Kino-Filmkritik: Vielmachglas
Jella Haase ist wieder da. Eben haben wir sie noch als wunderbar beschränkte Problemschülerin Chantal Ackermann in „Fack ju Göhte“ gesehen, da kommt sie als Marleen schon wieder auf die große Leinwand. Regisseur Florian Ross widmet ihr in „Vielmachglas“ einen ganzen 89-Minuten-Film, der komplett als innerdeutsches Road Movie konzipiert ist.
Marleen ist Anfang 20, wohnt zu Hause, jobbt in einem kleinen Kino und weiß nicht auch nur im Ansatz, was sie in ihrem Leben einmal machen möchte. Ganz anders als ihr Bruder Erik (Matthias Schweighöfer), der permanent in der ganzen Welt unterwegs ist und ein Abenteuer nach dem anderen erlebt. Und jetzt soll er nach seinen Erfahrungen als Entwicklungshelfer, Surflehrer und Bergsteiger auch noch ein Buch schreiben.
Es muss erst ein Unglück passieren, um Marleen aus ihrer Lethargie zu reißen. Nur mit ein wenig Klimpergeld in der Tasche macht sie sich auf, um nach Hamburg zu reisen. Und wer hätte gedacht, dass man auf so einer kurzen Strecke so viele Abenteuer erleben kann! So trifft Marleen auf Glühwürmchen, wilde Bienen, einen echten Tiger, die irre YouTuberin Zoë (Emma Drogunova) und den smarten Fotografen Ben (Marc Benjamin). Und am Ende der Reise ist Marleen eine andere als die, die den Road Trip begonnen hat.
„Vielmachglas“ stammt aus den Laboren von Pantaleon Films (Matthias Schweighöfer). Und das merkt man. Der Name „Vielmachglas“ lehnt sich so sehr an Filmvorbilder wie „Keinohrhase“ oder „Zweiohrküken“ an, dass es schon unangenehm im Kleinhirn schmerzt. Die Handlung, die Abenteuer, die Musik, die Sprüche – alles wirkt wie aus dem Baukasten genommen, mit dessen Inhalten man einen an der Kinokasse erfolgreichen Schweighöfer-Film zusammenbasteln kann.
Nur dass in „Vielmachglas“ alles irgendwie nicht ganz echt wirkt. Weder nimmt man Schweighöfer den Erik mit Dreadlocks-Perücke und künstlicher Gesichtsbräune ab. Noch Jella Haase ihre leicht nerdige und schüchterne Marleen. Denn Marleen wirkt auf der Leinwand so, als hätte man der Schauspielerin gesagt: Mach mal die Chantal, nur eben ein bisschen anders.
Und so ist „Vielmachglas“ eine nette Unterhaltung für alle, die Til-Schweiger- oder Matthias-Schweighöfer-Filme mögen und all die Komponenten aus den alten Kinohits noch einmal sehen möchten. Schade ist, dass es gar nicht so viel Mühe benötigt hätte, um „Vielmachglas“ auf eine höhere Ebene zu stellen. Man hätte nur die alten Pfade hier und da einmal bewusst verlassen müssen. (CS / Bilder: © Warner Bros. Pictures Germany, antaleon Films/Martin Rottenkolber)
Tipp: 3 von 5 Sternen
FSK: Ab 6 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mKpypMN_UuM
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