12 Antworten von … Dr. Frank Dittmer
Frank Dittmer (55) kam 2005 als „männliche Pfarrfrau“ in die Gartenstadt. Seine Frau wurde im selben Jahr Pfarrerin in Seegefeld. Seit 2011 ist Dittmer „der“ Erwachsenenbildner des Havellandes – er leitet hier die Kreisvolkshochschule. Neben dem Lernen mag er Musik, Literatur und Alltagsgeschichte.
Er kurbelt den Leierkasten, trägt Literarisches vor und greift selbst zum Stift für kabarettistische Dialoge, Kurzprosa und historische Reminiszenzen.
Raus in die Natur: Ihr Lieblingsplatz in Falkensee?
Ach, ach, ich muss es eingesteh’n: Nicht das große Miteinander im öffentlichen Grün hat es mir angetan, sondern (wie bei so vielen Zuzüglern) das private Glück auf grüner Scholle: Im eigenen Hinterhof-Strandkorb in die Sonne blinzeln oder auf dem Familien-Balkon beim Abendbrot das Abendrot genießen…
Shopping? Wo kann man das in Falkensee am besten?
Für’s Überleben haben die Discounter gesorgt. Leider gilt hier: „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht.“ Dass sich der wackere Einzelhandel noch mal zu einer attraktiven Flaniermeilen-Innenstadt entwickeln möge, halte ich nicht für ganz so wahrscheinlich.
Wenn der kleine Hunger kommt? Der Imbiss Ihres Vertrauens?
Der kleine ist der schnelle Hunger. Und allzu breit ist die Palette der zentrums-fußläufigen Imbisse ja nun gerade nicht. Also werden alle abwechselnd mit meinem Vertrauen versehen und Besuch bedacht. Dabei kommen die letzten guten regionalen Bäcker und Konditoren in Post- und Bahnhofstraße nicht zu kurz und der entschleunigende Weltladen mit seinem kleinen Snackangebot ist auch gern dabei.
Wenn der große Hunger kommt? Wo gehen Sie dann essen?
Rainald Grebes „Nimm‘ dir Essen mit, wir fahr’n nach Brandenburg“ wäre zu gemein. Aber zugegeben: Für mehr Abwechslung reisen wir gern mal vom heimischen Herd in die benachbarten Landeshauptstädte. Dabei mögen wir auch (fast) alle Vor-Ort-Essenskocher. Viele sind supernett, bei allen gilt mindestens das brandenburgische Superlativlob: „Kann’ze nich’ meckan.“ Wenn die bisher über die Falkenseer Feste fliegende Flüchtlingsküche mal sesshaft würde, das wäre noch so’n Ort…
Abends etwas trinken? Nur wo?
Am besten zuhause auf dem Balkon.
Was für ein Laden fehlt in Falkensee?
Die Liste wäre zu lang für eine kurze Kolumne – aber kaufen ist auch nicht alles: Am schmerzlichsten vermisse ich einen öffentlichen Bücherschrank als Gratis-Tauschbörse, wie er andernorts, z.B. in alten Telefonzellen, längst eingerichtet ist. Ich suche Gleichgesinnte, die mit mir einen solchen Ort schaffen und betreuen wollen.
Wie beschreiben Sie den typischen Falkenseer?
Typisch scheint mir momentan der Schmelztiegel: dass hier Typen (und -Innen) aller Couleur anzutreffen sind. Dass dreiviertel davon Arbeitsmigrant/innen sind, also Zugewanderte. Vielleicht sollten sie sich das manchmal ein bisschen bewusster machen im Umgang mit Ureinwohnern und noch neuer zugewanderten Flüchtlingen. Aber so sagte man ja schon in den Zwanzigern des Zwanzigsten über die Berliner: die echtesten kämen aus Ostpreußen.
Was muss man in Falkensee unbedingt gesehen haben?
Ganz klar, unsere Volkshochschule in der Poststraße ist ein „Must-Go“: nicht nur als kluges, sondern auch als musisch-kreatives Haus und Ort interessanter Ausstellungen. Und die chronisch unterschätzte Top-Sehenswürdigkeit: Natürlich die älteste Kirche am Ort, die Seegefelder, mit ihrem alten Ribbeck-Altar und dem tollen Erinnerungsrelief an die Kinder der Gutsherren-Familie.
Was sollte man tunlichst in Falkensee NICHT gesehen haben?
Den Umgang der Stadt-Verantwortlichen mit ihrem Grün. Wäre „Gartenstadt“ ein Titel, müsste er nach Versiegelungsprojekten wie dem Betoncampus rund um die Stadtbibliothek von der zuständigen Unesco-Kommission schon längst aberkannt worden sein. Auch die Vernachlässigung des benachbarten Gutsparks lässt nichts Gutes für dessen Zukunft ahnen. So müssen die Privaten wohl zuhause noch ein paar mehr Bäumchen pflanzen, dann werden wir halt „Gärten-Stadt“…
Was ist das Besondere an Falkensee?
45.000 Einwohner so gut wie ohne Stadt. Lebenswert in freundlicher Peripherie und gleichzeitiger Nähe zur Hauptstadt. Weitgehend friedliche Koexistenz unterschiedlicher Lebensentwürfe mit der Schnittmenge: Jeder nach seiner Facon, gerne familiär, atemholend jenseits der Metropole. Und: Wachsende Kirchengemeinden!
Was nervt an Falkensee?
Alle maulen über den Alltagsstau und die meisten fahren doch ihr Elterntaxi quer durch die engen Vorstadtstraßen bis vor die Klassenzimmertür. Jede/r will sich aufgehoben fühlen – aber die Wenigsten tun was für den bürgerschaftlichen Gemeinschaftssinn. Also nicht nerven oder nerven lassen – selber besser machen!
Ich fahre gern nach Berlin, um …
… zu spüren, wie schön es ist, ins heimatlich-beschauliche Falkensee zurückzukehren. (Foto: CS)
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