Kino-Filmkritik: Das Pubertier
Für Eltern ist es das reine Grauen: Die lieben Kinderlein verwandeln sich quasi über Nacht von vorzeigbaren Omalieblingen in garstige, stinkende, unordentliche und hormonell komplett entgleiste – Pubertiere. Was Jan Weiler in seinem gleichnamigen Roman bereits äußerst humorvoll festgestellt hat, findet nun seinen Weg auch ins Kino.
Leander Haussmann („Männerpension“, „Sonnenallee“, „Hai-Alarm am Müggelsee“) macht aus dem Buch einen Kinofilm. Der ist mit anderthalb Stunden nicht lang, schafft es aber, dass vor allem die Väter von Töchtern schnell den emotionalen Schulterschluss mit dem Kino-Papa üben.
Das ist Hannes Wenger (Jan Josef Liefers), der einen Roman schreiben möchte und freiwillig Zuhause bleibt, damit seine Frau Sara (Heike Makatsch) Karriere machen und er das Aufwachsen seiner Kinder begleiten kann. Vor allem die kleine Tochter Carla (Harriet Herbig-Matten) liegt ihm am Herzen. Doch zum 14. Geburtstag verwandelt sich das kleine Mädchen in ein bockiges, lautes und launengetriebenes Pubertier – und Papa ist fortan nur noch peinlich. Das hat Hannes bester Freund, der Kriegsreporter Holger (Detlev Buck) schon lange vorhergesagt. Der erfahrene Vater wagt sich lieber in den Häuserkampf ferner Kriegsschauplätze, als es Zuhause mit dem eigenen Sohn aufzunehmen. Und tatsächlich muss Hannes lernen, dass er nun nichts mehr richtig machen kann – egal, wie sehr er sich auch bemüht.
Der Film hat Potenzial und eine gute Grundlage. Mit etwas Abstand besehen reiht er aber nur munter ein sattsam bekanntes Klischee nach dem anderen aneinander und schafft es nur, längst gut abgehangene „Späße“ einzufangen, die zur großen Schlußszene hin fast schon in den Niveaubereich von „American Pie“ abfallen. Das ist schade, denn hier hätte man sich gerade vom Drehbuch auch einige wirklich überraschende und kultige Szenen gewünscht, die man so eben noch nicht gesehen hat. Die Tochter mit dem Freund auf dem Bett, der Vater darunter – das jedenfalls ist es nicht.
Dass das „Pubertier“ gerade die Väter unter den Zuschauern trotzdem bei der Stange hält, ist der Tatsache geschuldet, dass die ausgelutschten Klischees alle einen wahren Kern in sich tragen – und die Papas beim Zuschauen leiden wie kleine Mädchen in einem Horrorfilm. Jan Josef Liefers ist der große Gewinn im Film: Er gibt alles, um mit großen Gesten, kleiner Mimik und sogar mit gesungenen Einlagen dafür zu sorgen, dass der Zuschauer mitfiebert. Harriet Herbig-Matten als Carla ist ein würdiger Gegenpart, der Rest vom Cast geht leider völlig unter und ist schnell vergessen. (CS / Bild: 2017 Constantin Film Verleih GmbH)
Tipp: 3 von 5 Sternen
FSK: ab 6 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=g1Mlupa_gJU
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