Falkensee: Briefmarken sammeln
Es ist noch gar nicht so lange her, da galt das Briefmarkensammeln noch als eins der beliebtesten Hobbies der Deutschen. Ganz egal, ob nagelneue Briefmarken, edle Ersttagsbriefe oder gestempelte Marken: Das Sammlerfeld war groß – und Anlässe zum Tauschen untereinander waren immer willkommen.
Vieles hat sich geändert in diesem Bereich. In Falkensee gab es lange Jahre den „Briefmarkensammlerverein 51 e.V.“. 1951 gegründet, wurde er gerade erst aufgelöst.
Manfred Kreusch (80), im Verein als Revisor tätig, erklärt: „Wir sind im Verein ja nur noch 12 Leute gewesen. Keiner von uns war jünger als 70 Jahre, der Älteste über 80 Jahre alt. Immer, wenn einer aus dem Verein ausgeschieden ist, mussten die Ämter neu besetzt werden. Das hat beim Umschreiben im Vereinsregister hohe Gebühren verursacht. Aus diesem Grund haben wir den Verein aufgelöst und sind nun nur noch eine Interessengruppe im Bund Deutscher Philatelisten. Wir gehören zum Sammler Service Club und treffen uns weiterhin an jedem 2. Sonntag im Monat im Kulturhaus Johannes R. Becher.“
Eine Überraschung: Als wir beim angekündigten „Philatelie Großtausch“ vorbeischauen, lassen sich tatsächlich neue Gesichter sehen. Klaus Effenberger aus Falkensee hat ein Gemälde dabei, das er Anfang der 80er gekauft hat. Es zeigt einen Landsitz aus Klagenfurt, der nicht gemalt wurde, sondern komplett aus Briefmarken zusammengesetzt wurde. Ein anderer Gast bringt vier akribisch gepflegte Alben mit Briefmarken aus der DDR-Zeit mit.
Wolfgang Klöpfer (81) war 1. Vorsitzender im Verein der Briefmarkensammler. Er sammelt u.a. Briefmarken mit Pfadfinder-Motiven: „Wir können junge Menschen nicht mehr für das Briefmarkensammeln begeistern, es fehlt der Nachwuchs. Jeder Versuch, eine Jugendgruppe aufzubauen, ist kläglich gescheitert. Dadurch fehlt aber auch deutschlandweit die Nachfrage. Selbst für komplette Sammlungen mit sämtlichen Briefmarken der DDR bekommt man heute nur noch 700 oder 800 Euro. Es gibt ja auch immer weniger Händler, die sich um das Thema kümmern. Wer heute Briefmarken von den Großeltern erbt, hat Probleme damit, sie zu verkaufen.“
Manfred Kreusch: „Man muss leider sagen, dass die meisten Briefmarken, die ausgegeben wurden, reine Massenware sind. Das ist fast ohne Wert.“
Hört man den Senioren zu, wie sie kenntnisreich über ihr Sammelgebiet referieren, so kann man den Niedergang dieser Sammlersparte nur bedauern. Konrad Welzel (73) ist Katalogwart. Er sammelt Briefmarken aus Belgien, Frankreich und Holland – und berichtet von einem besonderen Sammelgebiet – R-Zettel von der Ostsee: „Die Zeltplätze und Pionierlager an der Ostsee haben zu DDR-Zeiten eigene Einschreibenzettel ausgegeben – etwa vom Pionier-Postamt. Das sind echte Raritären und sehr schwer zu finden. Ich kann mich noch erinnern, dass wir früher sogar Ausstellungen in der alten Stadthalle organisiert haben. Da haben wir nachts die Briefmarken bewacht.“ (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 152 (11/2018) veröffentlicht.
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