Die Präventionsseiten der Polizei: Folge 3 – Achtung, die Einbrecher sind unterwegs!
Der Schock sitzt tief bei all den Havelländern, die von einem kurzen Einkauf, einem Konzertbesuch oder auch nur von einem Spaziergang mit dem Hund nach Hause zurückkehren – und feststellen müssen, dass in der Zwischenzeit die Einbrecher da waren. Viola Synnatzschke vom Sachgebiet Prävention der Polizeiinspektion Havelland: „Der klassische Einbrecher hat nur einen Schraubendreher, einen Geißfuß und einen Rucksack dabei, …
… mehr braucht er gar nicht. Im Haus kennt er alle Verstecke und nimmt alles mit, was in den Rucksack passt und sich schnell zu Geld machen lässt. Er sucht gezielt nach Schmuck, Sparschweinen, Handys, Fotoapparaten oder Tablets. Der Computer oder der Fernseher interessieren den Einbrecher überhaupt nicht – sie passen ja auch nicht in den Rucksack.“
Sicherlich kennt jeder in seiner Straße bereits einen Nachbarn, der in der Vergangenheit schon einmal das Opfer eines Einbruchs gewesen ist. Die Frage ist: Warum hat es den Nachbarn erwischt und nicht einen selbst?
Viola Synnatzschke: „Die modernen Einbrecher planen ihren Einbruch sehr akribisch. Oft laufen sie vorher an den Grundstücken vorbei und geben vor, beim Spazierengehen zu telefonieren. Mit dem Handy filmen sie aber die Häuser. So können sie bereits im Vorfeld in aller Ruhe analysieren, bei welchem Objekt ein Einbruchsversuch besonders vielversprechend ist. Wichtig ist es deswegen, einen Einbrecher schon im Vorfeld abzuschrecken. Vortäuschung ist alles – je mehr Indikatoren der Täter nicht gleich einschätzen kann, desto unattraktiver wird das Haus für ihn.“
Die Polizei bietet einen ganz besonderen Service an. Die Bürger können – am besten natürlich vor einem Einbruch – einen Termin vereinbaren, zu dem ein Polizist aus der Präventionsabteilung kostenfrei (und in Zivil) vorbeischaut, um sich das Eigenheim und die vorhandenen Sicherungen anzuschauen, um dann ggf. auf vorhandene Schwachpunkte und Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen.
Diese Sicherheitsanalyse greift bereits im eigenen Garten. So kann der Gartenzaun bei einer bestimmten Höhe und einem abgeschlossenen Tor bereits eine gute erste Hürde sein, um fremde Personen auf Abstand zu halten.
Viola Synnatzschke: „Einbrecher mögen keine Hunde. Nun kann jeder Hausbesitzer natürlich ein Schild ‚Hier wache ich‘ am Zaun anbringen, ganz egal, ob er einen Hund hat oder nicht. Viel effizienter ist es aber, im Vorgarten gut sichtbar ein gebrauchtes Hundespielzeug liegen zu lassen. Das zeigt dem geschulten Blick des Einbrechers viel besser, dass hier ein eventuell beißwütiger Vierbeiner wohnt.“
Einbrecher kommen nur selten durch die Vordertür, sondern meist hinten durch den Garten. Eine Hecke schützt den eigenen Garten vor den Blicken der Nachbarn, erlaubt es aber auch einem Einbrecher, das Gelände aus dem botanischen Versteck heraus in aller Ruhe zu analysieren.
Die Einbruchsexpertin: „Es lohnt sich, überall im Garten Hindernisse aufzustellen, die im Dunkeln gute Stolperfallen abgeben. Dabei kann es sich um eine Schubkarre oder um eine Liege handeln. Besser ist es noch, den Garten nachts zu beleuchten – Einbrecher stehen nicht gern im Licht. Empfehlenswert sind Bewegungsmelder, die um das Haus herum platziert sind und bei einer Bewegung grelles Licht einschalten. Lohnend sind Strahler unter dem Dach, die bei einer Aktivierung des Bewegungsmelders sofort das gesamte Haus von oben nach unten illuminieren – und die zu blinken beginnen, sobald der Auslöser der Bewegungsmelder weiter im Erfassungsbereich stehen bleibt. Viola Synnatzschke: „An das Licht eines Bewegungsmelders gewöhnt man sich vielleicht als Nachbar. Aber wenn diese Lichter auch noch zu blinken beginnen, erzeugt dies sofort größte Aufmerksamkeit. Das nennt man Alarmbeleuchtung.“
Wichtig ist es auch, dem Einbrecher während der Urlaubszeit nicht sofort zu zeigen, dass für ein paar Tage niemand im Haus ist. Viola Synnatzschke: „Ein leerer Carport ist immer ein gutes Anzeichen dafür, dass niemand zu Hause ist. Wie findet ein Einbrecher heraus, dass wirklich keiner da ist? Er klingelt einfach. Es lohnt sich, notfalls das Auto der Nachbarn im Carport parken zu lassen, um Anwesenheit zu suggerieren. Die Nachbarn sollten auch regelmäßig die Post aus dem Briefkasten holen und die Zeitungsrolle leeren. Im Haus könnten Zeitschaltuhren einzelne Lampen ein- und ausschalten und somit eine Anwesenheit vortäuschen. Es gibt inzwischen auch Lampen, die einen laufenden Fernseher simulieren.“
Daran denkt bestimmt kein Hausbesitzer: Die eigenen Mülltonnen ersetzen als Kletterhilfe leicht eine Leiter, wenn sie ans Haus geschoben werden. So kommen Einbrecher leicht auf ein Vordach oder auf einen Balkon – und brechen dann im ersten Stock ein, der meist nicht so gut gesichert ist wie das Parterre. Auch Leitern, die im Schuppen deponiert sind, erleichtern dem Dieb seine Arbeit.
Eine Alarmanlage hilft, wenn es denn eine echte ist. Attrappen werden von den Einbrechern schnell erkannt. Viola Synnatzschke: „Erstaunlich ist, wie abgebrüht manche Einbrecher sind. Schlägt eine Alarmanlage erst an, wenn der Dieb bereits im Haus ist, so brechen erfahrene Einbrecher trotzdem nicht ab. Sie wissen gerade im ländlichen Raum sehr genau, dass die Polizei oft erst eintrifft, wenn sie schon wieder über alle Berge sind. Den Einbrechern reichen ja wenige Minuten aus, um ein Haus zu filzen, da sie genau wissen, wo sie suchen müssen. Wir haben schon Fälle gehabt, bei denen die Einbrecher in eine Kamera winken, weil sie genau wissen, dass sie nur einen Tag später bereits wieder in einer anderen Stadt sind und eine lokale Fahndung gar keinen Sinn ergibt.“
Verriegelt und verrammelt: So schützen Sie Ihr Haus!
Die Vordertür ist in der Regel so gut gesichert, dass hier nur sehr wenige Einbruchsversuche stattfinden. Da der Einbrecher eh meist von hinten kommt, sind die Terrassen- oder die Kellertür die begehrten Objekte, um Zugang zu einem Haus zu bekommen. Gerade die Terrassentüren sind oft schlecht gesichert und können mit dem Geißfuß aufgehebelt werden. Meist reicht hier sogar schon der große Schraubendreher als Werkzeug aus.
Auch Fenster sind begehrte Ziele. Viola Synnatzschke: „Abschließbare Fenstergriffe sind nur dann nützlich, wenn der Schlüssel nicht im Griff stecken bleibt, wie ich das oft beobachten muss. Oft bauen Firmen auch überall das gleiche Schloss ein. Besorgen sich die Einbrecher einen Schlüssel aus der Serie, so passt er überall.“
Viele Fenster sind für die Einbrecher ein idealer Einstieg, weil sie schlecht gesichert sind. So weisen die Fenster oft die richtigen Pilzkopfzapfen auf, verwenden aber als Gegenstücke nur die billige Rollzapfenbeschläge und nicht die sicheren und richtigen Pilzkopfzapfenverriegelungen. So können die Fenster trotz der Sicherung ganz leicht aufgehebelt werden. Zum Glück ist es möglich, die Fenster auch nachträglich nachzurüsten, um die Sicherheit hier deutlich zu erhöhen.
Viola Synnatzschke: „Bei Schiebetüren wirkt oft schon ein Holzbalken Wunder, der innen auf die Führungsschiene gelegt wird und so ein Aufschieben der aufgebrochenen Tür verhindert.“
Listen und Fotos: Den Diebstahl muss man nach einem Einbruch auch belegen können!
Ein großes Problem nach einem geglückten Einbruch: Die Hausbesitzer müssen nun der Versicherung belegen, welche Gegenstände gestohlen wurden. Das ist gar nicht so einfach, oft können das die Opfer des Einbruchdelikts selbst gar nicht mehr rekonstruieren.
Viola Synnatzschke: „Rein prophylaktisch lohnt es sich, die eigenen Wertgegenstände auf einer Liste (Muster siehe www.k-einbruch.de) festzuhalten, gern auch mit Anschaffungsdatum, Preis und mit Seriennummern. Passend dazu kann man Fotos machen. Im Ernstfall sind die Listen und Bilder eine extrem große Hilfe, um den Schaden bei der Versicherung geltend zu machen oder um bei einem Fund von Diebesgut nachzuweisen, was einem davon tatsächlich gehört.“
Die Polizei weist auch auf eine KfW-Förderung (siehe www.k-einbruch.de) hin, die bei einem Neu- oder Nachbau von einbruchsverhindernden Maßnahmen greift. Die finanzielle Förderung greift allerdings nur dann, wenn die geplanten Maßnahmen noch vor dem Kauf geprüft werden können.
Viola Synnatzschke: „In Brandenburg gibt es übrigens einen Entschädigungsfonds für Gewaltopfer, der auch bei einem erfolgten Einbruch zum Einsatz kommen kann. Bei einer Frau, die etwa nach einem Einbruch nicht mehr schlafen kann, könnte so über den Weißen Ring oder die Opferhilfe etwa eine psychiatrische Betreuung finanziert werden.“
Eine funktionierende Nachbarschaft ist natürlich der wirksamste Schutz vor einem Einbrecher. Viola Synnatzschke: „Nach einer erfolgten Sicherheitsbewertung eines Hauses übergeben wir immer auch den Aufkleber ‚Wachsamer Nachbar‘. Er entfaltet – etwa auf dem Briefkasten – auch eine hohe abschreckende Wirkung, da die Einbrecher bereits wissen, dass die Aufkleber nur von der Polizei übergeben werden.“
Terminsache: Am 3. Juni (Montag) wird es am Busbahnhof Falkensee von 10 bis 12 Uhr eine Technische Beratung der Polizei zum Thema Einbruchsschutz geben. (Text/Fotos: CS)
Das Sachgebiet Prävention der Polizeiinspektion Havelland ist in der Schützenstraße 13, 14641 Nauen, Tel. 03321-400-1088 erreichbar. Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Webseite www.polizei-beratung.de. Anzeigen, Hinweise sowie Meldungen etc. können auch unter www.polizei.brandenburg.de online abgegeben werden.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
der Wunsch nach einem sicheren Leben ist ein zentrales menschliches Bedürfnis. Ich bin davon überzeugt, dass sich Prävention auf Dauer für die Gemeinschaft auszahlt. Als Leiter der Polizeiinspektion Havelland freue ich mich sehr über die Chance, die verschiedenen Tätigkeitsfelder unserer polizeipräventiven Maßnahmen im Rahmen einer neuen Artikelserie in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ umfassend darzustellen. Die Berichte in dieser Ausgabe und in den folgenden Magazinen sollen Sie informieren und so zur Erhöhung Ihrer Sicherheit beitragen.
Lutz Gündel
Polizeidirektor, Leiter der Polizeiinspektion Havelland
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 158 (5/2019).
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