Heimatkunder Erik Semler: Falkensee-Historie
Seit Februar 2008 bietet der Heimatkundler Erik Semler (48) historische Führungen auch in Falkensee an. Semler wuchs im Schatten der Mauer im geteilten Staaken bei den Großeltern auf. Die Liebe zur Historie hatte er schon früh vom Großvater geerbt. Als Kind erlebte er im britischen Sektor Staaken die Engländer im Jeep und in ihren Panzerfahrzeugen hautnah mit. Seit 2007 ist Erik Semler selbstständiger Stadtführer und veranstaltet historische Rundgänge auch in Charlottenburg und Spandau.
Bis zu dreißig Besuchern nehmen jeweils an seinen Führungen teil. Semler: „In Falkensee besuche ich mit den interessierten Teilnehmern die mittelalterlichen Auen und die historischen Kirchen von Falkenhagen und Segefeld. Die nächste Führung ist am 10. Januar 2010. Treffpunkt ist um 14.00 Uhr vor dem Rathaus Falkensee.“
Kuriose Geschichten hat der gelernte Erzieher immer mit im Gepäck: „Falkenhagen war von 1780 bis 86 das Liebesnest des Kronprinzen. Der spätere König Friedrich Wilhelm der II. suchte immer wieder den Weg von Berlin nach Falkenhagen, um seine Geliebte Wilhelmine Encke zu besuchen. Die spätere Fürstin Lichtenau wohnte in Falkensee bei ihrem Bruder, dem Oberförster Johann Gotthold Encke, auf dem damaligen Encke-Gutshof. Davon zeugt heute noch immer die Encke-Straße. Der Arbeitsplatz des Königlichen Oberjägers Encke war damals die Oberförsterei, auf dessen Grundstück 1918 der Ostflügel des Rathauses Falkenhagen gebaut wurde“, erklärt uns der Historiker.
Der Westflügel des heutigen Rathauses wurde erst 1928 an das Gebäude angebaut. Mit einem Giebel in der Mitte wurden beide Gebäude überdacht. So entsteht heute der Eindruck, das Rathaus Falkensee würde aus einem einzigen Gebäude bestehen. Durch die Vereinigung der Landgemeinden Falkenhagen und Falkensee am 1. April 1923 war damals ein größeres Rathaus dringend notwendig geworden.
Der Stadtführer Semler weist bei seinem Rundgang auch auf die teils tragische Deutsche Geschichte hin und führt dabei weiter zur Gedenkstätte vor dem Rathaus. Die Tour führt weiter zum Falkenseer Dorfanger. Auch hier gibt es Hinweise auf die DDR-Geschichte in Falkensee – Falkenhöh war ja damals Grenzgemeinde. Auch die Geschichte des Dorfangers mit dem Kriegsehrenmal wird dabei anschaulich erläutert.
Die Falkenhagener Kirche aus dem 14. Jahrhundert wurde nach einem Brand um 1680 herum völlig neu errichtet. Kurios ist: „Die Encke-Amphore rechts vor dem Kircheneingang wurde nicht etwa für Wilhelmine Encke gespendet, sondern für ihre Schwägerin, Therese Encke. Diese fand schon mit etwa dreißig Jahren einen frühen, tragischen Tod in Falkenhagen. In tiefer Trauer spendete ihr Mann, königlicher Oberjäger Johann Encke, die Amphore vor der Kirche zum Gedenken an seine so jung verstorbene, schöne Frau“, erklärt uns der Stadtführer.
„Segefeld und Falkenhagen sind getrennt durch einen Graben“, erzählt er uns weiterhin. „Dieses Sprichwort bewahrheitet sich auch in unserer Zeit immer noch. In diesem Fall durch den Schlaggraben, an dem auch einige Schafe weiden“, teilt uns Historiker Semler mit und führt uns weiter zur Seegefelder Kirche.
Seegefeld gehörte um 1590 derer von Ribbeck als Besitzer des Ritterguts Seegefeld. Damals war es zwischen der Kirche Seegefeld und der jetzigen Stadthalle gelegen. Der große Brunnen auf dem Platz ist nun erst neueren Datums.
Am 11. April 2010 führt der Historiker die interessierten Besucher durch Alt-Seegefeld und erläutert die spannende Geschichte des Gutsbezirks. Der Termin ist gut gewählt, denn genau am 12. April 1265 war die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Seegefeld. Treffpunkt wird dann jedoch im „Sommer“ um 15 Uhr vor dem Rathaus sein.
Die Führungen dauern etwa zwei Stunden und finden bei jedem Wetter statt. Teilnehmergebühr sind 5 Euro, Kinder bis 16 Jahren haben in Begleitung ihrer Eltern freien Eintritt. (HR)
Kontakt: Erik Semler, Torweg 76, 13591 Staaken, Tel. 030-36703327
Fotos: Heike Rattunde
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