Erster Besuch vor Ort: Das Impfzentrum Falkensee geht mit Biontech an den Start!
Erst hieß es, dass der Landkreis Havelland kein eigenes Impfzentrum bekommt. Die Havelländer sollten zum Impfen nach Potsdam oder nach Brandenburg an der Havel fahren. Dann kam doch noch das Zugeständnis: Der Landkreis darf ein Impfzentrum in Falkensee errichten – allerdings in eigener Regie. Das ist gelungen: Am 1. April 2021 geht das Impfzentrum in der Falkenseer Stadthalle an den Start. Verantwortlich für den Betrieb ist die Johanniter-Unfall-Hilfe. 16 Ärzte aus der Region beteiligen sich am Impfen.
Einen Monat lang wurde der Umbau geplant, die eigentlichen Arbeiten waren in knapp einer Woche erledigt. Nun erinnert nichts in der Sporthalle der Stadthalle Falkensee mehr daran, dass hier früher der Sportunterricht der nahen Grundschule sowie der Vereinssport von vielen Vereinen aus der Region stattgefunden hat.
Bürgermeister Heiko Müller: “In der Funktionsbeschreibung unserer Multifunktionshalle war ein Impfzentrum damals noch nicht vorgesehen.”
Umso erstaunlicher ist es, wie professionell und durchdacht das lokale Impfzentrum nun Form angenommen hat. Auf dem Pendler-Parkplatz an der Scharenbergstraße werden 120 Parkplätze für die Besucher des Impfzentrums reserviert. Das dürfte die Pendler nicht erfreuen, sichert aber vor allem den älteren Besuchern des Impfzentrums kurze Wege.
Wer sich bereits impfen lassen darf, beantragt online einen Impftermin unter der Adresse www.impfterminservice.de/impftermine. Alternativ steht die Hotline-Nummer 116 117 bereit. Thomas Blümel als Leiter des Falkenseer Impfzentrums: “Wir starten in den ersten Wochen mit dem Biontech-Impfstoff. Was wir danach bekommen, wissen wir noch nicht, das müssen wir abwarten. Wichtig ist: Erst wenn neuer Impfstoff da ist, geben wir online neue Impftermine frei. Wer sich einen der Termine sichern kann, bekommt automatisch immer auch gleich den zweiten Termin mit übermittelt. Beide Termine müssen am gleichen Impfzentrum wahrgenommen werden, das lässt sich von der Organisation her leider nicht anders regeln. Wer also eine erste Impfung in Potsdam erhalten hat, kann für die zweite nicht nach Falkensee wechseln.”
Zu den impfberechtigten Personen im Land Brandenburg gehören zurzeit gemäß aktueller Impfverordnung alle Personen über 70 Jahren, Personen über 18 Jahre mit Arbeitsgeberbescheinigung sowie Personen mit ärztlichem Zeugnis bei Vorerkrankungen.
Bitte Ausweis, Impfbuch und Terminbestätigung mitbringen
Wichtig ist vor Ort vor allem eins – Effizienz. Thomas Blümel: “Wer einen Impftermin wahrnehmen möchte, sollte unbedingt seinen Ausweis mit dabei haben. Wichtig sind auch das Impfbuch, die Terminbestätigung, die Versichertenkarte, das unterschriebene Aufklärungsblatt und die ausgefüllte Impfeinwilligung.”
Wer etwa aus Gründen einer eingeschränkten Beweglichkeit eine Begleitung benötigt, darf diese gern in Anspruch nehmen. Thomas Blümel: “Es wird allerdings nicht möglich sein, dass diese Begleitperson gleich mitgeimpft wird. Geimpft wird nur, wer einen Termin hat.”
Zum Start plant das Impfzentrum mit zwei Impfstraßen, am Karfreitag sollen es bereits drei werden, am Samstag fünf, dann möchte man gern alle sechs Impfstraßen bedienen – “insofern wir ausreichend Impfstoff haben.” Der bisher gelieferte Impfstoff reicht bis Mai.
Unterstützt werden die Mitarbeiter der Johanniter vor Ort zunächst von zehn Soldaten des Berliner Stab- und Musikchors der Bundeswehr, später sollen es “unter Volllast” einmal zwanzig werden. Landrat Roger Lewandowski: “Ohne die Hilfe der Bundeswehr könnten wir das nicht stemmen.” Oberstleutnant Heyer: “Die Bundeswehr unterstützt den Landkreis Havelland bereits seit einigen Monaten – bei der Nachverfolgung von Infektionsketten, bei den Schnelltests für Besucher der Alten- und Pflegeheime sowie in den Testzentren. Die Soldaten dafür kommen oft aus allen Bundesländern. Im Einsatz sehen sie ihre Familien mitunter drei Wochen am Stück nicht. Dafür möchten wir Danke sagen.”
Bis zu 200 Menschen können im Impfzentrum an einem Tag mit einer Spritze versorgt werden. Landrat Roger Lewandowski: “Wir wollen so viel impfen, wie es nur geht. Deswegen machen wir auch am Karfreitag keine Pause. Wir müssen dringend aufholen beim Impfen, der Bürger erwartet das auch.” Das Impfzentrum wird zum Start von Montag bis Samstag von 10 bis 19 Uhr geöffnet sein, später soll das von 8 bis 20 Uhr der Fall sein. Es wird damit gerechnet, dass es etwa eine Stunde dauert, den gesamten Impfprozess zu durchlaufen – inklusive einer Beobachtungsphase nach dem Impfen.
Thomas Blümel: “Wir haben über 60 Bewerbungen bekommen von Menschen, die uns vor Ort ehren- oder hauptamtlich unterstützen möchten, darunter Krankenschwestern und Pfleger, auch auch Mitarbeiter aus der Gastrobranche oder aus dem Veranstaltungsservice. Eine Herausforderung war es, Ärzte zu finden, die uns helfen können. Hier sind wir sehr froh, dass wir nun auf 16 Ärzte zählen können, die uns vor Ort in Falkensee unterstützen.”
Kinderärztin Claudia Wolf: Kinder zeigen bereits Corona-Störungen – Impfen tut Not
Eine ist Kinderärztin Claudia Wolf. Sie opfert ihren zweiwöchigen Osterurlaub, um sich beim Impfen einzubringen. Anschließend wird sie immer nach ihrer Sprechstunde helfen. Und das aus gutem Grund: “Ich habe selbst drei Kinder, denen ich noch vor einem Jahr in dieser Halle bei Sportveranstaltungen zugesehen habe. Ich sehe bei den Kindern, die in meine Praxis kommen, jeden Tag mehr Corona-Folgeschäden. Das sind z.B. Schlaf- und Eßstörungen, Ticks, aber auch Probleme aufgrund exzessiven Zockens am Computer. Für die Kinder gibt es leider noch keinen Impfstoff, wohl aber für die Erwachsenen. Hier müssen wir Gas geben, um die Situation auch für die Kinder besser zu machen.”
Bürgermeister Heiko Müller: “Die Bundesregierung hatte einen holprigen Start ins Impfen. Wir müssen jetzt Schwung holen, um die Sache in Gang zu bekommen. Die Testzentren sind auch wichtig, aber sie helfen uns nicht auf Dauer. Das Vertrauen der Bürger wird über das Impfen zurückgewonnen. Da wir in der Stadthalle auch ein Testzentrum betreiben und gerade ein zweites auf den Weg bringen, erwarte ich übrigens die klare Aussage der Regierung, dass die oft freiwillig und ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter in den Testzentren auch so schnell wie möglich eine schützende Impfung zugesichert bekommen. Wir müssen diese Menschen, die wir täglich dort einsetzen, wo es vielleicht auch zu Kontakten mit infizierten Personen kommt, unbedingt schützen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 182 (5/2021).
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