Macbeth mordet: Das “Kleine Theater Falkensee” lässt es blutig enden!
Im letzten Jahr gab es den “Faust” von Wolfgang von Goethe im Falkenseer Kulturhaus “Johannes R. Becher”, in diesem Jahr war William Shakespeare an der Reihe. Das “Kleine Theater Falkensee” (www.kleines-theater-falkensee.de) spielte “Macbeth” und damit eine ganz große und richtig schwere Tragödie. Ein Werk – zu groß für den kleinen Raum im Becher-Haus, in dem die ambitionierte und literaturtrunkene Truppe um Sebastian Eggers und Sebastian Maihs aufspielt?
Vom Shakespeare-Stück “Macbeth” dürften alle schon einmal gehört haben. Aber nur die wenigsten wissen um den Inhalt. Die Reise geht nach Schottland. Macbeth ist Thane von Glamis – und bekommt einen weiteren Titel vom König verliehen, weil er erfolgreich in der Schlacht war. Doch auf dem Weg zum König weissagen ihm die Schicksalsschwestern im Dunkel, dass es seine Zukunft wäre, selbst König zu werden. Seitdem ist der Aufstrebling besessen davon, dieser Weissagung zur Wahrheit zu verhelfen. Angetrieben und bestärkt wird er darin von seiner Frau Lady Macbeth, die keinerlei Skrupel zu kennen scheint. Schon bald klebt Blut an Macbeths Händen. Und mit jedem Mord, der nötig ist, um sich strampelnd am obenen Ende der Machtpyramide zu halten, wird er ruchloser, unmenschlicher, paranoider und gefährlicher.
Es scheint so: Nicht nur die Macht korrumpiert die Menschen, sondern auch die Aussicht auf sie. Macbeth und seine Frau umkreisen lüstern nach der Krone wie mörderische Motten das Licht des Bösen – und reißen sich an zivilisatorischer Fassade ab, was in ihren Gesichtern zu finden ist.
Sebastian Eggers (Regie) und Sebastian Maihs (Dramaturgie) vom Theater.Redux formen das “Kleine Theater Falkensee” auch im neuen Stück in eine sehr moderne Richtung, die den Zuschauer auch bei “Macbeth” wieder mit klopfendem Herz und zittrigen Fingern nach Hause schickt.
Die Arbeit der beiden Sebastians beginnt mit einer kompletten Reduktion der Bühnenausstattung. Im Becher-Haus besteht die Bühne sowieso schon aus einer kuriosen Besonderheit: Bei ihr handelt es sich um einen kleinen Raum, der gleich von drei Seiten von den Zuschauerrängen eingefasst wird. Die Zuschauer sitzen dabei so nah am Geschehen, dass sie nur die Hand ausstrecken müssten, um die Spielenden zu berühren. Und nun das: Die Requisiten bei “Macbeth” bestehen vorrangig aus drei nackten Tischen, die von Szene zu Szene neu arrangiert werden. Das passt, denn alles Zuviel an Dekoration würde nur ablenken.
Das Stück nutzt die alte Sprache Shakespeares, die betörend lyrisch klingt, zugleich aber erschreckend bildgewaltig böse Wahrheiten ausspricht. So erkennt Macbeth irgendwann in einer hellen Minute: “Ich bin so weit ins Blut gewatet, dass es einfacher ist, voranzugehen als umzukehren.”
Immer wieder durchbricht die Inszenierung aber das Schwelgen in Shakespearschen Worten, um den Zuschauer zu überraschen. Dann sprechen die Schauspieler plötzlich “ganz normal” und inszenieren gar eine Pressekonferenz, um den neuen König von Schottland angemessen ins rechte Licht der Öffentlichkeit zu rücken.
Da merkt man plötzlich auch als Zuschauer, wie viel Gehirnschmalz in der Aufführung steckt. Als hätte man das aber nicht schon eher begriffen! Denn wie genial ist die Idee, die flüsternden Schicksalshexen in komplett schwarze Ganzkörperanzüge zu stecken, die sogar den Kopf verdecken, und sie dann irre kichernd unter den Tischen zu verstecken? Da kann man es sich nur zu gut vorstellen, wie sie Macbeth ihre manipulativen Gedanken einflößen.
Positiv fällt im 100 Minuten langen Stück (ohne Pause) auch auf, dass die erfahrenen Schauspieler in der Gruppe gern die Bühne räumen, um den Jüngeren im Team das Rampenlicht zu überlassen. Joseph Birke, der ein wenig an den deutschen Schauspieler Florian David Fitz erinnert, gibt einen vortrefflich emotionalen Macbeth ab, dem mit Cassandra Lenz eine würdig mordlüsterne Lady zur Seite steht. Katharina Kusch und Sebastian Maihs, die sonst gern große Rollen spielen, sind ins zweite Glied zurückgetreten. Den Zuschauern hats gefallen. Sie wissen nun auch: Das große Stück “Macbeth” passt ganz wunderbar in den kleinen Raum. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 165 (12/2019).
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