Falkensee: Neue Stolpersteine verlegt
Stolpersteine – das sind quadratische Messingtafeln, die direkt in das Trottoir eingelassen werden. Und zwar gleich vor dem Haus, in dem die Opfer des Nazi-Regimes gewohnt haben, bevor sie denunziert, deportiert, ermordet oder in die Flucht getrieben wurden.
Stolpersteine reißen uns auf unseren alltäglichen Wegen ganz plötzlich aus den Gedanken und konfrontieren uns mit einem schlimmen Schicksal, das nicht in Vergessenheit geraten sollte.
Gunter Demnig (69) stammt aus Nauen. Der Künstler ist aber längst in ganz Deutschland unterwegs, um neue Stolpersteine zu setzen. Das Geld dafür stammt aus Spenden, die Einzelschicksale werden von Vorbereitungsgruppen vor Ort aufwändig recherchiert und für die Steinverlegung aufbereitet.
Am 16. November war Gunter Demnig auf Einladung der Stolperstein Vorbereitungsgruppe Falkensee und Osthavelland (www.stolpersteine-falkensee.de) wieder in der Gartenstadt, um zehn neue Stolpersteine zu verlegen. Vier wurden in der Hohlbeinstraße 42/46 gesetzt, drei in der Leistikowstraße 13 und 40 und drei noch einmal in der Karl-Marx-Straße 40.
Wer die ausführlichen Zeitprotokolle der Vorbereitungsgruppe nicht im Internet nachschlägt, liest direkt auf den Steinen eine kurze Zusammenfassung. In der Karl-Marx-Straße 40 heißt es etwa auf einem von ihnen: „Hier wohnte Dr. Mordarchai Rothenberg, Jg 1862. Deportiert 1942 Theresienstadt. Ermordet 5.10.1942“. Ein wenig Hoffnung: Zwei Steine erinnern an Amalie und Charlotte Rothenberg. Mutter und Tochter gelang 1938 die rettende Flucht nach Argentinien.
Dass die Stolpersteine inzwischen in ganz Deutschland zu finden sind, dazu hat Gunter Demnig seine ganz eigene Theorie: „Viele junge Leute aus kleinen Orten studieren in der Großstadt, lernen hier die Stolpersteine kennen und stellen zurück in der Heimat fest, dass hier bislang noch keine Stolpersteine verlegt wurden. Dann tun sie etwas dagegen. Wir hatten den Fall im Rheinland, da sind sechs junge Schülerinnen zum Bürgermeister gegangen, haben ihm die Idee der Stolpersteine erklärt, mehrere akribisch vorbereitete Einzelschicksale präsentiert und bereits die gesamte Finanzierung für die Steine vorgelegt. Da konnte der Bürgermeister nur noch Grünes Licht geben.“
Bei der Verlegung der neuen Stolpersteine waren Heiko Müller (Bürgermeister in Falkensee), Ines Jesse (Staatssekretärin in Potsdam), Barbara Richstein (Landtagsabgeordnete der CDU), Ursula Nonnemacher (Abgeordnete der Grünen im Landtag von Brandenburg) und andere bekannte Persönlichkeiten aus der Stadt mit dabei.
Stephan Schacher von Schacher Immobilien (Foto Mitte rechts) gehört das Haus an der Karl-Marx-Straße 40, das im Frühjahr nächsten Jahres aufwändig und originalgetreu saniert werden soll; rundum wird dann später ein kleiner Architekten Park entstehen: „Ich habe dieses Jahr fünf der Stolpersteine finanziert, weil mich die jüdischen Schicksale in unserer Stadt sehr interessieren und bewegen.“ (Text/Fotos: CS)
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