Soultrain rocken in der Falkenseer Stadthalle!
Ganz bestimmt waren sie im Auftrag des Herren unterwegs. Am 10. November rockte Soultrain mit ihrer „The Blues Brothers Show“ die Falkenseer Stadthalle. Und all die Leute, die das Event verpasst haben, dürfen sich einmal an die Nase fassen, denn die Stadthalle kochte, tobte, tanzte, feierte bis in die frühen Morgenstunden.
Gegen 20 Uhr brachte Ingolf Reichelt die etwa 250 Zuschauer mit seiner Falkenseer Band „Friday Night“ auf Temperatur. Reichelt erzählte selbst noch kurz vorher: „Ich lag drei Tage mit einer Erkältung flach. Ich hoffe, die Stimme hält.“ Und sie hielt. „Friday Night“ spielte mit sieben Leuten auf der Bühne sehr rockige, sehr harte und sehr rotzige Songversionen von Muddy Waters, John Lee Hooker und anderen Größen mit Blues-Hintergrund. Ingolf Reichelt überzeugt als Lokalmatator mit seiner tief blubbernd-röhrenden Stimme – und spielte nonstop bis halb zehn am Abend. Zum Ende hin kam die Ankündigung: „Wir versuchen es jetzt auch einmal“. Und schon spielte „Friday Night“ mit „Sweet Home Chicago“ einen typischen Blues Brothers Song.
„Ganz schön frech“, urteilte begeistert der Falkenseer Musiker Axel Zabel, der bereits Songs mit Morcheeba aufgenommen hat und der auf der Blues-Brothers-Party in der Stadthalle in seinen 52. Geburtstag hereinfeierte. Er stellte klar: „Normalerweise gehe ich nicht zu Cover- und Tribute-Bands, wenn es noch die Chance gibt, stattdessen lieber das Original zu hören. Diese Chance habe ich aber bei den Blues Brothers nicht mehr. John Belushi ist tot, einige weitere Bandmitglieder sind in der Zwischenzeit verstorben – und ich habe in den YouTube-Videos im Internet gesehen, dass Soultrain wirklich etwas auf den Kasten hat.“
Viele der im Schnitt 40- bis 60-jährigen Besucher, die zum Soultrain-Konzert gekommen waren, sind überzeugte Blues-Brothers-Fans. Manche kamen sogar im original schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schwarzem Hut.
Die echten Blues Brothers wurden übrigens von den beiden US-Schauspielern Dan Aykroid und John Belushi gegründet, die erste Auftritte mit der Band in der berühmten amerikanischen „Saturday Night Live“ Show hatten. John Landis machte daraus 1980 die kultige Filmkomödie „Blues Brothers“. Hier bekamen die Blues Brothers die Aufgabe, „im Auftrag des Herren“ die Band wieder zusammenzubringen, die nach einem Knastaufenthalt eines der Blues Brothers auseinandergefallen war. Das Lexikon des internationalen Films schreibt: „Ungewöhnliche Mischung aus Musik- und Actionfilm, die durch überdrehte Ausgelassenheit, eine unbändige Zerstörungswut, zündende Musiknummern und urige Hauptdarsteller gekennzeichnet ist.“
Für viele Fans ist der Film absoluter Kult – sie können alle Dialoge mitsprechen und alle Songs textsicher mitsingen.
Soultrain gelang es mit seinen 12 Mitgliedern äußerst gut, die Stimmung und die Musik des Films auf die Falkenseer Bühne zu bringen. Viele Moves, Tanzschritte und Szenen stammten 1:1 aus dem Film, anderes wurde selbst neu hinzuinszeniert.
Für die Fans, die schon vom ersten Song weg vor die Bühne preschten, um hier das gesamte Konzert über zu tanzen, war vor allem die mitreißende Blues-Musik ein echtes Highlight im Falkenseer Spielplan.
Soultrain spielte von kurz vor zehn bis nachts um ein Uhr einen Welthit nach dem anderen. Ganz egal, ob „Gimme some Loving“, „Rawhide“, „Shake A Tail Feather“, „Do you Love Me?“, „Hold On I‘m Coming“ oder „My Girl“ – den Zuschauern wurde einiges geboten. Damit das Outfit der Zuhörer auch zu den Blues Brothers auf der Bühne passte, verschenkten „Elwood“ und „Jake“ immer wieder schwarze Sonnenbrillen. Und zu „Minni the Moocher“ hielten sie das Mikrofon in die Menge, damit die Gäste selbst den Refrain einsingen konnten.
Bei der Setliste beschränkte sich Soultrain nicht nur auf das Musikangebot des ersten Films, sondern spielte auch einiges aus dem Nachfolgefilm „Blues Brothers 2000“, der leider bereits ohne John Belushi gedreht werden musste. Songs wie „Funky Nassau“ sind aber so spitze, dass sie es verdienen, noch einmal ausgepackt zu werden.
Zu Soultrain gehören auch die beiden Soulsisters, die passend zum „Peter Gunn Theme“ im Nonnenkostüm auf die Bühne marschierten, während der Show mit ihren Hintergrund-Vocals und Tanzschritten für Stimmung sorgten, um am Ende mit „R.E.S.P.E.C.T.“ und „Think“ auch noch selbst zum Mikrofon greifen zu dürfen.
Nach einem schier endlosen Kanon kultiger Blues-Hits wie „Green Onions“, „She Caught the Katy“ oder „Jailhouse Rock“ beendete Soultrain das Konzert mit einer einzigartigen Abfolge von mitreißend gespielten Soli aller Musiker.
Axel Zabel: „Soultrain hat mich komplett weggeblasen, das war unglaublich gut. Dass ich mich mal zur Musik bewege und tanze, kommt in der Rangliste der Wunder gleich nach der Unbefleckten Empfängnis. Und trotzdem war das heute so.“
Soultrain hatte selbst auch viel Spaß in Falkensee, auch wenn die Technik im Saal den ganzen Abend über immer wieder Probleme machte und Rückkopplungen den Sound trübten: „Wir sind in zwei Jahren wieder da.“
Eins ist sicher: Die Falkenseer Stadthalle, der immer wieder das stimmungsvolle Ambiente abgesprochen wird, kann auch anders. Soultrain haben am 10. November alles rausgeholt und den Besuchern einen einzigartigen Abend beschert – auf einem Niveau, das sich auch hinter dem Programm der benachbarten Metropole Berlin nicht zu verstecken braucht. Die Falkenseer müssen nur noch mehr Eigenverantwortung übernehmen und proaktiv selbst herausfinden, welches Programm in der Stadthalle (www.stadthalle-falkensee.de) gespielt wird, um die wirklich tollen Events nicht mehr länger zu verpassen. (Text/Fotos: CS)
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