Comic-Vorstellung: Corto Maltese
Es gibt Comics, die haben eine solche Kraft, dass sie im Kopf des Lesers das Innerste nach außen kehren. Dem Italiener Hugo Pratt ist dies mit seiner fiktiven Figur Corto Maltese gelungen. Corto wird 1887 auf Malta als Sohn eines britischen Seemannes aus Cornwall und einer Zigeunerin aus Sevilla geboren.
Weil ihm die Glückslinie in der Hand fehlt, schneidet er sich selbst eine hinein. Als Kapitän ohne Schiff ist er zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf der ganzen Welt unterwegs. Er gerät in die großen Auseinandersetzungen dieser Zeit, versucht dabei aber seinen eigenen Zielen und Prinzipien treu zu bleiben – und schlägt sich doch immer wieder auf die Seite der Schwächeren.
Die Abenteuer von Corto Maltese, die der Verlag Schreiber & Leser (www.schreiberundleser.de) zurzeit wahlweise in Schwarz-weiß oder in Farbe neu auflegt, sind von überbordender Fantasie. Sie erzählen Geschichten, die oft über hundert Seiten lang sind und sich so komplexen Themen wie dem Russisch-Japanischen Krieg, dem Beginn der türkischen Republik nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs oder der Oktoberrevolution 1918 annähern. Inhaltlich geht es historisch korrekt zu, wobei Corto als Freidenker, Philosoph und Kenner der wichtigen Literatur immer wieder moderne Akzente setzt.
Spannend ist, dass Hugo Pratt viele bekannte Figuren der damaligen Zeit mitspielen lässt. Etwa den völlig durchgeknallten Rasputin, Jack London oder Ernest Hemingway, um nur einige zu nennen.
Bemerkenswert ist, dass Hugo Pratt nicht nur als Autor funktioniert, sondern auch als Zeichner. Seine Zeichnungen sind reduziert, nutzen nur wenige Striche, schaffen aber so viel Atmosphäre, dass die Leser Emotionen, Zusammenhänge und Kulissen sofort begreifen.
Acht dicke Wälzer sind bereits erschienen, allein der aktuelle Band 8 „Das Goldene Haus von Samarkand“ ist 200 Seiten stark. Weitere Bände aus der Feder von Hugo Pratt sind in Vorbereitung. Da Hugo Pratt 1995 verstorben ist, führen inzwischen Ruben Pellejero als kongenialer Zeichner und Juan Diaz Canales als Autor die Geschichten um Corto Maltese fort. Erschienen sind von ihnen bislang die Bände 13 „Unter der Mitternachtssonne“ und 14 „Äquatoria“.
Wichtig: Corto Maltese wird ab Januar 19 in Frankreich verfilmt. Tom Hughes wird den Kapitän ohne Schiff spielen, der von einer chinesischen Rebellengruppe beauftragt wird, den Goldtransport des russischen Zaren auszurauben. (CS / Bild: Schreiber & Leser)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 153 (12/2018) veröffentlicht.
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