Trockene Sommer: Havelländer Gewässer entwickeln neue Strandzone!
Zwei extrem trockene Sommer haben dafür gesorgt, dass zahllose Kubikmeter Wasser aus unseren Havelländer Gewässern verdunstet sind. Inbesondere die Seen ohne eigene Zuflüsse leiden: Der Wasserpegel ist deutlich gesunken – an vielen Stellen hat sich der Strandabschnitt dramatisch vergrößert. Auch die meisten Entwässerungsgräben sind seit Monaten komplett ausgetrocknet.
Am aktuellen Zustand ändern auch die starken Regenfälle im Oktober nichts – sie sind im wahrsten Sinne des Wortes ein Tropfen auf den heißen Stein. Da ist es an der Zeit, einmal einen aktuellen Status zu erheben.
Frank Goslowsky betreibt das Waldbad Nymphensee. Er sagt: “Wir haben anderthalb Meter Wasser im Nymphensee verloren. Die Wasserqualität hat dadurch aber zum Glück nicht gelitten. Belastend ist der niedrige Wasserstand vor allem für das Schilf, das steht nicht mehr tief genug im Wasser. Der See wird ja allein aus dem Grundwasser gespeist. Damit er sich wieder auffüllt, hoffen wir auf viel Regen. Und auf die Schneeschmelze nach dem Winter. Es gibt ansonsten keine Möglichkeit, künstlich Wasser einzuleiten.”
Auch im Bredower Dorfteich war der Wasserspiegel deutlich gefallen. Bereits bei der Neptuntaufe zum Bredower Teichfest hat jeder Besucher gut sehen können, wie viel Wasser bereits verloren gegangen ist. Hier haben die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Brieselang sowie der Einheit Bredow eine probate Lösung gefunden. Im Rahmen einer Übung haben sie Schläuche vom alten Havelländischen Hauptkanal bis zum Dorfteich überbrückt und anschließend damit begonnen, Wasser über eine Entfernung von 1.000 Metern aus dem Kanal in den Dorfteich zu pumpen. Laut Angaben des Gemeindewehrführers Marco Robitzsch sollte allerdings primär ein Havariefall simuliert werden, um Wasser schnellstmöglich von A nach B über eine längere Wegstrecke zu transportieren. Der Nebeneffekt der Übung: „Pro Stunde ist der Wasserstand im Dorfteich um rund einen Zentimeter angestiegen. Der Wasserspiegel ist insgesamt um zehn Zentimeter angewachsen. Insofern hat die Übung zusätzlichen Sinn ergeben. Aufgrund von Druckverlusten bei der Förderung des Wassers in Abhängigkeit zur Fördermenge war allerdings der Einsatz einer Verstärkerpumpe nach einer Wegstrecke von rund 600 Metern erforderlich. Aber: Insgesamt hat alles gut funktioniert“, so das Fazit von Robitzsch.
Bodo Oehme als Bürgermeister von Schönwalde-Glien ist froh, dass sich der Pegel vom Havelkanal von selbst wieder fast normalisiert hat. Sorge bereiten ihm aber der Kiessee in Grünefeld und das Strandbad Schönwalde. Hier sind die Wasserpegel deutlich gefallen. Insbesondere das künstlich angelegte Strandbad weist schon lange nicht mehr die ansonsten übliche Wassertiefe von 2,5 Metern auf – der Strandbereich hat sich drastisch verbreitert. Wovon jetzt im Herbst natürlich niemand etwas hat.
Bodo Oehme: “Beide Seen geben wir nicht auf. Der Kiessee in Grünefeld ist jedes Jahr für 10.000 Raver DAS Ereignis, wenn sie wieder im Sommer ihr Festival ‘Nation of Gondwana’ feiern. Für das Strandbad in Schönwalde-Glien ist noch immer kein Betreiber zu finden. Es könnte aber jemand kommen, der die Gaststätte am Sportplatz neu belebt. Aber auch hier ist der See Naherholungsgebiet für die Menschen in der Region. Wir müssen also etwas anbieten.”
Wie komplex das Problem “Wasser nachfüllen” ist, erklärt Bodo Oehme selbst: “Wir hoffen natürlich in erster Linie auf viel, viel Regen – und sind froh, dass es im Oktober zu vielen Niederschlägen gekommen ist. Wir haben aber auch 40.000 Euro in den Haushalt eingestellt, um im Strandbad und im Kiessee eine Segmentprüfung des Grundes durchzuführen. Anschließend könnten wir den Grund mit Genehmigung ausbaggern, um dann neues Wasser nachzufüllen. Aufgrund der Wasserqualität dürfen wir aber kein Grundwasser zum Auffüllen des Sees verwenden. In Frage kommen würde nur Frischwasser von der OWA. Wir sind ja sehr dafür, das gereinigte Wasser aus dem Klärwerk Wansdorf in der Fläche verrieseln zu lassen, anstatt es in den Kanal zu leiten. Das würde den Pegel vom Grundwasser anheben. Damit es dazu kommt, brauchen wir allerdings noch ein deutliches Signal aus Potsdam. Darauf warten wir noch.”
In Falkensee erfreuen sich die beiden Panzerseen hinter der Geschwister-Scholl-Grundschule großer Beliebtheit bei den Anwohnern – und bei den Anglern. Die Angler werden ihre Fische aber bald schon mit der Hand fangen können. Denn der Wasserpegel ist so sehr gesunken, dass der hölzerne Bootsteg bereits komplett im Trockenen steht. Die Wasserlinie ist zum Vorjahresstand um gut fünf Meter zurückgesprungen. Der Wasserstand ist in den Seen so niedrig, dass man genau sehen kann, wo die größeren Fische ihre Kreise drehen. Rettung für sie kommt nur von oben: Es muss regnen. Einen natürlichen Zufluss in die beiden Panzerseen gibt es nicht.
So mancher Graben im weit verzweigten Grabensystem von Falkensee hat im gesamten Jahr kein Wasser gesehen. Dort, wo früher einmal Stichlinge schwammen und Wasserschnecken zu bestaunen waren, war in diesem Jahr nur eine tiefergelegte Grasnarbe zu sehen. Nur der Schlaggraben führte etwas modriges Wasser. An dieser Situation hat sich auch nach den anhaltenden Regenfällen im Oktober nichts geändert.
Auch der Lindenweiher in Finkenkrug hatte in den letzten beiden Sommern mit einem niedrigen Wasserstand zu kämpfen. Der fehlende Regen und die Entnahme von Grundwasser z.B. für die Bewässerung der Gärten haben den Grundwasserspiegel auch in diesem Jahr erheblich fallen lassen. Da der Weiher primär durch das Grundwasser gespeist wird, hat ihm die lange Trockenheit ganz schön zugesetzt. Die flachen Bereiche waren sogar komplett ausgetrocknet.
Bereits im letzten Jahr trafen sich Mitglieder des Lindenweiher Finkenkrug e.V. mit einem Limnologen, um zu erfahren, welche Maßnahmen es gibt, um den Wasserstand zu regulieren und welche Auswirkungen die anhaltende Trockenheit auf den Weiher hat.
Anja Pohlmeyer: „Natürlich bedeutet so eine Situation Stress für den Weiher und die Tiere. Gegenmaßnahmen zu ergreifen, ist allerdings schwierig, denn selbst das Auffüllen des Weihers würde nur kurzzeitig für eine Entspannung sorgen. Man muss sich das so vorstellen, als würde man bei einer Badewanne den Stöpsel ziehen. Solange sich der Grundwasserspiegel nicht normalisiert, würde das aufgefüllte Wasser zeitnah wieder versickern. Hier könnte nur ein regelmäßiges Nachfüllen mit Wasser helfen.“
Allerdings muss man sagen, dass der Weiher offensichtlich mit solchen Trockenperioden ganz gut zurechtkommt. Anja Pohlmeyer: “Im runden Teil des Weihers stand durchgängig genug Wasser für die Fische zur Verfügung – und auch der Sauerstoffgehalt scheint sich nicht gravierend verschlechtert zu haben, denn der Fischbestand im Weiher ist nach wie vor gut. Darüber hinaus hat die Trockenheit für den Weiher auch eine positive Seite. In den Bereichen, die trocken liegen, verdichtet sich der Boden erheblich und auch der Fischbestand wird auf natürliche Weise reguliert.”
Zwischenzeitlich ist der Wasserstand im Lindenweiher wieder gestiegen. Anja Pohlmeyer: “Hoffen wir, dass der Herbst und der Winter ausreichend Regen bringen, damit der Lindenweiher vor dem nächsten Frühjahr wieder seinen regulären Wasserstand erreichen kann.” (Text: CS / Fotos: CS, Kristina Scheibe)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 164 (11/2019).
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