Unser Buchtipp: Lucky Luke – Zarter Schmelz
Seit 75 Jahren reitet Lucky Luke durch den Wilden Westen. Er steht bedrängten Siedlern bei, bringt die vier Daltons in den Knast, trifft berühmte Westernleute wie Billy the Kid und führt philosophische Gespräche mit seinem treuen Reittier Jolly Jumper. Der immer äußerst amüsante Comic, von Zeichner Morris und Texter René Goscinny vor Generationen erdacht, altert ganz wunderbar und wird auch nach dem Tod der beiden “Gründer” noch in bester Qualität weiter fortgeführt.
Dabei scheut man auch nicht davor zurück, die Marke neu zu interpretieren. In der Reihe “Hommage” erscheinen in sich abgeschlossene Comicbände von Gastzeichnern, die Lucky Luke einmal von einer ganz neuen Seite zeigen möchten. In Band 3: “Lucky Luke sattelt um” war der Lonesome Cowboy etwa erstmals mit dem Fahrrad statt auf dem Pferd im Wilden Westen unterwegs.
Nun sorgte der Verlag Egmont Ehapa Media für eine ganz große Überraschung. Ralf König, in Deutschland seit Jahrzehnten gefeierter Zeichner schwuler Comics wie “Das Kondom des Grauens”, “Konrad und Paul” oder “Bullenklöten”, durfte sich im Rahmen der Hommage-Reihe an Lucky Luke versuchen. Für Ralf König war dies ein Herzensauftrag, himmelte er den sexy Cowboy doch bereits seit seiner Jugend an. Im Juli erschien der ungewöhnliche Comic als Band 5 der Hommage-Reihe unter dem Titel “Zarter Schmelz”. Auf 64 Seiten erzählt Ralf König eine pastellfarbene Geschichte der ungewöhnlichen Art. Und ja – Lucky Luke bekommt hier eine typische königliche Knollennase verpasst – und auch eine Beule in der Hose.
In der Geschichte nimmt sich Luky Luke eine Auszeit – und kümmert sich im Dandelion Valley um Schweizer Kühe, die bei Stress lila werden und eine besonders zarte Milch geben. Aus dieser Milch und aus Kakao-Pulver wird Schokolade gemacht. Und die erobert den Wilden Westen schneller als vorher Tabak und Whisky. Zugleich muss sich Lucky Luke aber auch mit Autogrammjägern und den homophoben Bürgern aus der rauen Westernstadt Straight Gulch beschäftigen. Denn Luke legt seine beschützende Hand über die beiden Cowboys Bud und Terence, die sich bei einsamen Abenden in der Prärie ein wenig zu nahe gekommen sind. Während die Bürger die Cowboys bereits als “Steckrübe” beleidigen, wissen Bud und Terence noch nicht, ob sie sich beim Duell umlegen oder doch lieber küssen sollen.
“Zarter Schmelz” ist ein ganz wunderbarer Comic geworden, der von Ralf König sehr einfühlsam erzählt wurde und die Nöte eines schwulen Coming-Outs nun auch in den Wilden Westen trägt. (CS / Cover: © Lucky Comics, 2021, Ralf König / Egmont Ehapa Media)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 185 (8/2021).
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