Schuh-Gesichter in Schönwalde-Glien: Detlef-Joachim Denzer verwandelt alte Schuhe in Kunstwerke!
Schuhe tragen ihre Besitzer durch lange Etappen ihres Lebens. Sind sie am Ende nach vielen Jahren ausgelatscht und demoliert, haben sie sich die Chance auf ein zweites Leben mehr als verdient. Das meint jedenfalls der Schönwalder Künstler Detlef-Joachim alias “Dejo” Denzer (64). In seinem Atelier verwandeln sich alte Schuhe in skurrile Charakterköpfe, die als Kunstwerk schnell einen neuen Besitzer finden.
Zwei Seelen schlagen in seiner Brust. Dejo Denzer stammt aus Ratingen bei Düsseldorf. Er hat in Bonn Biologie studiert und seine Doktorarbeit im Bereich Parasitologie geschrieben. Nach Berlin kam er, um bei Schering zu arbeiten. Röntgenkontrastmittel waren sein Thema.
Und dann war da immer auch die Kunst. Dejo Denzer, der inzwischen in Schönwalde-Glien wohnt: “Meine erste Ausstellung hatte ich als Schüler, da ging es noch um Tuschegrafiken. Während meines Biologiestudiums habe ich aus Spaß noch einige Semester Kunstgeschichte mit studiert. Auch während der Arbeit bei Schering war Kunst weiter ein Thema. Ich beschäftige mich mit abstrakter Malerei, mit Tuschezeichnungen auf Holz und mit Materialkollagen. Seit 1976 war ich in über 60 Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen vertreten.”
Die Arbeit bei Schering hat der kreative Kopf inzwischen an den Nagel gehängt; längst lebt er alleine von der Kunst (www.dejodenzer.jimdofree.com). Dabei konzentriert er sich zurzeit auf einen Aspekt seiner Schaffenskraft, der die Menschen immer wieder zum Staunen bringt. Die Rede ist von seinen “Schuhköpfen”.
Dejo Denzer erinnert sich: “Ich hatte einmal alte Lederschuhe, die habe ich so lange getragen, bis sich die Sohle löste und nichts mehr ging. Gleichzeitig hatte ich von einer Zahnbehandlung einen Gipsabdruck von meinem Gebiss. So entstand ein erstes Schuhgesicht, das ich in einem Karteikasten als Rahmen platziert habe.”
Diese Schuhköpfe, die Namen wie “Pharao”, “Einstein”, “Schamane” oder “American Drill Instructor” tragen, verwandeln sich mit künstlichen Augen, Fell als Haaren und echten Gebissabdrücken tatsächlich in ausdrucksstarke Gesichter, die Charakter haben und den Betrachter anschauen.
Dejo Denzer: “Gern können mir die Leute auch ihre eigenen Schuhe schicken und ich mache daraus ein ganz individuelles Kunstwerk. Das kostet 490 Euro, egal, ob ich selbst gebrachte oder bereits vorhandene Schuhe verwende. Im Vorfeld weiß ich aber nie, was aus einem Schuh wird. Das ist immer eine kreative Reise, bei der ich selbst nicht weiß, wo sie endet. Aus einem Paar Schuhe ist gerade ein Duo entstanden, das nenne ich ‘Ross und Reiter’. Ich brauche im Schnitt etwa 20 bis 40 Stunden, bis ein neuer ‘Schuhkopf’ vollendet ist. Wenn ich im kreativen Prozess in einer Sackgasse lande, fange ich wieder ganz von vorn an oder lasse die Arbeit so lange liegen, bis ich einen neuen Einfall habe.”
Das erste “Schuhgesicht” ist vor 25 Jahren entstanden: “Das war die Managermumie aus dem oben erwähnten ersten Schuh. Das Werk wurde sofort gekauft”. In den letzten fünf Jahren sind über 50 weitere Schuhe verwandelt worden, 14 davon wurden bereits verkauft. Und hängen nun an fremden Wänden. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 188 (11/2021).
Seitenabrufe seit 1.12.2021:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige