Pappbootrennen auf dem Falkenhagener See
Früher gab es in der Grundschule so ein Aufsatzthema, da hatten alle Schüler Lust drauf. Dann ging es im Deutschunterricht darum: Mein schönstes Ferienerlebnis. Und schon schrieben die Kinder in ihren eigenen Worten, was sie in den Sommerferien alles Tolles erlebt hatten.
Vielleicht saßen sie zum ersten Mal in einem Flugzeug. Oder sie haben im Meer gebadet, eine tolle Stadt gesehen, neue Freunde in einem fernen Urlaubsland gefunden oder einen riesigen Vergnügungspark besucht.
Sicher ist aber eins: Die größten Abenteuer kosten nicht viel Geld. Und sie sind gleich um die Ecke zu finden. Für viele Kinder aus der ganzen Region war so etwa das Pappbootrennen am Anfang der Sommerferien ein ganz großes Ereignis, an das sie noch ganz lange zurückdenken werden. Und dabei war dieses Abenteuer so leicht zu bewerkstelligen.
Die Jugendclubs und die Straßensozialarbeiter der Region hatten zu diesem Event aufgerufen. Ihr Materialeinsatz vor Ort: Jede Menge Pappe und Klebeband. Mit diesen Utensilien sollten die Kinder ein Pappboot bauen, um damit – ohne abzusaufen – einmal eine Strecke über den Falkenhagener See zu paddeln.
Und wie toll sahen die in stundenlanger Arbeit gebastelten Boote aus! Wie stolz waren die Kinder. Und dann diese Namen, die sich die Knirpse für ihre wackligen Boote ausgedacht haben.
Sicherlich schlug ihnen das Herz ganz weit oben im Hals, als sie mit ihren leichten Pappbooten endlich „zu Wasser gelassen“ wurden. Manche Konstruktionen gingen sofort unter, andere fielen mitten auf dem See auseinander. Nur die wenigsten schafften es an die andere Uferseite. Und wie groß war da die Freude. Und die Erkenntnis: Nächstes Jahr sind wir wieder mit dabei!
Vergessen waren Smartphone und Konsole: Auf über 60 Kinder wartete Ende Juli das erste richtig große Abenteuer der Sommerferien. Sie machten beim 3. Pappbootrennen mit, das direkt am Falkenhagener See stattfand. Organisiert wurde es von den Straßensozialarbeitern, vom Jugendclub Seeburg, vom Jugendclub „Die Brücke“ und vom „Saftladen“ aus Falkensee. Auch der Hort der Kita „Koboldland“ aus Dallgow-Döberitz machte bei dem großen Spaß mit – der zum Glück bei bestem Wetter ausgetragen wurde.
Die Aufgabe um 10 Uhr in der Früh lautete: Baue mit deinen Freunden ein Boot aus Pappe und Klebeband zusammen – und paddle damit über den See, ohne unterzugehen. Vier Stunden lang planten, schnitten, rissen, formten und vor allen Dingen klebten die Kinder zwischen 6 und 13 Jahren an ihren Booten. Nach dieser Zeit durften die Kinder ihre Boote und ihre Besonderheiten vorstellen. Einige Teams hatten sich dabei sogar Extras wie Getränkehalter oder Stoßdämpfer einfallen lassen.
Loay und Jawad aus Falkensee waren bereits beim letzten Jahr mit dabei. Ihr Boot „Jawad“, das mit einem Haikopf ausgestattet war, hatten sie mit Absicht deutlich kleiner angelegt als beim letzten Mal: „Da wollten wir zu zweit ins Boot. Dadurch war es nicht mehr stabil genug und ist untergegangen. Dieses Jahr geht nur einer von uns ins Boot. Dann haben wir bessere Chancen.“
Jedes Team hatte so seine Tricks. Am Boot „Finn“ hatte so etwa die Oma mitgebastelt. Außerdem bekam es einen doppelten Boden – für mehr Stabilität. An der „Salamigurke“ hatten die Zwillinge Antonia und Charlotte, beide 8 Jahre alt, gearbeitet. Antonia: „Es hat uns ganz großen Spaß gemacht. Wir waren zum ersten Mal mit dabei.“
Damit vor Ort nichts passierte, hatte die DLRG ein Zweierteam Rettungsschwimmer geschickt. Patrick Schreiber: „Wir waren letztes Jahr schon vor Ort. Da haben wir die Strecke durch den See einmal abgeschritten, um ein Gefühl für den Bereich zu bekommen. Erwachsene können hier noch stehen, die Kinder müssen aber schwimmen, wenn sie ins Wasser fallen.“ Jasmin Holfert: „Das ist ein richtig toller Event, da helfen wir sehr gern mit.“
Gegen 12 Uhr war es so weit. Die ersten Teams ließen ihre Boote zu Wasser, schickten ihre Kapitäne ins Boot und drückten ihnen die selbstgebauten Paddel in die Hand. So manches Boot kenterte leider sofort. Andere Pappbauten schafften es wenigstens noch um die erste Schilfecke, um immerhin „auf hoher See“ eindrucksvoll unterzugehen. Häme gab es keine, jeder Versuch wurde beklatscht und niemand musste als Verlierer aus dem Wasser steigen. Es war einfach eine tolle Gaudi, mit dabei zu sein.
In der Folge schafften es nur die wenigsten auf die andere Seite des Sees. Die es schafften, mussten in der Regel aus den aufgeweichten Resten ihres mit letzter Kraft in den Hafen geschipperten Kahns steigen. Nur ein Team brachte das Kunststück zustande, nicht nur den Hinweg zu meistern, sondern auch noch die gesamte Strecke wieder zurück zu paddeln. Das war ein 2-Mann-Boot mit zwei Mädchen an Bord. Jolina und Jolina schafften das Meisterstück unter großem Applaus. Und ihr Boot sah anschließend so unbeschadet aus, als könnte es ohne Probleme noch einmal über den See fahren. Das von den Organisatoren perfekt vorbereitete Abenteuer kostete die Kinder nur 1,50 Euro für Essen und Trinken. Ein Beweis mehr, dass die tollsten Erlebnisse nicht teuer sein müssen. Mit Sicherheit werden die Kinder dieses Abenteuer so schnell nicht vergessen.
Und: Natürlich gab es Schwimmwesten für alle Kinder. Und für das Plantschen im See eine Sondergenehmigung, denn regulär ist das Baden im Falkenhagener See an der Liegewiese am Eispavillon verboten.
Andreas Rebiger vom Falkenseer Jugendclub „Die Brücke“: „Das Pappbootrennen ist ein gemeinschaftlicher Event der offenen Jugendarbeit aus Falkensee und der Umgebung – mit dem ASB, dem Mikado und anderen Beteiligten. Die Kinder haben viel Spaß, sie absolvieren in der Gruppe aber auch ein echtes Sozialtraining und lernen, sich in der Gruppe zu verständigen. Gemeinsam an einer Idee arbeiten, darum geht es.“ (Fotos/Text: CS)
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