Kino-Filmkritik: Glam Girls
1989 traten Steve Martin und Michael Caine im Film „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ gegeneinander an. Mit viel Charme und mit frechen Tricks schlichen sich die Gentlemen-Gauner erst in die Herzen der Frauen – und dann in ihre Brieftaschen. 2019 kommt es nun zur Neuauflage. Regisseur Chris Addison wechselt aber die Geschlechter und lässt in „Glam Girls“ die Damen zu Trickbetrügerinnen werden.
Dabei heftet sich die Kamera zunächst auf den australischen Wonneproppen Penny (Rebel Wilson), die tumbe Männer mit Geld über Dating-Apps auftut, ihnen das anvisierte Super-Date mit einer gar nicht existierenden Sexbombe versemmelt, um sie dann trickreich bis auf den letzten Cent auszunehmen.
Dieser ziemlich hölzern vorgehende Trampel trifft nun in Europa mitten im Zug auf die wunderschöne und stilsichere Josephine (Anne Hathaway). Sie ist ebenfalls als Trickbetrügerin unterwegs, hat aber eine ganz andere Klasse. Mit der Unterstützung eingeweihter Helfer zieht sie die ganz großen Coups ab – im reichen Beaumont-sur-Mer an der französischen Riviera. Als Penny in ihr Revier stolpert, ist Josephine alles andere als begeistert. Als sich beide zeitgleich auf die Fährte eines modernen IT-Millionärs heften, erklären sich die Damen endgültig den Krieg.
Bauerntrampel trifft Stilkönigin – so könnte man „Glam Girls“ sehr gut beschreiben. Es macht als Zuschauer sehr viel Spaß, sich die Betrügereien der beiden Damen anzusehen. So unterschiedlich ist ihr Stil, dass man nur staunen kann. Mit der etwas tollpatschigen XXL-Betrügerin aus dem einfachen Volk (Rebel Wilson) fühlt man mit. Aber Josephine kann man einfach nur mit geneigtem Kopf still bewundern. Anne Hathaway spielt die noble Gaunerin mit perfekter Geste in wunderschönen Kleidern und mit der eiskalten Coolness einer in Kürze zubeißenden Viper.
Insbesondere der Fight der beiden Gaunerinnen um den Computer-Millionär ist ein Highlight, weil sich die beiden Damen auf höchst amüsante Weise die Bälle zuspielen – und dabei schauspielerisch zu Höchstleistungen auflaufen.
Auch die französische Riviera passt perfekt zum Film. Leider kommt „Glam Girls“ trotzdem nicht über drei von fünf Sternen hinaus. Das liegt nicht an der Kulisse, nicht an den fabelhaft schauspielernden Damen und auch nicht an den Kostümdesignern, die einen Superjob gemacht haben. Es liegt allein am Drehbuch. Eine ganz besonders heftige Überraschung des Films, die zum Ende hin zündet, ist so schon viel zu schnell zu erahnen. Und auch die Gaunereien sind einfach nicht einfallsreich genug, mitunter ergeben sie auch gar keinen Sinn. Schade. (CS / Bild: Universal)
Tipp: 3 von 5 Sternen
FSK: ab 6 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=U7Py5vIqBVo
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 159 (6/2019).
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