünden würde, wenn die eigenen Socken zu sehr müffeln. (Carsten Scheibe, Foto: Tanja M. Marotzke)
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