Faszinierend: Jens Dombek aus Brieselang ist der German Spock!
Faszinierend. In der von Gene Roddenberry erdachten Fernsehserie „Star Trek“ ging es in 79 Folgen hinaus in den Weltraum. In den unendlichen Weiten der Galaxien erforschte die Mannschaft um Captain James T. Kirk in einer friedlichen Mission fremde Zivilisationen. Besonders beliebt bei den Zuschauern ist auch heute noch der emotionsarme Wissenschaftsoffizier Mister Spock. Was viele nicht wissen – er ist in Brieselang zu Hause.
Jens Dombek stammt aus Spandau und lebt inzwischen mit seiner Familie in Brieselang. Er hat Wirtschaftsinformatik studiert und arbeitet für einen Pharmakonzern. In seiner Freizeit lässt er die Bits und Bytes aber gern beiseite und schlüpft in eine blaue Uniform, klebt sich spitze Ohren an, setzt die schwarze Perücke auf und verzichtet fortan auf Emotionsausbrüche, die sich direkt im Gesicht ablesen lassen. Stattdessen schaut er sein Gegenüber an wie ein noch nie zuvor gesehenes Insekt und zieht dabei eine einzelne schwarze Augenbraue steil nach oben: Faszinierend.
Jens Dombek verwandelt sich in diesen Momenten direkt in die von ihm über alle Maßen geschätzte Science-Fiction-Figur Mister Spock. An Bord der Enterprise ist der Erste Offizier ein Vulkanier, der die überbordende Emotionalität der Menschen auf dem Raumschiff mit seiner bestechenden Logik ausbremst – und so meist den Druck vom Kessel nimmt.
Jens Dombek ist natürlich nicht der echte Mister Spock. Diese Rolle wurde lange vom amerikanischen Schauspieler Leonard Nimoy gespielt, der 2015 nach langer Krankheit verstorben ist. Aufgrund seiner extrem guten Cosplay-Arbeit gilt Jens Dombek aber inzwischen als „German Spock“ – die Ähnlichkeit mit dem Original ist einfach frappierend.
Jens Dombek, der oft für Conventions, für Fan-Festivals, für Feiern aller Art und für private Partys als Spock (www.germanspock.com) gebucht wird: „Die große Tragik meines Fanlebens ist, dass ich Leonard Nimoy nie persönlich getroffen habe. Einmal war ich in Amerika auf einer Convention, auf der er auch sein sollte. Nimoy musste seinen Auftritt aber aufgrund seiner Krankheit absagen. Und da treffe ich in meiner Uniform auf William Shatner, der ja den Kirk gespielt hat. Und der rief mir schon von weitem zu: ‚Leonard, ich denke, du bist krank, was machst du denn hier?‘ Dass selbst Kirk mich für den echten Spock hält, war natürlich ein tolles Erlebnis.“
Der „German Spock“ sieht sich selbst nicht als Nerd. Er hat zwar ein eigenes Spock-Zimmer in seinem Haus. Das beherbergt aber nur wenig Devotionalien. Es gibt die DVDs, ein paar ausgepackte Spielzeugfiguren, Phaser in Originalgröße und „Addons“ zur Uniform, die Fans gebastelt haben. Dafür finden sich aber viele Uniformen, die auf einer Kleiderstange hängen.
Jens Dombek: „Ich besitze alle Spock-Uniformen, die er auch in den TV-Epsioden getragen hat. Nur die Toga aus der historischen Rom-Folge habe ich nicht. Ich liebe auch wirklich nur die originalen Star-Trek-Folgen. Die nachfolgenden Serien sind gut, aber in ihnen kommt eben kein Spock vor.“
Jens Dombek besitzt auch Uniformen von Kirk und Scotty: „Das ist toll für kleinere Filmprojekte. Das ist ebenfalls ein Faible von mir: Ich arbeite mit anderen Kreativen an kurzen Spock-Fanfilmen. Mit ihnen sind wir jetzt schon mehrfach an großen Auszeichnungen vorbeigeschrammt. Wer mir übrigens schon einige Male den Captain Kirk geben durfte, das ist der Falkenseer Sänger Michael Kelly. In der sandfarbenen Uniform sieht er Kirk sehr ähnlich.“
Blauer Pulli mit Aufnäher: Lasst mich bitte den Spock spielen!
Seitdem sein Vater ihn vor vielen Jahrzehnten an einem Samstag um 18 Uhr vor den Familienfernseher geholt hat, um mit ihm zusammen „Raumschiff Enterprise“ zu schauen, war es um den jungen Jens Dombek geschehen: „Ich wollte unbedingt so sein wie Spock. Meine Oma hat mir einen blauen Pulli mit Aufnähern versehen, aus einem Stück Balsaholz habe ich mir einen Phaser gebastelt und die spitzen Ohren entstanden aus Pappmaché. Wenn wir Kinder Raumschiff gespielt haben, wollte ich immer der Spock sein. Wollte jemand anders Spock sein, habe ich solange geheult, bis ich es doch sein durfte. Diesen Faden habe ich nie verloren. Inzwischen werde ich als ‚German Spock‘ für Fanveranstaltungen auf der ganzen Welt gebucht.“
Man könnte fast glauben, dass ihm der Spock bereits in die Wiege gelegt wurde. Sein Geburtsdatum 17.01.66 ist Star Trek pur: „1701 ist die Identifikationsnummer vom Raumschiff USS Enterprise. Und 1966 kam die Fernsehserie ‚Star Trek‘ heraus.“
Jens Dombek findet es faszinierend, wie sich das „Star Trek“ Universum über die Jahrzehnte gehalten hat: „Da passiert zurzeit richtig viel. Es gibt die neuen Streaming-Serien ‚Discovery‘ und ‚Picard‘. Auch die Animationsserie ‚Lower Decks‘ ist neu. Da hat es richtig gerappelt in der Szene. Ich durfte auch schon den neuen Spock-Schauspieler Ethan Peck aus der ‚Discovery‘-Serie kennenlernen, das war wirklich toll. Und im Fanfilm ‚Star Trek New Voyages Phase II‘ durfte ich die deutsche Synchronstimme von Spock sein.“
Schminke und Latexohren: So erwacht der German Spock zum Leben
Wie verwandelt sich Jens Dombek eigentlich in eine täuschend echte Nachbildung des Mister Spock?
Jens Dombek: „Ich habe erst versucht, mit einem Maskenbildner zu arbeiten. Das ist aber zu kompliziert und auch zu teuer. Inzwischen schminke ich mich selbst. Bei den Ohren hat mir ein befreundeter Zahntechniker einen Abdruck gemacht. Die Kunstohren waren aber so schwer, dass meine echten Ohren unter dem Gewicht weggeklappt sind. Ich habe dann aus den USA Ohren bestellt, die passten aber nicht. Zum Glück habe ich die Latexfirma Transformaker (www.transformaker-shop.com) von Enrico Lein entdeckt. Der hat einen Abdruck meiner Ohren gemacht und mir tolle Latexohren kreiert, die ich jetzt einfach auf meine klebe. Kurios: Sämtliche Latexohren etwa von den Elfen, die die Firma verkauft, basieren alle auf meinem Abdruck.“
Eine Stunde braucht es, um Jens in Spock zu verwandeln. Nach Corona nimmt das Cosplay-Leben nun wieder Fahrt auf: „In diesem Jahr warten erste Cons auf mich, darunter im November in England. 2022 könnte ich nach Georgia und Las Vegas in den USA und nach Kanada reisen. Alle wollen Spock sehen.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 188 (11/2021).
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