Niedergerungen: Bei den Ringern vom TSV Falkensee
Sportlich steht Falkensee für Hockey, Handball und Fußball. Aber wer hätte gedacht, dass in der Gartenstadt auch die Ringer aktiv sind? Die Sportler sind im TSV Falkensee (www.tsv-falkensee.de) organisiert. Fachbereichsleiter Marco Köhler (41) weiß: „Wir verzeichnen inzwischen über 30 Mitglieder. Neben den Kindern sind auch Erwachsene mit dabei.
Viele von ihnen haben als Kinder mit dem Ringen angefangen und sind inzwischen selbst Trainer. Ein Trend ist, dass immer mehr Mädchen zum Ringen finden. Auch bei uns im Verein gehen junge Mädchen zum Wettkampf auf die Matte. Das Eintrittsalter zum Ringen liegt bei sechs Jahren. Man kann es aber oft nicht an einer Zahl festmachen. Bei den ganz Kleinen ist das Training noch sehr spielerisch, richtig mit den Wettkämpfen geht das dann so im Alter ab sieben oder acht Jahren los.“
Am 1. Juli konnten sich die Ringer in der Stadt präsentieren. Da fanden in der Falkenseer Stadthalle die 12. Kinder- und Jugendsportspiele des Landes Brandenburg statt. Der TSV war mit der Durchführung beauftragt und begrüßte Ringer aus neun Vereinen, die aus ganz Brandenburg angereist kamen. Die Wettkämpfe fanden in der C- und D-Jugend für die verschiedenen Gewichtsklassen und nach Geschlechtern getrennt statt.
Marco Köhler: „Ringen ist eine Traditionssportart – und sehr anstrengend. Gerade in unserer reizüberfluteten Zeit hat diese Sportart keine wirkliche Lobby. Wer aber erst einmal das Adrenalin gespürt und einen Ringkampf auf der Matte gewonnen hat, der kommt schwer vom Sport wieder los. Wenn‘s beim Ringen das erste Mal weh getan hat, dann sieht man sofort, wer wirklich Interesse hat und wer nicht. Wir trainieren zwei Mal in der Woche. Die Kinder haben Spaß beim Training, kommen weg von der Straße und machen eine persönliche Entwicklung durch. Gerade bei den Mädchen sehen wir eine leichte Aufwärtstendenz bei den Anfragen. Das finde ich sehr gut, denn wir machen die Mädchen mental und körperlich stark. Es ist immer gut, wenn sie sich später einmal mit den richtigen Griffen und Techniken auch im Alltag verteidigen können. Von einem Boom im Ringen kann man aber nicht sprechen.“
So ein richtiger Wettbewerb ist ein echtes Erlebnis. In der Stadthalle waren drei professionelle Ringermatten ausgelegt. Auf einer Matte wurde geübt, auf zweien fanden zugleich die Wettkämpfe statt. Hier zeigten die Jungs und Mädchen auf der Matte, was sie können, während in einer Ecke der Trainer Tipps und Anweisungen rief und auf der Matte ein Schiedsrichter jeden Bewegungsablauf genau im Blick behielt. Am Schreibtisch zählten derweil die Kampfrichter die Punkte mit.
Marco Köhler: „Ein Wettkampf dauert immer zwei mal zwei Minuten. In dieser Zeit gibt es Punkte für bestimmte Aktionen. Wirft man den Gegner auf die Matte, so bringt das zwei Punkte ein. Fällt der Gegner dabei auf den Rücken, sind es sogar vier Punkte. Sieger ist, wer am Ende der Zeit die meisten Punkte hat. Ein Schultersieg beendet den Kampf aber sofort und ungeachtet der Punktelage. Dabei muss man seinen Gegner so im Griff haben, dass seine beiden Schulterblätter den Mattenboden berühren.“
Aus Falkensee kämpfte am Ende Marten Sauerzapf (10) in der C-Jugend um den dritten Platz, unterlag aber nach einem spannenden Kampf und musste sich so mit dem 4. Platz zufrieden geben. Marco Köhler: „Marten hat sich super geschlagen, aber sein Gegner war ihm technisch überlegen.“
Wer den Kämpfen zuschaute, staunte nicht schlecht über blitzschnell angewendete Griffe, durch die Luft fliegende Körper, geschickte Beinschrauben und Kinder, die auf der Matte ihr ganzes Repertoire zeigten. Am Ende flossen oft genug auch ein paar Tränchen. Bis zum nächsten Kampf. Da war dann die Chance wieder da, nun als strahlender Sieger von der Matte zu gehen.
Ein Sport zu brutal für die Kinder? Marco Köhler: „Die Verletzungsgefahr beim Ringen ist nicht höher als in anderen Sportarten auch. Hier wird eben am Körper gearbeitet. Das stärkt aber die Hals- und Rückenmuskulatur, was im Alltag wieder vor Verletzungen schützt. Die berühmten Blumenkohlohren der Ringer sind bei Kindern kein Thema, da ist das Gewebe noch zu flexibel. Wir Erwachsenen sagen immer: Wenn ich mein Leben lang ringe, dann darf man das auch gern an meinen Ohren sehen.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 149 (8/2018) veröffentlicht.
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