Kino-Filmkritik: Mother
Science-Fiction-Freunde freuen sich sicherlich schon auf „I Am Mother“ vom australischen Regisseur Grant Sputore. In den USA war der Film nur auf Netflix zu sehen, hierzulande darf er ab dem 22. August sogar ins Kino. Um was geht es? Raumschiffe und Laserschwerter braucht es hier nicht, denn es geht tief unter die Erde. Nachdem eine globale Katastrophe die Menschheit vernichtet hat, wagt eine Roboterintelligenz namens „Mutter“ in einem hermetisch abgeriegelten Labor den biologischen Neuanfang.
Ihr stehen tausende von eingefrorenen Menschenembryonen zur Verfügung. Aus einem dieser Zellklumpen entsteht „Tochter“. Das Mädchen (Clara Rugaard) wächst komplett alleine im Bunker auf – nur mit „Mutter“. Sie lernt Ballett, Origami-Falten und philisophische Ideen kennen: In regelmäßigen Prüfungen muss sie sich beweisen.
Mit der einsetzenden Pubertät wird „Tochter“ immer aufmüpfiger – und fragt sich, was wohl hinter den Metalltoren liegt. Ihre heile Welt wird auf den Kopf gestellt, als eine verletzte Überlebende (Hilary Swank) ans Tor klopft. „Tochter“ lässt die fremde Frau herein – und lernt schnell, dass „Mutter“ vielleicht nicht in allen Belangen die Wahrheit gesagt hat.
„I Am Mother“ ist eine Inner-Space-Geschichte, die als Kammerspiel inszeniert ist. Die Faszination des Zuschauers ob der coolen Roboter-Animationen und der einlullend-mütterlichen Stimme der Künstlichen Intelligenz wandelt sich aber schnell zu einer leichten Langeweile: Dem Film fehlt es leider etwas an Tempo, so dass die Gedanken des Zuschauers zunehmend wegdriften und er nicht wirklich am Handlungsfaden der Geschichte kleben bleibt.
Clara Rugaard spielt ihre Rolle als steril aufwachsendes Menschenkind, dessen Welt plötzlich in Scherben liegt, und das nicht weiß, wem es vertrauen soll, hervorragend. Das kann man von Hilary Swank nicht sagen. Ihre grummelig-aggressive Version einer Überlebenden weckt weder Sympathien noch Mitgefühl.
Das Ende erklärt sich nicht – wie sonst üblich in Hollywood – von ganz alleine, sondern verlangt ein wenig Gehirnschmalz vom Zuschauer. Leider ist es so, dass die Idee des Regisseurs schnell durchschaut ist – sich dann aber im Nachgang so manches Logikloch im Plot offenbart. Will frech sagen: Diese Geschichte hätte man noch um einiges raffinierter gestalten können.
Schade ist, dass es „I Am Mother“ gerade in der zweiten Hälfte nicht gelingt, dem SciFi-Freund mit klaustrophobisch-unheimlichen Szenen Angst zu machen. Auch die Musik von Dan Luscombe tritt zu sehr auf der Stelle. So bleibt der Film weit hinter seinen Möglichkeiten. Und ist somit zu blass fürs Kino. (CS / Bild: Concorde Filmverleih GmbH)
Tipp: 2 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=r36gZQbOvaY
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 161 (8/2019).
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