Kino-Filmkritik: Hard Powder
Liam Neeson ist wieder da. Der norwegische Regisseur Hans Petter Moland inszeniert den schweigsamen Actionheld in einem abgründig schwarzhumorigen Drama, das die ewig gleiche Rolle Neesons in ein frisches Korsett stellt. So bekommt man nicht das Gefühl, den hundertsten Jetzt-greife-ich-aber-hart-durch-Rachethriller mit einem Neeson-Überhelden in der Hauptrolle zu sehen.
Nels Coxman (Liam Neeson) ist in „Hard Powder“ ein Schneepflugfahrer in Kehoe. In diesem Skigebiet in den Rocky Mountains ist es das ganze Jahr über arschkalt – und der Schnee liegt meterhoch. Ohne den rollenden Schneepflug von Nels würde das Leben im Ort sofort zum Erliegen kommen, weil die Straßen zuschneien. Kein Wunder also, dass er zum Bürger des Jahres gekürt wird. Die Worte für die Dankesrede zu finden, ist für den schweigsamen Straßenhelden auch schon die schlimmste Prüfung.
Fast jedenfalls. Das Drama beginnt, als Nels Sohn tot aufgefunden wird. Gestorben ist er an einer Überdosis Heroin. Nels glaubt nicht an eine Sucht des Sohnes und räumt die Dealer-Kette von ganz unten auf. Die Leichen türmen sich schon bald im kleinen Ort – und der hypernervöse und sehr brutale Drogenboss Viking (Tom Bateman) wird nervös. Er vermutet seinen alten Indianer-Rivalen White Bull (Tom Jackson) hinter den Morden – und zettelt einen fürchterlichen Bandenkrieg an.
Liam Neeson ist in dem für Actionfreunde und Fans des morbiden Humors äußerst unterhaltsam umgesetzten Films nur die Initialzündung, der Katalysator für ein Gemetzel, das schon bald nicht mehr zu stoppen ist.
„Hard Powder“ stellt eine Vielzahl herrlich schräger Charaktere vor, die einer nach dem anderen das Zeitliche segnen müssen. Dabei bekommt jeder Bösewicht auf der Leinwand seine ganz individuelle Traueranzeige in Schwarz spendiert. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Wenn die Indianer-Gangster in einem Nobel-Ski-Resort einchecken wollen und kein Zimmer mehr bekommen, ist diese Drohung einfach herrlich: „Wissen Sie eigentlich, was ich Ihnen in fünf Minuten alles antun kann – auf Yelp?“
119 Minuten lang geht es rund im Skigebiet. Hans Petter Moland legt mit „Hard Powder“ das US-Remake zu seinem eigenen Film „Einer nach dem anderen“ vor. Hier spielte Stellan Skarsgard noch die Hauptrolle. Warum die deutsche Fassung nun auf einmal „Hard Powder“ heißt und nicht „Cold Pursuit“ wie in den USA, das wird nur der Filmverleih wissen. Das schräge Werk startet in Deutschland am 28. Februar in den Kinos. (CS / Bild: Studiocanal)
Tipp: 4 von 5 Sternen
FSK: ab 16 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=BJdIVvU7U7U
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 156 (3/2019).
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