Schönwalde-Glien: Bei der Sauvesper
Eine Veranstaltung mit Tradition: Einmal im Jahr lädt Bodo Oehme Freunde und Weggefährten zur Sauvesper in den Hof des kreativ e.V. in Schönwalde-Dorf ein. Der Bürgermeister von Schönwalde-Glien besitzt selbst etwas Land in der Region und ist außerdem Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Schönwalde.
Viele Zugezogene wähnen sich im Speckgürtel von Berlin noch immer in der Großstadt und vergessen, dass sie nun auf dem Land leben. Da, wo Wildschweine, Dachse, Rehe, Füchse und andere Tiere Zuhause sind. Ohne die hegende Bestandspflege der Jäger würde das angestrebte Gleichgewicht der Natur nicht bestehen bleiben. Und so versteht sich die Sauvesper als ein geselliger Abend, an dem auch die jagdlichen Bräuche gepflegt werden.
Sechs Jäger aus der Region von Bötzow über Pausin bis nach Berlin waren am 9. Februar beim Sauvesper mit dabei. Komplett in grün gekleidet, hatten sie ihre Jagdhörner mit dabei, um aus dem Wald bekannte Melodien und Signalfolgen zu präsentieren – mitunter übrigens sogar in den west- und ostdeutschen Versionen, wie sie durch die Teilung Deutschlands entstanden sind. „Die Sau ist tot“: Viele Tonfolgen haben bei den Jägern eine ganz klare Bedeutung. Gut und gern hundert Zuschauer hörten gebannt zu, als die Jäger lautstark Auskunft über die verschiedenen Blasmelodien gaben.
Bodo Oehme nutzte die Gelegenheit, um klare Worte zu wichtigen Themen zu finden, die die Jäger beschäftigen: „Wir haben das Problem, dass die Menschen fast rund um die Uhr im Wald anzutreffen sind. Ganz egal, ob morgens um vier Uhr oder nachts um 22 Uhr: Nie hat der Jäger die Möglichkeit, einen sicheren Schuss zu setzen. Selbst beim Sturm Xavier liefen die Leute mit Stirnfunzeln durch den Wald.“
Auch zum Wolf hat Bodo Oehme eine klare Meinung: „Der Wolf ist da. In der Oberhavel gleich in der Nachbarschaft hat er bereits Schafe gerissen. Ich sage, im Ernstfall macht der Wolf keinen Unterschied zwischen einem Reh und einem Jogger. Ich habe einen Bekannten, der hat auf einem Truppenübungsplatz bereits drei Wolfsrudel mit bis zu 35 Tieren pro Rudel. Als ein Jäger auf seiner Jagd ein Reh aufgebrochen hat, haben ihn die Wölfe in direkter Nähe dabei beobachtet. Sie ließen sich erst durch einen Schuss in die Luft verscheuchen. Wir müssen überlegen, wie wir die Bevölkerung schützen.“
Und einen Rüffel an die eigene Bevölkerung gab es auch: „Es kann nicht sein, dass wir mehr als 1,4 Millionen Euro im Jahr aufwenden müssen, um Müll aus dem Wald rauszuholen. Weder blaue Müllsäcke noch Sofagarnituren gehören in den Wald, das ist eine Sauerei.“
Die Besucher stärkten sich bei butterzartem Wildschweinbraten mit Rotkohl und Rosenkohl. Es gab Glühwein – und vom Bürgermeister selbst ausgeschenkten Schnaps der Marke „Wilde Sau“. Viele lokale Promis wie Brieselang-Bürgermeister Wilhelm Garn, Staatssekretärin Ines Jesse, Dokumentarfilmerin Heide Gauert und Barbara Richstein (MdL) nutzten den rustikalen Abend für anregende Gespräche. (Text/Fotos: CS)
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