Falkensee: Zeitkapsel für Lunos
Seit einigen Wochen sind auf dem Gelände an der Seegefelder Straße kurz vor der Berliner Stadtgrenze die Bagger und Kräne aktiv. Mit schwerem Gerät wurde der ehemalige AGON Möbelmarkt dem Erdboden gleichgemacht. Nicht nur die Nachbarn fragen sich: Was wird denn da eigentlich gebaut?
Nun stehen viele Antworten fest. Ingo Volckmann ist der Besitzer des Areals und auch der Betreiber des ehemaligen Möbelmarktes. Ihm gehört aber auch die Spandauer Firma LUNOS Lüftungstechnik GmbH (www.lunos.de). Das Unternehmen, das zurzeit 90 Mitarbeiter in Spandau beschäftigt und Niederlassungen in 42 Ländern auf der ganzen Welt betreibt, sieht sich als „weltweiter Marktführer im Bereich der dezentralen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung“. Um das eigene Wachstum bewältigen zu können, reicht der Standort in Spandau längst nicht mehr aus.
Michael Merscher, Mitglied der Geschäftsleitung: „Es ist sehr schwer, in Berlin oder im Umland noch ein freies Grundstück in entsprechender Größe zu finden, das den Bau eines neuen Firmengebäudes in den von uns geplanten Ausmaßen erlaubt. Dass der AGON Möbelmarkt sich in Falkensee nicht durchsetzen konnte, ist unser Glück. Wir nutzen das freigewordene Areal nun für unsere Expansion und bauen hier in Ergänzung zum Spandau-Standort ein neues Gebäude. Das wird 14.000 Quadratmeter Fläche umfassen, wobei wir etwa 15 Millionen Euro investieren werden.“
Am 20. Januar kam es vor Ort zu einer symbolischen Grundsteinlegung. Symbolisch deswegen, weil der Bau längst begonnen hat und der Kellerabschnitt schon sichtbar Struktur angenommen hat.
Doch viele Lunos-Mitarbeiter, neugierige Nachbarn, Vertreter der Gewerke und auch Falkenseer Politiker wie etwa Bürgermeister Heiko Müller und Dezernent Thomas Zylla nutzen die Gelegenheit, um bei Würstchen vom Grill und Glühwein mehr über das Projekt zu erfahren.
Und das sind die Kerndaten. Lunos baut nahezu in Handarbeit und demnach in Manufaktur-Bauweise hochwertige Lüftungssysteme, die nur im Fachmarkt zu kaufen sind und denen die eigenen Ingenieure eine Lebensdauer von bis zu 50 Jahren zugestehen.
In das neue Lunos-Gebäude in Falkensee kommen nun Produktions-, Labor- und Büroflächen für geplant 250 bis 300 Mitarbeiter. Das gesamte Labor für die eigene Zukunftsforschung soll fortan allein in Falkensee lokalisiert sein. In einem weißen „Würfel“ soll ein halbautomatisches Hochregallager für die Lagerung fertiger Teile untergebracht werden. So wird der Falkenseer Standort auch für die Logistik von hoher Bedeutung sein.
Interessant ist, dass Lunos das eigene Knowhow am Falkenseer Standort auf die Spitze treibt, um „zum modernsten F&E-Gebäude der Branche“ zu werden. Ziel ist es so zum Beispiel, nahezu energieautark zu sein. Auf das Dach kommt eine Solaranlage, die aus Sonnenlicht Strom erzeugt. Strom, der dann einen Großteil des Strombedarfs der Firma deckt. Die Tiefgarage für 130 Fahrzeuge (mit eigener Ladestation für Elektrofahrzeuge und eBikes) nutzt die Restwärme der frisch geparkten Fahrzeuge, um die Wärmeenergie dank mehrerer Wärmetauscher zum Heizen der Büros zu verwenden. Dank maximaler thermischer Isolation entstehen auch nur geringe Heizwärmeverluste. Dank Innenhof und Glasfassaden kommt viel Tageslicht in die Räume, in denen die Menschen arbeiten. Das spart den Einsatz von künstlichem Licht und schafft eine bessere Atmosphäre.
Eine weitere Besonderheit: Unter der Tiefgarage wird es ein Reservoir für 750 Kubikmeter Wasser geben – für den Brandschutz. Sollte es einmal zu einem Brand vor Ort kommen, ist ausreichend Löschwasser für die Feuerwehr vorhanden.
Michael Merscher: „Wir hoffen, dass wir bereits zwischen Weihnachten und Neujahr 2018/19 umziehen können. Da wir aber merken, wie die Ressourcen-Knappheit auf dem Baumarkt für Probleme sorgt, wird es sicherlich zu Verzögerungen kommen. Schon jetzt bekommen wir nicht so schnell neuen Beton aus Spandau, wie wir ihn gebrauchen würden. Unser zweiter Wunschtermin für einen Umzug ist Ostern 2019. Dann wollen wir auch schon die Produktion vor Ort aufnehmen. Da wir auf jeden Fall noch weitere Mitarbeiter benötigen werden, nehmen wir gern schon jetzt Bewerbungen entgegen.“
Passend zum Termin der Grundsteinlegung hat sich die Lunos-Führung etwas ganz Besonderes ausgedacht: Eine Zeitkapsel aus Metall wurde vor Ort befüllt – mit Dingen unserer Zeit, die einige Lunos-Mitarbeiter mitgebracht hatten. Auch eine aktuelle Ausgabe von FALKENSEE.aktuell wanderte mit in die Metallkapsel.
Michael Merscher: „Alle Besucher, die Lunos später ansteuern, können das Gebäude nur über die Tiefgarage erreichen – es gibt keine Parkplätze vor der Tür. Mit dem Fahrstuhl fährt man ins Foyer nach oben. Dort wird es ein kleines Lunos-Museum geben – mit interessanten Ausstellungsstücken aus unserer Historie. Schließlich gibt es die Firma bereits seit dem Jahr 1959 in Spandau. Direkt vor dem Fahrstuhl lassen wir ein Loch in der Bodenplatte. Hier wird die Zeitkapsel in den Boden eingefügt, beleuchtet und mit einer Panzerglasplatte abgedeckt. So kann jeder Besucher die Zeitkapsel sehen. In genau 50 Jahren möchten wir die Zeitkapsel heben und gemeinsam schauen, was hier verstaut wurde.“
Eine Lunos-Mitarbeiterin warf so etwa eine Münze mit Prägestempel von 2018 in die Zeitkapsel, eingewickelt in ein selbst geschriebenes Briefchen. Was auf dem Zettel steht? In 50 Jahren werden wir es wissen.
Das neue Lunos-Gebäude nimmt aber nur eine Hälfte des beräumten Geländes ein. Auf der anderen Hälfte plant Ingo Volckmann den Bau von insgesamt 300 Wohnungen – allerdings erst NACH der Fertigstellung des Lunos-Firmensitzes.
Michael Merscher: „Wir planen dreiWohnblöcke in Hufeisenform und fünf Stadtvillen. Auch hier werden wir Tiefgaragen bauen, damit alle Mieter einen Parkplatz für ihr Auto haben. Die Häuser errichten wir im Bauhaus-Stil – in den grau-weißen Lunos-Farben. Auch hier werden wir mit viel Glas bauen. Und es wird auch einige Penthouse-Wohnungen geben.“
Mit dem Bau der Wohnungen wird voraussichtlich Ende 2019, Anfang 2020 begonnen werden. (Fotos & Text: CS / Planungszeichnungen: WEP Effinger Partner Architekten BDA)
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