Spandau – Kladow: Eine Kerze im Flur
Auf dem Campus des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe gibt es mehrere Einrichtungen, die sich auch der anthroposophisch erweiterten Pflege und Medizin widmen. Im obersten Stockwerk in Haus 11 befindet sich etwa das zum Christophorus Verbund gehörende Gemeinschaftshospiz Christophorus. (ANZEIGE)
Wer durch die stets geöffnete Eingangstür kommt, betritt einen farbig gestalteten Flur. Anders als im Krankenhaus üblich sind die Wände in warmen Pastelltönen angemalt und auf dem Empfangstresen ist eine große Druse mit einem lilafarbenen Amethysten zu bestaunen, die neben dem Namensparton, dem Christophorus steht. So entsteht eine angenehme und ruhige Atmosphäre.
15 Betten gibt es in dem bereits 2004 gegründeten Hospiz. An manchen Tagen steht eine brennende Kerze vor einem der Zimmer. Anne Dreßke: „Die Kerze zeigt uns allen an, dass hier in diesem Zimmer gerade jemand verstorben ist. Der Anblick ist auch für uns Pflegende wichtig und es entsteht sofort eine besondere innere Haltung und Atmosphäre.“
Ins Hospiz kommen Menschen mit nicht mehr therapierbaren Tumorerkrankungen. Aber auch andere in naher Zeit zum Tod führende Erkrankungen (Herz-Kreislauf oder schwere COPD) ermöglichen eine Aufnahme. Das Hospiz begleitet Menschen auf ihrem letzten Lebensweg und versucht diesen Weg würdevoll zu gestalten – unter unbedingter Wahrung der Autonomie der betreuten Schwerstkranken. Anne Dreßke: „Unser jüngster begleiteter Patient war 26 Jahre alt und die älteste Dame feierte ihren 100. Geburtstag bei uns. Eine Aufnahme bei uns ist aber keine Frage des Alters, auch wenn die meisten betreuten Patienten zwischen 50 bis 70 Jahre alt sind.“
Die ambulante palliative Versorgung, ärztlich wie auch pflegerisch, ist in den letzten Jahren so gut ausgebaut worden, dass der Wunsch nach einem Sterben in den eigenen vier Wänden im Kreise der Familie und Freunden heute häufiger erfüllt werden kann. Wenn die Symptomlast dann jedoch stark zunimmt oder sich der Allgemeinzustand massiv und vor allem schnell verschlechtert, kommen die betreuenden Familie nicht selten an ihre Belastungsgrenze und brauchen zusätzliche Unterstützung – und entscheiden sich dann gemeinsam für eine Aufnahme im Hospiz.
Anne Dreßke: „Alle Menschen, die zu uns kommen, wissen, was diese Entscheidung und der Weg zu uns bedeutet. Trotzdem geht jeder Mensch im Hospiz sehr unterschiedlich damit um. Wir versuchen jedem betreuten Menschen bei uns auf seinem Weg zu begleiten und zu unterstützen. Sterben ist ein Teil des Lebens und ich bin oft erstaunt, wie viel Leben sich hier ereignet und wie viele Lebenskräfte noch vorhanden sind, vor allem, wenn den Betreuten noch ein bestimmtes Datum wichtig ist, das sie erreichen möchten, z.B. ein runder Geburtstag, die Hochzeit der Enkelin oder die Geburt eines Enkels.“
Im Hospiz werden die schwerstkranken Menschen von Palliativmedizinern betreut, die mehrmals in der Woche zur Visite kommen. Anne Dreßke: „Im Gemeinschaftshospiz Christophorus pflegen wir anthroposophisch erweitert und bieten den Menschen unsere zusätzlichen Wickel und Auflagen an. Wir arbeiten viel mit Schmerzölen und Einreibungen.“ Das Hospiz bietet auch die Möglichkeit einer Aufbahrung nach dem Tod bis zu drei Tagen. Dafür gibt es einen besonders gestalteten Abschiedsraum. Dies ist eine Besonderheit in Berlin.
Die Aufnahme im Hospiz erfolgt in der Regel durch ein Hospizgutachten. Die Kosten des Aufenthaltes werden von der Kranken- und Pflegekasse getragen. Fünf Prozent der Kosten der Pflege müssen immer noch die Hospize selber tragen, so dass das Hospiz auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist. Neben der regelmäßigen Spende gibt es auch die Möglichkeit der einmaligen und der zweckgebundenen Spende. (Foto: CS/Text: CS,Dreßke)
Info: Gemeinschaftshospiz Christopherus, Kladower Damm 221 Haus 11, 14089 Berlin, Tel.: 030-36509902 (Sozialdienst), 0163-5632747 (Spenden) www.gemeinschaftshospiz.de
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