Nauen: Auf dem Apfelfest
Viele Havelländer haben in ihrem Garten einen Obstbaum zu stehen. Meist sind es Apfelbäume, aber die genaue Sorte können nur die wenigsten beim Namen nennen. Ist es vielleicht ein Winterbananenapfel, ein Topaz, ein roter Trier Weinapfel oder ein Altländer Pfannkuchenapfel? Eins scheint sicher: Eine Sorte, wie sie sich im Supermarkt um die Ecke einkaufen lässt, ist es sicherlich nicht. (ANZEIGE)
Margarethe Hobohm von der Baumschule Nauen: „Viele moderne Apfelsorten sind nur für die industrielle Produktion gezüchtet. Solche Apfelsorten sind für den eigenen Garten ungeeignet. Da sind die alten, robusten Sorten viel besser und auch schöner. Hier gibt es auch so viele tolle Geschmackssorten, etwa helle zitronige Äpfel oder rote, die nach Zimt schmecken.“
Beim großen Apfelfest, das einmal im Jahr immer am zweiten Oktoberwochenende stattfindet und das in diesem Jahr bereits zum wiederholten Mal begangen wurde, hatten die Gartenbesitzer erneut die Gelegenheit, das umfangreiche Wissen von Immo Hobohm (78) anzuzapfen. Der Senior hatte nach der Wende das Areal der 1. Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft (GPG Nauen) übernommen, die zu DDR-Zeiten die ganze Obstbauregion Werder mit neuen Pflanzen versorgt hatte. Die Baumschulen Nauen GmbH ist ebenfalls spezialisiert auf Obstbäume – und produziert etwa 5.000 neue Bäumchen im Jahr.
Beim Apfelfest bot Immo Hobohm den Besitzern an, ihre Äpfel zu bestimmen: „Das ist wichtig, denn abhängig von der Sorte eignet sich mancher Apfel eher zum Mosten, zum Essen oder zum Lagern. Alle Sorten habe ich freilich nicht im Kopf, es gibt allein beim Apfel über 4.000. Bei der Bestimmung greife ich auf Indizien wie Farbe, Stielbeschaffenheit, die Form des Blütenkelchs, die Farbe des Fruchtfleisches oder die Beschaffenheit der Außenhaut zurück. Die Außenhaut etwa kann glatt, wachsig oder rostig sein. Alle Äpfel können wir nicht bestimmen, aber den Großteil schon. Es ist ja auch so, dass die Baumschulen der Umgebung immer schon bestimmte Sorten bevorzugt haben. Diese finden sich dann auch in den Gärten im Havelland wieder, was die Auswahl schon einmal einschränkt.“
Wer im übertragenen Sinn einmal wissen wollte, wie die Äpfel denn in Nachbars Garten schmecken, hatte ebenfalls Gelegenheit dazu. Peggy Berndt: „Beim diesjährigen Apfelfest hatten wir 78 Sorten mit dabei. Die meisten Äpfel stammen aus unserer eigenen Baumschule, weitere kommen von einer Apfelausstellung in der Region. Unsere Besucher konnten die verschiedenen Sorten vor Ort probieren, um so vielleicht den Apfel zu finden, der am besten zu ihnen passt.“
Ganz egal, ob Borsdorfer, Gelber Bellefleur oder Ananasrenette: Peggy Berndt war mit einem Messer ausgestattet und konnte den probierlustigen Besuchern so den einen oder anderen Schnitz zur Verfügung stellen. Als Information konnte man auf kleinen Täfelchen auch ablesen, wann die verschiedenen Apfelsorten ihren Reifemonat haben und wie lange man sie wohl im eigenen Keller lagern kann. Fast alle Apfelbäumchen der verschiedenen Sorten ließen sich auch gleich vor Ort einkaufen und mit nach Hause nehmen. Was zurzeit in der Baumschule nicht lieferbar war, konnte aber zumindest bestellt werden.
Immo Hobohm: „Wer eine Apfelsorte im Garten hat, die sich gut lagern lässt, kommt mit der eigenen Ernte gut über den Winter. Die Äpfel müssen nur feucht und kühl gelagert werden. Man sollte die Ernte auch vorher gut durchsehen und angeschlagene Äpfel gleich aussortieren.“
Wer seinen Traum-Apfelbaum gefunden hat, kommt vielleicht auf die Idee, ihn zu vermehren. Sören Hobohm: „Obstbäume kann man nicht aus den Samen neu anziehen, das ergibt oft ganz andere Sorten. Besser ist es, aus einem alten Baum wieder einen jungen zu machen. Dafür brauchen wir nur einen einjährigen Trieb vom entsprechenden Baum, der in etwa so dick wie ein Bleistift sein sollte. Zehn bis zwanzig Zentimeter reichen da bereits aus. Diesen Trieb, den wir Reiser nennen, brauchen wir im Januar oder Februar. Wir veredeln diesen Trieb auf einer handverlesenen Unterlage und ziehen das neue Bäumchen bis zum Herbst auf eine Größe von einem Meter zwanzig. Ab September kann man sich dann sein Bäumchen bei uns abholen. Das kostet nur 20 Euro – und man bekommt einen tollen neuen Baum für den Garten und hilft außerdem noch dabei, die eine oder andere alte Sorte zu erhalten. Bis zu 1.200 solcher Bäumchen ziehen wir im Jahr für unsere Kunden heran.“
Die Besucher des Apfelfestes konnten sich auch gleich kiloweise mit Äpfeln aus Werder eindecken. Die Sorten Pinova, Manica und Topaz wurden vor Ort verkauft. Im großen Gewächshaus gab es außerdem Apfel- und Kirschkuchen, Marzipanäpfel und Schlemmerschnitten. Ulf Schröter war einmal mehr mit seinem großen „Griller“ angereist, um neben leckeren Würstchen auch Schmorbraten anzubieten.
Aus Zehlendorf waren Monique Fadtke und Oliver Obst von der Olea Natura (www.olea-natura.de) mit dabei, um ihre selbstgepressten Bio-Öle zu verkaufen: „Nicht nur das Fest hat uns gut gefallen, auch die Leute in der Region sind herrlich entspannt und sehr freundlich. Auf dem Birnenfest um Schloss Ribbeck waren wir auch schon mit dabei. Und wir kommen gern wieder.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Baumschulen Nauen GmbH, Am Kuhdamm 3, 14641 Nauen, Tel.: 03321-453114, www.baumschulen-nauen.de
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 152 (11/2018) veröffentlicht.
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