Who is Who in der Region (55): Claudia Cerreto (Nauen)
Wer ist eigentlich …? Unser „Who is Who“ möchte die besonderen Personen in unserer Region kurz vorstellen und sie so der Bevölkerung noch näher bringen. Claudia Cerreto (48) ist seit Dezember 2018 die neue Direktorin im Amtsgericht Nauen. Claudia Cerreto wurde am 19. Dezember 1971 in Wanne-Eickel (heute Herne) geboren. Das liegt in Nordrhein-Westfalen.
Nach dem Jura-Studium in Münster zieht es die Juristin „der Liebe wegen“ nach Potsdam. Hier absolviert sie ihr Referendariat am Landgerichtsbezirk Potsdam, wird Mitarbeiterin an der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben und arbeitet schließlich als Rechtsanwältin in einer Potsdamer Kanzlei.
Im November 1999 wird Claudia Cerreto Richterin im Dienst des Landes Brandenburg. Am Landgericht Potsdam kümmert sie sich zunächst um Bauangelegenheiten, am Amtsgericht Brandenburg später um Strafsachen. Zurück am Landgericht Potsdam stehen Grundstücksfälle auf ihrem Verhandlungsplan.
2003 wechselt die Richterin ans Amtsgericht Nauen. Jugendstraf- und Zivilsachen sind nun ihr Metier. Obwohl es immer wieder zwischendurch Stationen und Aufgaben im Brandenburgischen Oberlandesgericht und im Ministerium der Justiz in Potsdam gibt, wird das Amtsgericht Nauen doch so etwas wie ein berufliches Zuhause. Seit 2008 ist Claudia Cerreto ständige Vertreterin des Direktors, im Dezember 2018 wird sie selbst zur Direktorin ernannt.
Claudia Cerreto lebt weiterhin in Potsdam. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne, 13 und 16 Jahre alt.
Wir fragen nach: Wie kommt man auf die Idee, Jura zu studieren? Claudia Cerreto: „Ich wollte erst katholische Religion und Latein studieren. Meine Eltern drängten aber auf eine ‚richtige‘ Ausbildung. Ich wollte lieber studieren und kam über einen Ausbildungsplatz zu Jura. Jura passt einfach zu mir – ich habe einen starken Gerechtigkeitssinn. Jura ist kein leichtes Studium, der Druck ist enorm hoch. Aber in der Sache hat mir das viel Spaß gemacht.“
Als Direktorin im Amtsgericht Nauen – was fällt Ihnen da besonders auf? Cerreto: „In der Öffentlichkeit kommt viel zu wenig von dem an, was vor Gericht passiert. Die Menschen wünschen sich manchmal Höchststrafen für kleinste Vergehen – und denken, wir urteilen nicht streng genug. Diese Sichtweise ändert sich aber ganz schnell, wenn es sie selbst betrifft. Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen, dass unsere Richter angemessen urteilen. Ganz wichtig ist: Die Politik schreibt uns nicht vor, wie wir als Richter zu urteilen haben. Niemand greift in unsere Rechtssprechung ein, das nennt man die richterliche Unabhängigkeit. Bei uns nehmen übrigens die Internet-Betrügereien stark zu. Kein Wunder: Es ist hier ganz einfach geworden, jemanden zu betrügen. Etwa, indem man dem Kunden einen eBay-Kauf nicht zuschickt. Und man muss dem Betrogenen dabei nicht einmal ins Gesicht schauen.“
Uns ist im Amtsgericht Nauen immer wieder aufgefallen, dass die Beschuldigten oft in sehr legerer Kleidung vor dem Richter und den Schöffen erscheinen. Claudia Cerreto: „Das stimmt. Respektlosigkeiten sind da leider an der Tagesordnung. Viele wissen nicht mehr, wie man sich in einem Gerichtssaal verhält, nämlich höflich und respektvoll. Dass jemand im Anzug vor Gericht erscheint, das kommt bei uns höchst selten vor.“
Die Direktorin des Amtsgerichtes Nauen kümmert sich um 65 Mitarbeiter vor Ort – und findet trotzdem auch immer noch die Zeit, selbst als Richterin zu arbeiten: „Das ist eine schöne, verantwortungsvolle Aufgabe. Wir sehen uns als Dienstleister für den Bürger. Ich kann mir keinen schöneren Job vorstellen.“
In ihrer Freizeit reist Claudia Cerreto gern – ans Meer, in die Berge und in große Städte: „Mein Lieblingsort ist seit vielen Jahren Usedom.“
Ansonsten geht sie gern mit ihrem Mann spazieren. In Potsdam gehen beide tanzen und üben sich im Standard-Latein: „Wenn mich jemand fragen würde, ob ich bei ‚Let‘s Dance‘ mitmachen würde, dann wäre ich sofort mit dabei.“ (Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 161 (8/2019).
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