Corona-Interview: Katja Klostermann aus Falkensee – Mit Verdacht auf Corona
Katja Klostermann (40) ist in Falkensee aufgewachsen und lebt auch noch immer hier. Sie arbeitet in einer lokalen Arztpraxis. Ihr größter Schock: Sie galt für kurze Zeit als vielleicht Corona-infiziert. Mit uns sprach sie über die Tage bis zum negativen Testergebnis. Kurz gefragt: Was war los, wie bist du zu einer Fast-Corona-Patientin geworden?
Katja Klostermann: “Am 10. März wachte ich morgens auf und fühlte mich echt richtig krank. Ich hatte Halsschmerzen, Husten und Schnupfen. Ich dachte da noch, das wird alles nicht so schlimm sein, und bin zur Arbeit gefahren.
Im Verlauf des Tages wurde es schlimmer, die Beschwerden nahmen zu. Ich hatte ein ungewöhnliches Druckgefühl auf der Brust beim Atmen.
Mir kam dann der Gedanke, dass es ja vielleicht auch Corona sein könnte. Am Abend hatte ich auch noch Fieber. 39,5 Grad, das hatte ich lange nicht.
Nach einer schlimmen Nacht nahm ich am nächsten Morgen per E-Mail Kontakt mit meinem Hausarzt auf. Der schickte mir den Triage-Fragebogen vom Robert-Koch-Institut zu, den sollte ich ausfüllen. Anschließend kam ein erneuter Anruf aus der Praxis. Ich sollte jemanden vorbeischicken, der für mich den Corona-Test abholt, aber bitte schön hinter der Praxis aus dem Fenster heraus.
Ich habe dann zu Hause den Selbsttest gemacht und den Test über eine Mittelsperson in die Praxis bringen lassen. Meine Anweisung: Ich durfte ab sofort nicht mehr das Haus verlassen, ich war in Quarantäne. Jedenfalls so lange, bis das Ergebnis vorliegt. Meine Gedanken kreisten. Ich fühlte mich allein gelassen. Es gab so viele Fragen. Was ist mit meinen Angehörigen, was mit den in meinem Haushalt ebenfalls lebenden Personen? Dazu habe ich keine Anweisung erhalten.
Ich frage mich auch: Wie könnte ich denn Corona haben? Und von wem? Etwa von dem Patienten, der mich vor ein paar Tagen direkt angehustet hatte, und der meinte, er fühlt sich nicht so gut?
Ich musste mir auch überlegen: Was ist eigentlich, wenn ich positiv getestet werde? Das beeinflusst ja mein ganzes Leben. Ich hatte einen Friseurtermin. Ich wollte drei Mal in der Woche zum Pokern gehen und hier eng mit anderen Menschen am Tisch sitzen. Und wie sieht es mit meiner Arbeit aus? Ich habe dann in der Schule meines Sohnes angerufen, um Bescheid zu geben. Meinem Chef Bescheid gesagt. Und eine Rund-Mail an den Pokerverein verschickt.”
Und dann war der Test aber negativ?
Katja Klostermann: “Es dauerte 30 Stunden lang, bis das Ergebnis endlich vorlag. NEGATIV. Da war erst einmal Durchatmen angesagt. Ich konnte dann an allen Stellen Entwarnung geben.
30 Stunden sind nicht lang. Aber man hat viel Zeit zum Nachdenken. Es ist ein schreckliches und unangenehmes Gefühl, das Haus nicht verlassen zu dürfen.
Auch nach dem negativen Ergebnis habe ich mich weiter gefragt: Habe ich den Selbsttest auch wirklich richtig ausgeführt, war das Ergebnis wirklich negativ, müsste der Test nicht noch einmal wiederholt werden? Fragen über Fragen – und keine Antworten. Ich zog mich vorsichtshalber für einige weitere Tage aus dem Verkehr und verzichtete weitgehend auf meine sozialen Kontakte.”
Hattest du Angst, den Virus vielleicht weiterzugeben?
Katja Klostermann: “Ja, na klar. Vor allem hatte ich Angst, Menschen anzustecken, die zur Risikogruppe gehören. Inzwischen ist so viel Zeit vergangen, dass ich mir sicher sein kann, entweder den Virus nicht gehabt oder ihn erfolgreich überstanden zu haben. Ich hoffe für uns alle, dass wir gesund durch diese schwere Zeit kommen.” (Fotos: privat)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 169 (4/2020).
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