Kino-Filmkritik: Ich war noch niemals in New York
Mit der Musik von Udo Jürgens (1934-2014) sind gleich mehrere Generationen aufgewachsen. Einzigartige Texte verbunden mit viel Schlagermelodie sorgen für ein einzigartiges Gute-Laune-Gefühl. 2007 feierte das Musical „Ich war noch niemals in New York“ Premiere in Hamburg. Mehrere Millionen Besucher haben das Musical bereits gesehen, das inzwischen um die ganze Welt tourt und Udo-Jürgens-Songs wie „Aber bitte mit Sahne“, „17 Jahr, blondes Haar“ oder „Griechischer Wein“ in eine frische Geschichte presst.
Auf den Spuren von „Mamma Mia“ schüppert nun auch das Musical „Ich war noch niemals in New York“ von den Theaterbühnen direkt ins Kino – und präsentiert sich als deutsche Antwort auf den erfolgreichen Abba-Musikfilm. Philipp Stölzl erzählt das Erfolgsmusical für die Leinwand nach, das Drehbuch des Films stammt von Alexander Dydyna.
Worum geht es? Lisa Wartberg (Heike Makatsch) ist eine herrische und hektische Fernsehmoderatorin, die sich nicht einmal den Namen ihrer Assistentin merken kann. Ihr Stern sinkt, die Quoten auch. Nur ihr schwuler Maskenbildner Fred (Michael Ostrowski) hält zu ihr. In ihrem hektischen Alltag hat Lisa gar keine Zeit, um sich um ihre einsame Mutter Maria (Katharina Thalbach) zu kümmern.
Das rächt sich. Die Mutti fällt auf den Kopf – und wacht im Krankenhaus wieder auf. Hier erinnert sie sich an gar nichts mehr. Nur daran, dass sie unbedingt wenigstens einmal nach New York möchte. Heimlich stiehlt sich Maria aus dem Krankenhaus und schleicht sich als blinde Passagierin auf die „MS Maximiliane“. Die ist tatsächlich auf den Weg nach New York.
Lisa und Fred folgen der verwirrten Mutter, die unter der Aufmerksamkeit des Gigolos Otto (Uwe Ochsenknecht) spürbar auflebt. Lisa bekommt es an Bord mit dem langweiligen Professor Axel (Moritz Bleibtreu) zu tun. Und Fred verliebt sich in den Schiffsmagier Costa (Pasquale Aleardi). Da kann bei drei Liebschaften in 128 Minuten Spieldauer so einiges schiefgehen.
„Ich war noch niemals in New York“ ist ein sehr krasser und sehr ungewöhnlicher deutscher Film. So präsentiert er sich vom Start bis zum Ende in einer leuchtend bunten Optik, die so überzeichnet kitschig ist, dass es fast schon weh tut. Sämtliche Kulissen stammen aus der Retorte, kein Kilo Kohlendioxid wurde auf einem echten Ozeandampfer vergeudet. Diese bunt strahlende Welt passt perfekt in die bunte Schlagerwelt (obwohl Udo Jürgens sich mit seinen schlauen Texten doch immer eine Hintertür aus der oberflächlichen Schlagerszene gebaut hat).
So oder so: Entweder verlässt man nach zehn Minuten entnervt das Kino – oder fährt fröhlich summend und singend auf dem Li-La-Laune-Dampfer mit, der durch ein idyllisch blaues Meer cruist, in dem natürlich just im perfekten Moment auch die Delfine aus dem Wasser springen.
Zu der bunten Geschichte, die an eine zuckersüße Traumschiffepisode mit übersteuertem Kitsch-Faktor erinnert, gesellen sich viele erstaunlich gelungene, kleine Scherze. Die sorgen dafür, dass im Kinosaal immer wieder belustigt gegiggelt wird.
Der eigentliche Motor des Films sind aber die Udo-Jürgen-Songs. Sie werden eigentlich ständig gesummt, gesprochen oder gesungen – und geben jeder Szene eine ganz eigene Stimmung. Passend zum „Griechischen Wein“ explodiert die heimliche Party im Unter-Deck-Chaos der Schiffs-Mannschaft. Und bei „Mit 66 Jahren“ entdeckt die einsame Mutter Maria den Mumm, ihr Leben noch einmal neu in die Hand zu nehmen. Manchmal werden die Lieder nur kurz angesungen, oft genug entfesseln sie aber die Kraft eines Sturms und reißen alle Statisten in einer Szene mit, sodass sie am Ende alle wild vor der Kamera tanzen. Zum Glück bremsen die etwa 20 Songs den Film nicht, sondern heizen ihn noch einmal ordentlich an.
Besonders großen Spaß macht es dabei, Heike Makatsch, Moritz Bleibtreu, Katharina Thalbach und Uwe Ochsenknecht selbst singen zu hören. Besonders Uwe Ochsenknecht überrascht und überzeugt als schmissiger Sänger, während Moritz Bleibtreu eher mit charmanter Unbeholfenheit auffällt.
„Ich war noch niemals in New York“ ist vielleicht kein Meisterwerk, schickt den Zuschauer aber fröhlich grinsend und mit vielen schönen Melodien im Kopf nach Hause. (CS / Bild: Universal Pictures International Germany)
Der Kinofilm kommt am 17. Oktober in die Lichtspielhäuser.
Tipp: 4 von 5 Sternen
FSK: ab 0 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=oPkzUhsRrGc
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 164 (11/2019).
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