Der Querkopf: Der Falkenseer Thomas Fuhl kandidiert direkt für den Landtag!
Das ist sicherlich eine starke Meldung, mit der so niemand gerechnet hätte. An den bestehenden Parteistrukturen vorbei bewirbt sich der Falkenseer Thomas Fuhl, sonst in der CDU beheimatet, für einen Sitz im Brandenburger Landtag. Der Ur-Falkenseer, im November 63 in Staaken geboren und in der Gartenstadt aufgewachsen, war aber, so erinnern sich viele, schon immer die kommunale Dreifaltigkeit in einer Person: Frohnatur, Macher und – Querkopf.
Seit 1990 gehört er der CDU an und sitzt seit der allerersten freien Wahl in der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung – zurzeit als Stellvertreter der Vorsitzenden Julia Concu. Seit 91 ist Thomas Fuhl (www.thomas-fuhl.de) auch Mitglied des Kreistages. Ebenfalls für die CDU. Diese Bande wirft der Mann, der das Arbeitgeberservicecenter in Falkensee mit aufgebaut hat, der von 2007 bis 2008 Geschäftsführer der Schloss Ribbeck GmbH war und der von 2010 bis 2011 als Projektmanager des Tourismusverbandes Havelland fungiert hat, nun in die Waagschale. Denn für den Landtag bewirbt sich Thomas Fuhl als 1-Mann-Kandidat (Listenplatz 12). Ohne Partei im Rucksack. Ein echter Affront? Oder ein weiteres Beispiel für den manchmal auch unbequemen Querkopf, der er ist? Manche erinnern sich da noch dunkel, dass er ja auch schon 2016 gegen den Parteiwillen als Landratskandidat angetreten ist. Die CDU hatte schließlich bereits den Kandidaten Roger Lewandowski aufgestellt.
Lieber Thomas Fuhl, warum kandidieren Sie für den Landtag?
Thomas Fuhl: „Wie sagt man so schön? Ich bin unzufrieden mit der Gesamtsituation. Jeden Tag frage ich mich: Warum klemmt hier eigentlich immer wieder die Säge? Wer blockiert hier alles, dass wir einfach nicht vorankommen? Viele Probleme, die wir in der Region haben, lassen sich anscheinend nicht auf der rein kommunalen Ebene beheben. Wenn wir nicht ausreichend Geld haben, um unsere Schulen anständig auszustatten, dann muss das Geld dafür eben vom Land kommen.
In meinem politischen Alltag habe ich das Gefühl, mir sind in einem fort die Hände gebunden. Ich möchte aber gern mit anpacken, etwas zum Besseren ändern und unsere Region deutlich nach vorn bringen.
Das funktioniert für mich aber einfach im klassischen Parteikorsett nicht. Meiner Meinung nach haben die SPD ihr S und die CDU ihr C verraten. Also schere ich aus dem Stau aus, gebe auf der Überholspur Gas und riskiere etwas. Im schlimmsten Fall fahre ich gegen die Wand. Im besten Fall schaffe ich es als Einzelperson in den Landtag und kann dort für mein Havelland aktiv werden.
Ich darf ja wohl klar sagen, dass ich mir in 30 Jahren ehrenamtlicher Kommunalarbeit meinen Gesellenbrief redlich verdient habe. Jetzt würde ich sehr gern eine Ebene höher meinen Meister machen.“
Wie wird der Wahlkampf aussehen?
Thomas Fuhl: „Wichtig ist erst einmal: Keine Partei steht hinter mir. Ich kann weder auf Parteifinanzen zurückgreifen noch auf vorbereitete Wahlplakate, die nur noch personalisiert werden müssen. Ich muss alles selbst machen und aus eigener Kraft – und dann auch noch mit dem eigenen Geld. Der Wahlkampf kostet mich einen 5-stelligen Betrag. Daran sieht man schon einmal: Ich meine es wirklich ernst. Das ist wie ein All-In wie beim Pokern.
Der Wahlkampf beginnt direkt am 6. August um 17 Uhr. Ich habe für einen Monat das leer stehende Betriebsgelände von BMW Ehrl in der Spandauer Straße in Falkensee gemietet. Hier ist mein Wahlkampf verortet. Vier Wochen lang werde ich jeden Dienstag und Donnerstag von 17 bis 19 oder 20 Uhr zu meinen ‚Gesprächen auf der Platte‘ einladen. Da stelle ich eine Couch mitten auf den Vorplatz ins Freie, setze mich drauf und diskutiere mit eingeladenen Gästen über aktuelle Fragen der Politik. Eingeladen habe ich schon jetzt die Bürgermeister der Region. Dazu wird es Würstchen vom Grill, Bier und Faßbrause geben – alles frei Haus. Und immer einen kleinen Showact, etwa von den einzelnen Abteilungen vom Turn- und Sportverein Falkensee e.V. (TSV). Vor Ort sammeln wir auch immer Geld für den guten und zugleich auch den lokalen Zweck.
Mittwochs sind wir mit dem Wahlkampfbus ‚Fuhl auf Achse‘ unterwegs. Die anderen Tage werde ich Wahlkampf auf der Straße machen – und mit den Menschen in meinem Wahlbereich Falkensee, Schönwalde-Glien und Dallgow-Döberitz sprechen. Die Bürger werde ich auch gleich zu meinen ‚Gesprächen auf der Platte‘ einladen.“
Wie sieht denn Ihre Strategie aus, um in den Landtag zu kommen?
Thomas Fuhl: „Im Landtag werden die Vertreter aus 44 Wahlkreisen direkt gewählt – mit der Erststimme. 44 Abgeordnete kommen über die Wahl der Partei in den Landtag – also über die Zweitstimme. Dann gibt es noch die Überhangmandate.
Ich bitte ganz klar um die Erststimme der Wähler. Mit der zweiten Stimme können sie weiterhin die Partei wählen, die ihnen besonders am Herzen liegt.
Ich kann nur eins sagen: Wer mich wählt, kann sich sicher sein, dass ich die Interessen von Falkensee, Dallgow-Döberitz und Schönwalde-Glien direkt in Potsdam vertrete – ohne dabei auf Parteiabsprachen Rücksicht nehmen zu müssen. Und ohne, dass ich Angst davor habe, jemandem auf den Schlips zu treten. Ich bin der letzte Ur-Falkenseer, der für die Bürger im Landtag kämpft.“
Was liegt Ihnen denn u.a. am Herzen?
Thomas Fuhl: „Unsere Jugend ist die nächste Generation, die alles am Laufen halten wird. Wir müssen sie fördern und das Bildungsangebot in den Schulen verbessern.
Mir geht das Herz auf, wenn ich in Finkenkrug an dem neu gebauten Spielplatz vorbeifahre und sehe, wie toll und intensiv der genutzt wird. Gleichzeitig weiß ich, dass es Probleme am Rosentunnel gibt, wo sich nachts Jugendliche treffen und morgens viele zerschepperte Flaschen auf dem Skaterareal liegen. Wir brauchen hier dringend einen 24-Stunden-Ordnungsdienst am Wochenende. In Brieselang wurde der vor zehn Jahren mit großem Erfolg eingeführt. Wenn dieser Ordnungsdienst nicht aus Stadtmitteln zu bezahlen ist, dann muss eben das Land das machen.
Auch zum Falkenseer Hallenbad habe ich eine Meinung. Hier müssen ganz klar die Finanzen sauber geprüft werden. Kann man sich das Hallenbad tatsächlich leisten, so sollte man hier unbedingt auch an die Jugend denken. Eine Indoor-Kletterwand wäre so etwa eine ideale Ergänzung zur Kegelbahn, weil man auf diese Weise alle Generationen ansprechen kann. Dass solche Angebote ziehen, hat ja bereits der TSV mit dem Kinderbewegungsraum in der neuen Stadthalle gezeigt.
Ich kriege nur einen Kragen, wenn später wichtige Kultureinrichtungen der Stadt flöten gehen sollten, nur weil das Hallenbad der Stadt doch zu teuer wird. Investitionen sind super, ich muss sie mir nur leisten können. Genau solche Themen möchte ich bei ‚Gespräche auf der Platte‘ diskutieren.“
Wie wird denn die CDU Ihren Alleingang bei der Landtagswahl bewerten?
Thomas Fuhl: „Darüber können wir uns dann gern im September nach der Wahl unterhalten. Aber ich bin kein Parteisoldat. Gerade jetzt definiere ich mich als überparteilich. Solche Befindlichkeiten hindern mich nur daran, neue Lösungen zu finden.
Ich verlasse ganz klar meine Komfortzone. Aber bislang saßen drei Abgeordnete aus Falkensee im Landtag. Und ich habe nicht den Eindruck, dass dabei für Falkensee etwas herausgesprungen ist.
Klar ist, dass ich im Landtag nicht nur Falkensee vertreten würde, sondern auch die Nachbarn Dallgow-Döberitz und Schönwalde-Glien. In Dallgow bin ich in den Kindergarten gegangen und in Schönwalde regiert mein Lieblingsbürgermeister.“
Welche Punkte haben Sie sich denn für den Landtag konkret auf die ToDo-Liste geschrieben?
Thomas Fuhl: „Wir brauchen mehr Landesgelder für Schulen und Bildung. Es muss mehr für die Innere Sicherheit getan werden. Der öffentliche Nahverkehr muss ausgebaut werden. Und als Randgemeinde im Schatten einer Großstadt brauchen wir Finanzen für neue Pilotprojekte in vielen Bereichen, damit wir uns einfach einmal ausprobieren können.
Im Landtag wäre ich Berufspolitiker für fünf Jahre. Das bedeutet, dass ich mich von morgens bis abends mit aller Kraft einbringen würde.“
Wie schafft man es eigentlich zum Einzelkandidaten?
Thomas Fuhl: „Ich brauchte für meine Bewerbung als Einzelkandidat Unterstützeradressen. Die Adressen habe ich am 10. Juli dem Kreiswahlleiter in Rathenow übergeben. Nun bin ich auf die Wahl am 1. September gespannt.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 161 (8/2019).
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