Alexander Dik malt: Falkenseer Künstler unterwegs
Da staunten viele Falkenseer Passanten nicht schlecht. Mitten während des Corona Shutdowns Anfang April stand ein Mann allein auf der Wiese zwischen Kölner und Solinger Straße, um mit dem Pinsel Ölfarbe auf eine übergroße Leinwand zu tupfen. Über mehrere Tage hinweg arbeitete der Mann an seinem Bild. Die Überraschung: Es war Alexander Dik, der ehemalige Betreiber des Falkenfein-Marktes in der Spandauer Straße.
Er hat erst vor kurzem seine Autobiografie “Migrant … und nun?” auf den Markt gebracht. Wir konnten den Maler in einer Schaffenspause abfangen.
Seit wann malst du, woher kommt das Interesse an der Kunst?
Alexander Dik: “Ich habe schon als Dreijähriger extrem gern gemalt. Damals haben mich alle in der Kita ausgelacht, weil meine Figuren anders aussahen als bei den gewöhnlichen Kinderbildern. Auch fehlte es damals in Kasachstan an Papier und Stiften. Also habe ich heimlich alle Familienfotos mit Kugelschreiber bemalt – auf der Rückseite. In meiner Schulzeit in Deutschland habe ich überall gemalt, wo es nur ging. Tische, Wände und Toiletten waren meine Unterlagen. Nach der 10. Klasse durfte ich die Toiletten malern, weil ich diese über die Jahre hinweg beschmiert hatte. Ich habe aber nie Graffiti draußen gemacht. Das war nicht meins, obwohl ich Graffitikunst geil finde. Ich hatte also schon immer den Drang zur Kunst. Wenn ich Farben rieche oder Pinsel sehe, dann ist das für mich, wie wenn andere einen Oldtimer sehen. Ich besuche auch gern Kunstmuseen und Ausstellungen. Ich lasse mich von anderen Künstlern gern inspirieren und das querbeet von Raffael über van Gogh bis hin zu Basquiat.”
Du studierst Kunst – warum so spät?
Alexander Dik: “Ich hatte immer von einem Kunststudium geträumt. Leider waren meine Noten in der Schule nicht gut genug, um ein Abitur zu machen. Deswegen schloss ich 2005 eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann für Galerie und Künstlerbedarf ab. In der Zeit betrieb ich Leistungssport – und das war damals die Priorität in den jungen Jahren. Später arbeitete ich sehr viel. Durch die Selbstständigkeit und die Familiengründung blieb die Kunst auf der Strecke. Ich habe aber immer gern in der Freizeit gemalt und Bilder verschenkt. Mit 36 habe ich mich entschlossen, meinen Traum zu verwirklichen und begann ein Studium an der Akademie für Malerei in Berlin bei Ute Wöllmann.”
Was sind deine Lieblingsmotive?
“Für meine Motive lasse ich mich vom Alltag und den Gefühlen inspirieren. Seien es positive Gefühle oder aggressive oder ängstliche. Auch wenn meine Themen eher schwer sind, versuche ich diese durch Farbintensivität und Technik für den Betrachter interessant zu gestalten. Die besten Bilder entstehen spontan und teils im Zustand der Verzweiflung. Ich suche immer nach neuen Wegen, um Neues zu erschaffen und experimentiere sehr viel. Nicht nur der Künstlerbedarf ist meine zweite Heimat, sondern auch die Bauhäuser und der Hellweg in Falkensee, wo ich nach neuen Materialien suche. So male ich z.B. auch mit Klobürsten. Mit keinem anderen Werkzeug schafft man so gute Farbverläufe.”
Mitten in Corona-Zeiten malst du allein auf einer Falkenseer Wiese. Dein Weg, um mit der Krise umzugehen?
Alexander Dik: “Die Coronazeit hat mich sehr inspiriert. Nicht nur als Thema, sondern auch, weil man plötzlich Zeit hat, um zu sich zurückzufinden. Es ist banal, aber die Coronazeit hat mir sehr viel Positives geschenkt. Zum Thema habe ich gleich ein paar Bilder gemalt.”
Kann man deine Bilder auch kaufen?
Alexander Dik: “Der Verkauf ist zweitrangig für mich. Ich arbeite an einer Ausstellung und möchte den Verkauf den Galeristen überlassen. Dennoch muss ein Künstler leben. Dafür habe ich einen kleinen Raum in der Krefelder Straße 33 angemietet, wo man die Bilder und die Sammlung sehen und einzelne Bilder auch kaufen kann (Kontakt per Mail unter dik.vertrieb@gmail.com). Grafiken und Ölbilder bekommt man schon ab 200 Euro aufwärts. In diesem Sommer habe ich geplant, mich mehr um Falkensee zu kümmern. Ich spaziere viel und lasse mich inspirieren. Einige Bilder habe ich schon im Kopf.” (Foto: privat)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 170 (5/2020).
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