Schönwalde-Glien: Orchideen schützen im Teufelsbruch
Im Erlenbruch tut sich etwas. Ein Investor hat das über viele Jahre brachliegende Gelände der ehemaligen Militärkaserne direkt hinter der Paintball-Arena gekauft. Da, wo früher die Flugschule der Luftwaffe zu finden war, sollen nach umfangreichen Umbaumaßnahmen auf 67 Hektar Fläche Wohnungen für 2.500 neue Schönwalder entstehen.
Der Erlenbruch würde damit automatisch zum siebten Ortsteil der Gemeinde Schönwalde-Glien werden.
Ein Problem: Rund um den Erlenbruch erstrecken sich kilometerweit unberührte Landschaften, in denen der Mensch nur ein sehr seltener Gast ist. Viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind hier zu finden.
Am 29. Mai lud Bürgermeister Bodo Oehme zu einer Begehung des Teufelsbruchs rund um die ehemalige Start- und Landebahn der Flugschule ein. Hier gibt es endlose Trockenwiesen, darunter ein Areal, auf dem seltene Orchideen wachsen.
Um das etwa drei Hektar große Fauna- und Flora Habitat (FFH) mit den Orchideen kümmert sich der ehrenamtliche Verein Natur Hennigsdorf e.V., der 1995 von Stefan Weise (54) gegründet wurde. Der Vorsitzende des Vereins beschäftigt sich seit 37 Jahren mit den Pflanzen und hat sich sein immenses Studium als Autodidakt beigebracht. Sein Verein erhält Geld von der Naturschutzbehörde, um das Areal, dessen genaue Lage geheim bleiben soll, zu erhalten, indem die Pfeifengraswiese im Spätherbst gemäht wird. So soll vor allem der Baumwuchs verhindert werden.
Stefan Weise: „Auf dem Gelände, um das wir uns kümmern, haben wir 110 Pflanzenarten nachgewiesen, die im Land Brandenburg auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen. Dazu zählen auch viele Arten, die nicht nur gefährdet sind, sondern sogar vom Aussterben bedroht sind. Zu den seltenen Pflanzen gehören etwa der Sumpfenzian, der Kleine Klappertopf, das Zittergras, das Nordische Labkraut, der Mondrautenfarn oder die Kriechweide.“
Eine echte Besonderheit im Teufelsbruch sind einheimische Orchideen, die Seltenheitswert haben und die vor Ort noch in nennenswerter Zahl anzutreffen sind. Das gilt auch für das Breitblättrige Knabenkraut. Stefan Weise: „Von dieser Pflanzenart hatten wir schon 500 Exemplare gezählt, zurzeit sind es nur noch 100. Das liegt am Wetter der letzten Jahre. Ist es zu kalt oder zu nass, hat das sofort Einfluss auf die Häufigkeit der Pflanzen.“
Ganz egal, ob Steifblättriges Knabenkraut, Großes Zweiblatt, Grüne Waldhyazinthe oder Helmknabenkraut: Die Orchideen sind oft nur für den Kenner zu entdecken, da sie sich sehr gut im Gras verstecken.
Bürgermeister Bodo Oehme: „Wird der Erlenbruch bewohnt, werden die Menschen mit ihren Hunden auch die umliegende Natur erforschen und begehen. Wir müssen nun schauen, wie wir diese Natur schützen. Dafür war eine Begehung mit einem Fachmann wichtig – um überhaupt erst einmal zu sehen, worüber wir später in den Ausschüssen sprechen.“
Für das FFH gibt es einen Bewirtschaftungsplan, der vorschreibt, wie das Gelände genutzt, gemäht und beweidet werden darf. Verantwortlich ist der Landkreis Havelland und hier die Untere Naturschutzbehörde im Verbund mit dem Landesumweltamt, erklärte Bodo Oehme. (Fotos / Text: CS)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 148 (7/2018) veröffentlicht.
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