Erfolgreiche Erhaltungszucht – Erster Nachwuchs bei den Iberischen Sorraia-Wildpferden in der Naturerlebnis-Ringzone der Döberitzer Heide
Nicht nur Rinder, Wasserbüffel, Schafe und Ziegen weiden im Auftrag des Biotop- und Artenschutzes auf dem früheren Truppenübungsplatz „Döberitzer Heide“ im Landkreis Havelland/ Potsdam. Auch robuste Pferderassen setzt der Naturschutz-Förderverein Döberitzer Heide e.V. seit einigen Jahren erfolgreich zur Landschaftspflege ein. Nun gibt es Grund zur Freude, denn vor wenigen Tagen gab es den ersten Nachwuchs bei den hoch bedrohten Sorraia-Wildpferden. Ein großer Erfolg für die Erhaltungszucht.
Nach 11 Monaten Tragzeit hat die Leitstute der 5-köpfigen Herde ein gesundes Stutfohlen zur Welt gebracht. Auf staksigen Beinen erkundet das bislang noch namenlose Fohlen unter strenger Aufsicht seiner fürsorglichen Mutter das rund 40 Hektar große Areal, in dem die Sorraias ganzjährig im Auftrag des Naturschutzes weiden.
„In den ersten Wochen verteidigt die Mutter ihr Fohlen vehement, und achtet akribisch darauf, dass es immer dicht an ihrer Seite bleibt“, erklärt Max Jung, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins. „Erst wenn die sensible Prägungsphase abgeschlossen ist, lässt sie zu, dass auch die restlichen Pferde Kontakt zu dem neuen Herdenmitglied aufnehmen dürfen.“
Sorraias gehen auf eine Restpopulation iberischer Wildpferde zurück, die erst in den 1920ern in den weitläufigen Flusslandschaften des Sorraia-Flusses in der nur dünn besiedelten, unzugänglichen Region Alentejo (Portugal), entdeckt wurde. Seitdem haben sich zahlreiche Wissenschaftler für den Erhalt dieser urtümlichen Pferde eingesetzt. Dennoch wird der weltweite Bestand auf weniger als 250 Individuen geschätzt.
Im Rahmen eines eigenfinanzierten Modellvorhabens setzt der Naturschutzförderverein nun seit Juni 2019 eine kleine Herde dieser akut bedrohten iberischen Tiere zur Landschaftspflege im Ferbitzer Bruch ein. Erstmalig in Deutschland soll die gezielte Erhaltungszucht dieser einmaligen Pferde innerhalb eines naturschutzorientierten Beweidungsprojektes erfolgen.
„Alle unsere Sorraias werden im portugiesischen Stutbuch registriert“, so Jung. „Mittels DNA-Analyse aus Haarwurzeln aus Schweif- oder Mähne kann die vollständige Abstammung der Tiere eindeutig identifiziert werden. Denn eine gezielte Zucht unter Berücksichtigung der Verwandtschaftsverhältnisse ist in Hinblick auf den kleinen Genpool der Sorraias überlebenswichtig“.
In den kommenden Wochen rechnet der Förderverein noch mit weiteren Geburten, denn auch die anderen Stuten der Herde sind tragend. Ein toller Erfolg für langfristigen Erhalt der Sorraias und den Natur- und Artenschutz.
Bereits seit 1992 setzt sich der Naturschutz Förderverein Döberitzer Heide e. V. für den Erhalt der Artenvielfalt auf dem früheren Truppenübungsplatz Döberitzer Heide ein. Mit einem eigenen, auf Landschaftspflege spezialisierten, Bio-Landwirtschaftsbetrieb und rund 40 halbwilden Konik- und Sorraiapferden, sowie Ziegen, Wasserbüffeln und schottischen Gallowayrindern sichert der Verein heute mittels Pflege wertvolle Biotope und Lebensräume in der Naturerlebnis-Ringzone der „Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide“.
Ergänzt wird diese Naturschutzarbeit durch maschinelle Pflegemaßnahmen wie Mahd oder Mulchen. Das erklärte Ziel: Erhalt einer halboffenen Weidelandschaft als Rückzugsort für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie etwa Steinschmätzer, Wiedehopf und Feldlerche oder Sumpfknabenkraut, Teufelsabbiss und Spargelerbse. Denn ohne den Einsatz der Weidetiere würde die vorhandene Artenvielfalt für immer verschwinden.
Mehr Informationen über die Arbeit des gemeinnützigen Vereins unter: www.doeberitzerheide.de (Text/Foto: Naturschutz Förderverein „Döberitzer Heide“e.V.)
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