Genetischer Zwilling gesucht: Der 17-jährige Pascal aus dem LDVC hat Blutkrebs!
Pascal ist 17 Jahre alt, wohnt in Schönwalde-Glien und besucht die Gesamtschule auf dem Leonardo Da Vinci Campus in Nauen. In diesem Alter sollte man sich mit der ersten Liebe, mit den Noten und mit lauten Parties in der sturmfreien Bude der besten Freunde beschäftigen. Pascal kann das leider nicht tun. Zu Ostern hat er die Diagnose bekommen, dass er an Blutkrebs erkrankt ist. Das ist eine lebensbedrohliche Krebsform, die in seinem speziellen Fall medizinisch den Namen “Hämophagozytische Lymphohistiozylose” trägt.
Hierbei kommt es im Rahmen einer lebensbedrohlichen Funktionsstörung des Immunsystems zu einer extremen Überproduktion an Makrophagen, die unkontrolliert damit beginnen, die eigenen Blutzellen zu fressen. Die einzige Rettung ist eine Stammzellentransplantation. Hierfür muss aber ein exakt passender Spender gefunden werden.
Die Lehrer am Leonardo Da Vinci Campus haben zusammen mit Helfern aus der Schülerschaft und mit den Experten von der Deutschen Knochenmarkspende gGmbH (DKMS, www.dkms.de) eine Hilfsaktion gestartet, um weitere potenzielle Knochenmarksspender typisieren zu lassen. Am 2. Oktober gab es für die Schüler zunächst in der 5. Stunde einen Vortrag zum Thema Blutkrebs in hauseigenen Hörsaal.
Anschließend konnten sich die Schüler, die 17 Jahre oder älter waren, gleich im benachbarten NaWi-Kabinett typisieren lassen. Bei diesem Vorgang werden erst die persönlichen Daten für eine spätere Kontaktaufnahme erhoben. Anschließend werden mit einem Wattestäbchen Schleimhautzellen von der Wangeninnenseite zur Analyse aufgenommen.
Christopher Pries (27) ist Mittelstufenkoordinator am Campus und Lehrer für Mathe und Chemie: “Es waren etwa 70 Schüler und Besucher beim Vortrag. Insgesamt 83 potenzielle Spender haben anschließend für eine Typisierung einen Wangenabstrich machen lassen. Nach 13 Uhr konnten auch Lehrer, Eltern und andere Besucher mitmachen, die von der Aktion gehört hatten. Zum Adventsbasar und zum Tag der offenen Tür möchten wir die DKMS-Typisierung noch einmal wiederholen.”
Ein passender Spender muss möglichst der “genetische Zwilling” des Erkrankten sein. Mehrere tausend Gewebemerkmale sollten zusammenpassen. Da wundert es nicht, dass auch bei 8,5 Millionen erfassten Spendern nicht sofort der passende mit dabei ist. Bei Pascal besteht allerdings Hoffung: Es gibt bereits einen Spender, der passen könnte. Bei weiteren, erfolgreich verlaufenden Tests könnte die rettende Transplantation Ende Oktober stattfinden.
DKMS-Volunteer Jerome Lange (22): “Ich habe selbst schon einmal vor zwei Jahren Knochenmark gespendet und konnte so einer erkrankten Frau in den USA das Leben retten.”
Silke S., die Mutter von Pascal, war begeistert von der Typisierungsaktion. Sie sagte: “Ich war absolut positiv überrascht und begeistert, dass sich die Schule sofort dazu bereiterklärt hat, solch eine Aktion durchzuführen. Pascal ist bereits seit Ostern krank und seit Anfang Mai im Virchow-Klinikum der Charité im Wedding. Ursprünglich und laut Protokoll kann man die sekundäre Hämophagozytische Lymphohistiozylose (HLH) medikamentös heilen. Die primäre und damit angeborene Form der HLH kam bei Pascal zunächst nicht in Frage, weil er dafür einfach zu lange Zeit zu gesund war. Schließlich ist er bei der ersten Symptomatik 16 Jahre alt gewesen und war bis dato kaum krank. Nachdem die Inflammation bei jedem Versuch, die Medikamente zu reduzieren, wieder zurückkam – und jedes Mal meist stärker als zuvor – und sein Gesundheitszustand dadurch immer kritischer wurde, war der Vorschlag, sich einer Stammzelltransplantation zu unterziehen, eine der wenigen Möglichkeiten, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Zunächst hatten wir die Hoffnung, dass sein älterer Bruder als Spender in Frage kommen würde. Dieser war auch sofort zur Spende bereit. Leider passte sein Knochenmark von den Gewebemerkmalen nicht komplett mit Pascal überein. Also wandten sich die Ärzte an das ZKRD (Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschlands) und ich nahm parallel Kontakt zur DKMS auf, da ich hier persönlich schon seit über 15 Jahren als Spender registriert bin. Uns wurde gesagt, dass es durchschnittlich acht Wochen dauert, bis ein Spender gefunden wird. Bei Pascal standen bereits nach drei Wochen gleich mehrere Spender in Aussicht.”
Ein Glücksfall, so erklärt Silke S.: “Nach wie vor finden zehn Prozent der Suchenden keinen passenden Spender. Mein Sohn wollte gern für die DKMS Werbung machen, damit durch seinen Aufruf auch anderen eine Chance auf ein neues gesundes Leben geschenkt werden kann.”
Aktuell stellt sich Pascals Situation wie folgt dar. Silke S.: “Kurz nach seinem Geburtstag Anfang September hat sich sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert, so dass er seit dem 20. September wieder einmal auf der Intensivstation liegt. Dank eines tollen Ärzteteams ist es gelungen, Pascals Gesundheitszustand zuletzt wieder deutlich zu verbessern. Auch wenn noch ein schwerer Weg vor uns liegt, so ist doch die Aussicht, Ende Oktober die neuen Stammzellen transfundiert zu bekommen, großartig und beängstigend zugleich. Aber immerhin ist endlich ein Ende der Erkrankung in Sicht.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 164 (11/2019).
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