Beim Landrat: Neujahrsempfang im Schloss Ribbeck
Einer der letzten Neujahrsempfänge des frisch angebrochenen Jahres fand am 26. Januar erstmalig auf Schloss Ribbeck statt: Landrat Roger Lewandowski (CDU) lud zusammen mit der Kreistagsvorsitzenden Manuela Vollbrecht (SPD) an die 300 Gäste in den „Leuchtturm der Kultur in der Mitte des Havellandes“ ein.
Ihrer Einladung folgten viele Politiker aus der Region, aber auch Vertreter des Sports, der Wirtschaft, der sozialen Einrichtungen und der Medien. Besonders interessant: Aus Nauen waren gleich drei Bürgermeister angereist: Altbürgermeister Werner Appelt, Detlef Fleischmann und Manuel Meger. Meger hatte gerade erst am Morgen die Amtsgeschäfte von seinem Vorgänger Fleischmann übernommen.
An diesem Abend stand den Besuchern das gesamte Schloss Ribbeck zur Verfügung. Zunächst fanden sich die Besucher aber im großen Saal ein, um der Rede des Landrats zuzuhören.
Und Roger Lewandowski begann seine Ausführungen gleich mit einer deutlichen Spitze gegen den „Chef“ des Landes Brandenburg: „Ich bin vielleicht nicht immer der gleichen Meinung wie unser Ministerpräsident. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ein Landrat einen anderen Blick auf vieles hat, aber am 1. November war ich zu 100 Prozent derselben Meinung wie Dietmar Woidke. Die Kreisgebietsreform war gescheitert.“
Das sehen auch viele Bürger so, die den Kreis des Havellandes genau so erhalten möchten, wie er ist. Denn dem Havelland geht es wirtschaftlich sehr gut. Und viele Bürger wünschen sich eben auch weiterhin „kurze Wege“ zur Verwaltung. Und einen Landrat „zum Anfassen“.
Klar sieht der Landrat die Entwicklung der ländlichen Regionen ganz weit oben auf seiner Prioritätenliste: “In den ländlichen Regionen im Havelland liegen die Herausforderungen gegensätzlicher Natur in Einwohnerschwund und der Erosion der öffentlichen Infrastruktur. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Vereine und Feuerwehren keine Mitglieder mehr gewinnen können und unsere Dörfer langsam, aber allmählich überaltern. Mit sinkenden Einwohnerzahlen sinkt auch die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sowie nach Bildungs- und Kulturangeboten. Versorgungsangebote ziehen sich aus der Fläche zurück. Schulen, Banken und Postfilialen schließen. Es entsteht ein Teufelskreis. Deshalb muss es unser Anliegen sein, junge Menschen in den Dörfern zu halten und neue Mitbürger für diese zu begeistern.“
Klar ist aber auch, dass gute Worte allein nicht reichen. Um die ländlichen Regionen attraktiver zu gestalten, müssen zwei Probleme gelöst werden – die Mobilität und die Internet-Anbindung. Roger Lewandowski: „Wir werden in den nächsten Jahren über 52 Millionen Euro in den Breitbandausbau investieren, weil auch dies wichtig bei der Wohnortwahl geworden ist und mittlerweile zur Daseinsvorsorge gehört. Und: Wir werden das ÖPNV-Angebot deutlich verbessern. Teil eins der gesamtheitlichen Verbesserung des ÖPNV ist seit September umgesetzt – das Buskonzept für Falkensee und Umgebung. 35 Prozent mehr Verkehrsleistungen können sich sicherlich sehen lassen. Die ersten Erkenntnisse sind bisher durchaus positiv, auch wenn es Bürger gibt, die sich bereits über zu viele Busse vor ihrer Haustür beschwert haben. Der Teil zwei, das Buskonzept für das weitere Havelland, befindet sich gerade in der Entwicklung.“
Gerade bei der Bahnanbindung gibt es aber noch Nachbesserungsbedarf, wie der Landrat ausführt: „Ich denke, dass wir als Landkreis sehr viel tun, um den öffentlichen Nahverkehr deutlich zu verbessern. Eben deshalb haben wir auch eine sehr klare Stellungnahme zum Entwurf des Landesnahverkehrsplanes abgegeben, denn dieser geht mir nicht weit genug. Dabei stechen vor allem die Strecke zwischen Nauen und Spandau sowie von und nach Rathenow ins Auge, bei denen in den Hauptverkehrszeiten schon jetzt die Menschen wie Ölsardinen nach Berlin und zurück transportiert werden. Die Pendlerzahlen steigen stetig, das kann ich selbst jeden Tag sehen, wenn ich mit dem Zug nach Rathenow fahre. Und die Pendlerzahlen werden weiter steigen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche und das ist ja auch richtigerweise politisch gewollt. Dann muss das Land aber auch die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen. Es müssen Taktverdichtungen und längere Züge her und das nicht erst ab dem Jahr 2022, sondern schon jetzt!“
Ganz konkret drohen Wustermark und Elstal die Abkopplung von der Bahn. Lewandowski: „Kritisch sehe ich auch, dass bei der Zusammenlegung der Linien RB13 und RB21 der Bahnhof Wustermark komplett abgekoppelt und der Bahnhof Elstal nicht mehr bedient werden würde. Das ist nicht akzeptabel. Das ist insbesondere deshalb kontraproduktiv und ein negatives Signal vonseiten des Landes Brandenburg, da das Umfeld des Bahnhofs Elstal gegenwärtig mit erheblicher Förderung des Landes infrastrukturell zu einem attraktiven bahnaffinen Gewerbestandort und Wissenschaftscampus ausgebaut wird. Wir stecken aktuell viele Millionen Euro in den Bahntechnologie Campus und nun soll der Bahnhof dort nicht bedient werden? Das halte ich für einen Schildbürgerstreich. Ich fordere daher die Bedienung der Haltestellen Wustermark und Elstal-Alt mit der neuen Linie RB21 auch mit Blick auf die Konzentration der Gewerbeansiedlungen im Umfeld.“
Erstaunlich ist, dass dem Landkreis Havelland langsam die freien Gewerbeflächen ausgehen. Roger Lewandowski: „Der Landkreis ist weiterhin ein gefragter Gewerbestandort. Das größte privatwirtschaftliche Vorhaben in diesem Jahr ist die Ansiedlung des Drogeriekonzerns dm-Drogerie Markt in Wustermark. dm plant den Bau eines großen Logistikzentrums. Die Investitionen liegen dabei deutlich über 100 Millionen Euro. Mit dieser Ansiedlung und dem Verkauf anderer Flächen sind die großen freien Gewerbeflächen im Kreis mittlerweile rar gesät. Eines der letzten größeren Stücke hat Hermes Germany erworben und ein modernes Warenverteilzentrum in Ketzin/Havel eingerichtet. Hier werden rund 250 Menschen eine Arbeit finden. Bei einer erfreulich geringen Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent wird es aber auch immer schwieriger, geeignete Arbeitskräfte zu finden.“
Im Schloss Ribbeck darf es aber natürlich auch um die Kultur im Landkreis gehen. Nach 500 Jahre Luther steht nun Theodor Fontane im Fokus: „Nun, da das Reformationsjahr vorbei ist, richten wir unseren Blick schon auf das nächste Jubiläum. Der Geburtstag des Dichters Theodor Fontane jährt sich 2019 zum 200. Mal. Und wo lohnt es sich mehr, dieses Jubiläum zu würdigen, als hier in Ribbeck, wo der berühmte Birnenbaum verwurzelt war? Den 200. Geburtstag wollen wir zum Anlass nehmen, Fontane auch kulturell zu ehren, denn kaum ein Dichter ist so untrennbar mit dem Havelland verbunden wie Fontane. Er hat das Havelland weit über seine Grenzen hinaus bekannt gemacht. Nicht nur mit dem ‚Herrn von Ribbeck‘, sondern auch mit seinem Werk ‚Wanderungen durch die Mark Brandenburg‘, in denen er die Schönheit des Havellandes, der Havel und der Schlösser und Herrenhäuser beschreibt. Im Museum von Schloss Ribbeck werden die Besucher ab 2019 – so das Land mitmacht – einen vollständigen Museumsumbau erleben können. Pünktlich zum Fontanejahr wird sich das Museum voll und ganz dem Dichter Theodor Fontane widmen.“
Die Gäste wurden auf dem Neujahrsempfang von einem Show-Programm der Musik- und Kunstschule Havelland im Garten von Schloss Ribbeck unterhalten. Bei einem oppulenten Büffet aus der hervorragenden Küche vom Schloss Ribbeck blieb für die Gäste noch viel Zeit zum Netzwerken und zum gedanklichen Austausch. (Text/Fotos: CS)
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