Kino-Filmkritik: Kalte Füße
Es ist Winter, die Temperaturen bewegen sich oft genug weit unter dem Gefrierpunkt – und wir alle laufen Gefahr, uns kalte Füße zu holen. Das gilt erst recht für den jungen Großstadt-Loser Denis (Emilio Sakraya). Der hat Geldschulden bei einem lokalen Verbrecher – und kann nicht zahlen.
Also wird er dazu verdonnert, in eine abgelegene Villa einzubrechen, um alles zu stehlen, was nicht niet- und nagelfest ist. Was Denis nicht ahnt: Der Besitzer der Villa liegt nicht wie versprochen mit Schlaganfall im Krankenhaus. Der grantige Opa Raimund (Heiner Lauterbach) ist schon längst wieder Zuhause. Nur leider kann er nicht sprechen. Alle halten Denis für den angekündigten Pfleger, auch Raimunds schöne Enkeltochter (Sonja Gerhardt), die eigentlich gerade Polizistin in Ausbildung ist und nur rasch nach dem Opa schauen will, den sie zehn Jahre lang nicht gesehen hat. Nur Raimund durchschaut den smarten Einbrecher. Aber er kann ja nichts sagen. So versucht er, sich mit anderen Mitteln zur Wehr zu setzen.
93 Minuten lang ist die deutsch-österreichische Komödie „Kalte Füße“, die Regisseur Wolfgang Groos nach einem Drehbuch von Christof Ritter inszeniert hat – und die am 10. Januar 2019 ins Kino kommt.
Die große Überraschung ist: Der Film macht Spaß. Es ist eine gut gemachte Komödie für kalte Wintertage, die einem das Herz erwärmt. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt. Sonja Gerhardt spielt die Enkelin als herrlich verpeilten Tollpatsch, der im echten Leben noch nicht so ganz angekommen ist. Emilio Sakraya, den viele Teenager ja noch aus „Bibi und Tina“ kennen, darf mit großen Augen in die Kamera schauen und sich ganz dem Lausbuben-Image mit makellosem Sixpack-Body hingeben. Heiner Lauterbach wird froh gewesen sein, einmal keinen Text lernen zu müssen. Und grimmige Grimassen schneiden, das kann er.
Schnell gehen anderthalb Stunden Film zu Ende. Schade ist nur, dass „Kalte Füße“ sehr viel Potenzial verschenkt. Alle Charaktere im Film sind so dermaßen originalgetreu dem Klischee-Handbuch für Kino-Standardrollen entnommen, dass es wehtut. Es hätte dem Film sehr gut getan, wenn er die eine oder andere charakterliche Entwicklung zugelassen hätte. Selbst der dumme Dorfpolizist und der bullige Schlägertyp des Bösewichts scheinen direkt aus einem Comic zu entstammen. So verpufft die Wirkung von „Kalte Füße“ nach dem Verlassen des Kinos wie ein fluffiger Nachtisch, der nach fünf Minuten schon wieder Hunger macht. Ein perfekter Film fürs Heimkino. (CS / Plakat: Sony Pictures / Szenenbilder: © 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / Claussen+Putz Film / Lotus-Film / Petro Domenigg)
Tipp: 3 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=6unv5KB3OjM
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 154 (1/2019) veröffentlicht.
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