Genehmigungsfrei: Baumschulen Nauen nutzen neue Bauordnung und errichten großes Gewächshaus!
In Brandenburg wird traditionell Getreide, Raps und Mais angebaut. Eine Produktion von Obst und Gemüse findet so gut wie gar nicht statt. Das könnte sich ändern: Seit dem Dezember 2020 gibt es eine neue Bauordnung in Brandenburg. Sie gestattet es land- und forstwirtschaftlichen Betrieben, Gewächshäuser und Folientunnel mit einer Grundfläche von bis zu 1.600 Quadratmetern ohne Genehmigung zu bauen. Die Baumschulen Nauen gehören zu den ersten Unternehmen, die diese Bauordnung für sich genutzt haben.
Sören Hobohm leitet zusammen mit seiner Frau Margarethe die Baumschulen Nauen (www.baumschulen-nauen.de). Vor Ort können sich die Havelländer Zier- und Nutzbäumchen, Sträucher und Büsche für den eigenen Garten kaufen. Das Nauener Unternehmen ist aber auch bekannt dafür, im Auftrag der Kunden seltene Obstbäume nachzuziehen. Im Winter vorbeigebrachte Reiser-Triebe von den Bäumen werden dabei auf eine robuste Baumunterlage veredelt und bis zum September auf eine Höhe von bis zu 1,50 Metern herangezogen. Das gelingt am besten im Gewächshaus.
Sören Hobohm: “So ein Gewächshaus, das ließ sich bislang nicht einfach so bauen. Man brauchte einen Architekten und einen Bauantrag und man musste zahllose Auflagen wie z.B. Fluchtwege und Parkplätze erfüllen. Das hat den Bau eines Gewächshauses in die Länge gezogen und auch deutlich teurer gemacht!”
Um den Anbau von Obst und Gemüse im Land Brandenburg zu fördern, hat der Landtag im Dezember 2020 eine neue Bauordnung beschlossen. Gewächshäuser und Folientunnel dürfen seitdem von entsprechenden Betrieben bis zu einer produktiven Grundfläche von 1.600 Quadratmetern und einer Höhe von fünf Metern genehmigungsfrei gebaut werden – vorher war dies nur bis 150 Quadratmeter möglich.
Die Baumschulen Nauen sind eins der ersten Unternehmen, die die neue Gesetzesgrundlage für sich genutzt haben. Auf dem eigenen Gelände ist so etwa ein Gewächshaus mit zehn Metern Breite und 80 Metern Länge entstanden. Sören Hobohm sagt über den 800 Quadratmeter großen Neubau, übrigens die erste große Betriebserweiterung nach zehn Jahren: “Zwei Thermofolien mit einer isolierenden Luftschicht dazwischen ersetzen ein festes Dach. Sie sorgen für eine permanente Temperatur von 29 Grad im Gewächshaus bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Da bleibt den Pflanzen gar nichts anderes übrig als zu wachsen. Die Seitenwände können wir übrigens flexibel öffnen – auch, um die Bäumchen nach und nach an das raue Brandenburger Klima zu gewöhnen. In dem neuen Gewächshaus stehen 12.000 Pflanzen, die wir im Winter veredelt haben, das sind größtenteils Birnen und Apfelbäume.”
Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung im Land Brandenburg, nutzte die Gelegenheit, sich das neue Gewächshaus am 30. Juli zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Johannes Funke anzusehen. Beermann: “Wir wollen die Dinge beschleunigen und entbürokratisieren. Hier haben wir anscheinend einen Nerv getroffen. Das Gesetz ist erst vor kurzem beschlossen worden – und schon lassen sich Ergebnisse sehen.”
Dr. Andreas Jende, Geschäftsführer vom Landesverband Gartenbau Berlin Brandenburg: “Dafür haben wir aber auch zehn Jahre gerungen. Vorher war der Bau eines Gewächshauses einer bestimmten Größe immer ein Riesenaufwand.”
Johannes Funke, der auch Geschäftsführer im Kreisbauernverband Havelland e.V. ist: “Gewächshäuser spielen in Brandenburg eine zunehmend größere Rolle im Gartenbau. Die Pflanzen wachsen schneller, was den Flächenverbrauch reduziert und dem steigenden Bedarf an pflanzlichen Nahrungsmitteln entgegenkommt. Auch helfen Gewächshäuser, den Anbau mit Klimastrategien zu vereinbaren: Die Pflanzenaufzucht gelingt deutlich wassersparender als im Freiland.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 186 (9/2021).
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