Schönwalde-Glien: Workshop „Erntekronebinden“ im Jugendclub Paaren im Glien
Schönwalde-Glien. Am Dienstagabend haben sich 12 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 18 Jahren mit viel Geschick und Ausdauer an eine uralte Tradition herangewagt – das Erntekronenbinden. Gesehen haben sie selbstverständlich schon einmal eine Erntekrone, doch kennen sie niemanden, der diese Kunst noch ausübt.
Deshalb war Expertin Franziska-Maria Blask, Vorsitzende des Landfrauenverbandes Havelland, auch vor Ort, um zum bereits dritten Mal einen Workshop anzubieten – natürlich in Vorbereitung auf das Havelländische Erntefest, das am 2. September 2018 im Erlebnispark Paaren im Glien stattfindet. Das diesjährige Motto lautet: „Wasser ist Leben, Milch ist Nahrung.“
Vorbereitet waren die Kinder und Jugendlichen indes alle. Sie hatten sich im Vorfeld bereits gezielt Fragen gestellt. Woher bekommen wir das Kronengestell und auf was müssen wir achten? Die Aufgabe übernahm eine 16-Jährige, die einen Schlosser im Ort kennt. Ein Bauer, der die Gerste und den Weizen zur Verfügung stellt, war zudem gefunden. Doch wie wird geschnitten, gelagert und wieviel wird benötigt? Paarens Ortsvorsteher Andre Barkowski hatte bereits zugesagt, seinen Schuppen für die Lagerung zur Verfügung zu stellen. Nun war die große Aufgabe wie wird richtig gebunden? Die einzurechnende Zeit vom Einholen der Ähren bis zur Fertigstellung einer Erntekrone von ca. 200 Stunden schreckte hier niemanden ab. Der große Ansporn – der Erhalt eines Preises beim Erntekronen-Wettbewerb am 2. September. Eine Fachjury und das Publikum werden dann vor Ort entscheiden. Der erste Gewinn wurde direkt am Dienstagabend erzielt, denn Pfarrerin Birgit Wolter schaute vorbei und fragte, ob die Erntekrone nicht den Altar zum Erntegottesdienst beim Havelländischen Erntefest verzieren könnte.
Franziska-Maria Blask befürchtet und sieht indes vielerorts das Aussterben ländlicher Traditionen. Sie engagiert sich deshalb ehrenamtlich für den Erhalt dieser. Nur durch die praktische Hilfe, wie an diesem Abend kann sie Menschen bewegen. „Es birgt so viel Potential für Freude und Spaß, vor allem in einer Gemeinschaft etwas zu gestalten. Und natürlich wie hier beim Selbstversuch eine Tradition aufrecht zu erhalten“, so die Vorsitzende des Landfrauenverbandes Havelland.
Die neue Leiterin des Jugendclubs Christine Möller, gleichzeitig Vorsitzende des Vereins „Esel-Freunde im Havelland e.V.“, sieht mit diesem Projekt die Möglichkeit, ein generationsübergreifendes Miteinander zu schaffen. „Das Mitwirken am Erntefest ermöglicht uns die dörfliche Gemeinschaft zu stärken, indem wir aufeinander zugehen. Gleichzeitig lernen die Kinder landwirtschaftliche Berufe in ihrer Region kennen.“
Zum Hintergrund: Die Erntekrone steht symbolisch für die Macht der Natur – die kreisrunde Basis für Ewigkeit ohne Anfang und Ende. Früher wurde die Erntekrone nach dem Kornschnitt mit der letzten Erntefuhre den Gutsherren feierlich mit kirchlicher Segnung, Ernteliedern und anschließenden Fest überbracht. Die Ähren aus gewöhnlich vier Getreidesorten (Gerste, Weizen, Roggen und Hafer) erinnern daran, dass der Mensch von der Natur lebt und abhängig ist. Denn ohne eine gute, in harter Arbeit eingefahrene Ernte drohte ein schwerer Überlebenskampf im Winter.
Zum Foto: Die Kinder und Jugendlichen üben das Binden der einzelnen Ähren unter Anleitung der Vorsitzende des Landfrauenverbandes Havelland Franziska-Maria Blask. (Text/Foto: Annett Häßler / Gemeinde Schönwalde-Glien)
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