Zeitenwende neu aufgeführt: 30 Jahre Mauerfall – Falkensee im Schatten der Mauer!
Wann immer in Falkensee ein Ereignis von Bedeutung stattfindet, ist Heide Gauert mit dabei. Die Schmargendorferin, die in der Gartenstadt aufgewachsen ist und zu DDR-Zeiten Filme für die DEFA in Potsdam drehte, baut dann stets die Kamera auf und fängt Reden, Richtfeste, Diskussionen und Events ein. Aus dem Material, das auf diese Weise entstanden ist und das seit vielen Jahren den Wandel in Falkensee dokumentiert, …
… ist schon so mancher wichtige Film zusammengeschnitten worden. Darunter die Dokumentarstreifen „Falkensee lohnt sich“, „Falkensee – Geschichte einer jungen Stadt“ und „Falkensee – eine Stadt zwischen gestern und heute“.
Einer der wichtigsten Filme sorgte nun am 13. November passend zum Jubiläum “30 Jahre Mauerfall” dafür, dass sich der große Rathaussaal in Falkensee gleich drei Mal nacheinander in ein Kino verwandelte – so groß war das Interesse. Aufgeführt wurde der einstündige Film “Zeitenwende” von Regisseurin Heide Gauert und ihrer Schnittexpertin Ines Evelyn Kuhnert. Das Zuschauen war für alle Besucher kostenfrei.
Der vor zehn Jahren entstandene Film “Zeitenwende” zeigt, wie die Mauer gebaut wurde, wie Falkensee als grenznaher Ort ganz im Schatten des antiimperialistischen Abwehrbollwerks stand und wie die Gartenstadt sich nach der Grenzöffnung wieder neu entwickelt hat. Heide Gauert hat Originalaufnahmen von damals verwendet, viele Zeitzeugen befragt und daraus eine ebenso aufwühlende und hyperlokale Dokumentation gefertigt, die punktgenau auf Falkensee zugeschnitten ist.
Unter den Zuschauern war auch Jürgen Bigalke mit seiner Frau Regina. Dem noch immer sehr beliebten Altbürgermeister gelang es, Falkensee nach dem Fall der Mauer durch chaotische Zeiten in eine gute Zukunft zu führen. Heiko Müller als aktueller Bürgermeister erinnerte sich vor dem Film: “Am 9. November fiel die Mauer. Aber erst am 13. November öffnete sich der Grenzübergang an der heutigen Spandauer Straße zu Spandau hin. Darauf haben wir alle gewartet. Als ich den Film gesehen habe, war ich fassungslos, dass es sich bei dieser Übergangszeit nur um vier Tage gehandelt hatte. Das kam mir länger vor. Wir haben damals jede einzelne Stunde gezählt.”
Und er ergänzt: “8.000 Alt-Falkenseer haben den Fall der Mauer selbst miterlebt. 37.000 Zugezogene kennen das Falkensee vor dem Mauerfall gar nicht. Die Angst und das menschliche Leid, was damals herrschte, gerät leider viel zu schnell in Vergessenheit.”
Der noch immer auf DVD erhältliche Film “Zeitenwende” erzählt in gut gewählten Worten, wie beim Bau der Mauer vor Falkensee aus dem “Waldgebiet ein Grenzgebiet” wurde und wie sich nach dem Fall der Mauer “eine Staatsgrenze zu einer Stadtgrenze” und eine “Grenzstadt zu einer Gartenstadt” wandelte.
Heide Gauert: “Ich habe den Film auch lange Zeit nicht mehr gesehen. Beim vorbereitenden Einpegeln im Rathaussaal habe ich Szenen wiederentdeckt, da wusste ich gar nicht mehr, dass sie im Film sind. Da sieht man noch die ‘HO Vitaminquelle’ in der Bahnhofstraße, da, wo jetzt der Kreisverkehr entstehen soll. Und gegenüber die Genossenschaftskasse, wo heute die Volksbank zu finden ist.” Und sie ergänzt: “Für mich bedeutete der Mauerfall, dass ich endlich reisen konnte. Und dass ich meinen Bruder in Köln wiedersehen durfte, der 1961 in den Westen geflohen war.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 165 (12/2019).
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