Junge Weltpolitik: Deutsche Jugenddelegierte der UN zu Besuch in Falkensee!
Die Vereinten Nationen versuchen, mit der politischen Kraft von 193 Nationen für mehr Frieden, Sicherheit und Wohlstand auf der ganzen Welt zu sorgen. In der Agenda 2030 haben diese Länder bereits über ein Dutzend Nachhaltigkeitsziele formuliert, die in den kommenden 11 Jahren weltweit umgesetzt werden sollen.
Da geht es um viele hehre Ziele, darunter „Geschlechtergleichheit“, „Kein Hunger“, „Bezahlbare und saubere Energie“ oder „Sauberes Wasser für alle“.
Sind das Ziele, die auch der Jugend wichtig sind? Diese Informationen sollen aus erster Hand gesammelt werden – von den Jugendlichen selbst. In Deutschland sind aus genau diesem Grund die beiden Jugenddelegierten der Vereinten Nationen Josephine Hebling und Nikolas Karanikolas unterwegs, um in vielen Städten und natürlich auch im ländlichen Bereich mit den Heranwachsenden zu sprechen.
Am 25. Juni war die UN-Jugenddelegierte Josephine Hebling zu Besuch in Falkensee. Das große Engagement vom Jugendforum Falkensee hatte sich bis weit über die Grenzen der Gartenstadt herumgesprochen und die Jugenddelegierte so auf die Fährte gebracht.
In der „Alten Post“ am Bahnhof Finkenkrug stellte sich die mit 19 Jahren jüngste deutsche UN-Jugenddelegierte aller Zeiten erst einmal dem guten Dutzend Falkenseer Jugendlichen vor, das sich vor Ort eingefunden hatte: „Ich bin in Freiburg aufgewachsen und wohne zurzeit in Mannheim. Hier studiere ich Politikwissenschaften mit dem Wahlfach Amerikanistik. Das ergibt Sinn, denn meine Mutter stammt aus den USA. Die Jugenddelegierten der UN werden übrigens jedes Jahr neu gewählt. Wenn man sich hier einbringen möchte, muss man zunächst eine Bewerbung mit einem Motivationsschreiben verfassen, dann ein Telefoninterview überstehen und am Ende bei einem Bewerbertreffen in Berlin überzeugen. Nikolas und ich, wir wurden im April ausgesucht und sind nun nonstop in Deutschland unterwegs. Als Jugenddelegierte ist es unsere Aufgabe, das Sprachrohr der in Deutschland lebenden Jugend bei den Vereinten Nationen zu sein. Wir beraten die deutschen Diplomaten und halten im Oktober auch selbst eine Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York. Da werden wir berichten, was uns die Jugendlichen als Herzenswünsche mit auf den Weg gegeben haben. Im Februar 2020 werden wir noch einmal vor der Sozialentwicklungskommission der UN sprechen.“
Das Jugenddelegierten-Programm wird vom Auswärtigen Amt (DGVN – „Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen“) und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (DNK – „Deutsches Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit“) finanziert.
Josephine Hebling: „Wir waren jetzt bereits in Leipzig, Duisburg und Berlin. Wir erhalten viele Einladungen und müssen viele davon leider absagen. Überall können wir nicht sein. Wir legen aber großen Wert darauf, dass wir auch Jugendliche besuchen, die sonst nicht nach ihrer Meinung gefragt werden. Die drei Themen, die den Jugendlichen bislang in unseren Gesprächen am wichtigsten waren, sind der Klimawandel, die Chancengerechtigkeit und die Bildung.“
Jonathan Manti, der für die Organisation „Jugend für I.R.G.E.N.D.W.A.S.“ auch in der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung sitzt: „Ich gehe davon aus, dass es in Falkensee etwa 6.000 Jugendliche gibt.“
Was diese Heranwachsenden wohl denken und sich wünschen? In gemütlicher Runde stellte Josephine Hebling den größtenteils noch minderjährigen Jugendlichen diese Frage: „Wenn wir in einer Welt leben würden, in der ihr alles ändern könntet, was wäre das wohl?“
Manche Antworten der Falkensee kamen etwas zu blauäugig aus der Hüfte geschossen. Der „Weltfrieden“ wurde da gewünscht. Dass der „Klimawandel“ rückgängig gemacht wird. Und dass „alle Waffen auf der Erde verschwinden, denn dann gäbe es auch keine Kriege mehr.“
Andere Wünsche gingen umso mehr in die Tiefe und brachten auch genügend Wucht zum Diskutieren mit. So wurde „eine globale Besteuerung der Großkonzerne“ gefordert, damit diese Firmen „keine Steuerlöcher mehr nutzen können.“ Ebenso wurde ein „globaler Förderalismus“ gewünscht, der eine Abkehr vom bekannten Staatensystem umsetzt. Die Jugendlichen wünschten sich auch, dass weltweit alle Trinkwassergebiete vor der Ausbeutung durch private Konzerne geschützt werden.
Bemängelt wurde in aller Deutlichkeit, dass viel zu viele Entscheidungen, die weitreichende Folgen auch für die kommenden Generationen haben, von Menschen getroffen werden, die schon viel zu alt sind. Gerade diese Entscheider würden die Folgen ihrer Entscheidungen gar nicht mehr am eigenen Leibe erleben.
Weitere Wünsche der Jugendlichen aus Falkensee: „Ein gerechtes Bildungssystem für alle“. – „Die Korruption muss bekämpft werden.“ – „Ausländische Fabriken müssen Produktionsstandards einhalten“. – „Inklusion muss selbstverständlich werden und bereits im Kindergarten gelebt werden.“
Ein Jugendlicher wünschte sich, dass das Reisen gefördert wird, damit die Menschen schon in jungen Jahren ferne Länder und deren Kulturen kennenlernen können. Das würde viel für das Verständnis der Menschen untereinander tun. Wenn es da nur ein Flugzeug geben würde, das die Umwelt nicht so sehr belastet! Vielleicht eins, das mit Wasserstoff fliegt?
Diese Diskussionsrunde zur Themenfindung hätte für die teilnehmenden Jugendlichen sicher endlos gehen können – die Ideen sprudelten. Und so musste Josephine Hebling den Redefluss stoppen, um in den Workshop überzuleiten: „Wir wollen im Rahmen des Workshops Seiten mit den Forderungen und Wünschen der Jugendlichen gestalten. Diese Seiten werden Nikolas und ich später zu einem Buch binden, das wir der UN übergeben werden.“
Junge Weltpolitik zum Anfassen. Und Falkensee hat seinen Teil dazu beigetragen. Gut gemacht. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 161 (8/2019).
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