Schwanenkrug: Eine historische Geschichte
Der Schwanenkrug liegt heute an der Fehrbelliner Straße zwischen Spandau und Schönwalde und gehörte von jeher zum Rittergut Schönwalde. Der heutige Gasthof und Veranstaltungsort atmet lebendige Geschichte. Heike Rattunde hat recherchiert.
Schon wenn man auf dem Weg nach Schönwalde auf der kurvigen, mit alten Bäumen gesäumten Landstraße entlangfährt und das historische Gebäude des Schwanenkrugs entdeckt, fühlt man sich sofort zurückversetzt in eine Zeit, in der der Schwanenkrug noch als eine Station in Richtung Hennigsdorf und Bötzow zur alten Poststraße nach Hamburg führte. Eine solche Reise war damals beschwerlich und nicht eben ungefährlich. Damals wurden immer wieder Kutschen von gemeinen Strolchen und Strauchdieben überfallen.
Gegenüber der über 1.000 Jahre alten Hirschkopf-Eiche war es damals für den Kutscher gut möglich, mit seinem Gefährt samt Passagieren und Equipage im Halbkreis vor dem historischen Gasthof vorzufahren.
Das historische Gebäude mit den niedrigen Zimmern erhält durch den auf gemauerten Säulen ruhenden Erkervorbau eine besondere Prägung. Dieser Vorbau, der auch als Unterfahrt für Fuhrwerke diente, ist übrigens charakteristisch für alle Dorfkrüge in der Mittelmark. Unter diesem Erkervorbau konnte nun der Kutscher die vor der Kutsche angespannten Pferde mit einem sanften “Brrrrr” zum Halten bringen. Den Passagieren war es dadurch möglich, ohne Gefahr auszusteigen und trockenen Fußes den Gasthof zu erreichen. Innen mochten sie sich dann von der langen Fahrt erholen und am prasselnden Kaminfeuer aufwärmen, sich später mit Speis’ und Trank tüchtig stärken, bevor sie ihr müdes Haupt dann in den Gastzimmern des historischen Gasthofs Schwanenkurg zur Ruhe betteten.
Bis zum Jahre 1782 stand der Schönwalder Dorfkrug noch auf einem Grundstück am Ende des Dorfes – in Richtung Spandau. Ein Feuer jedoch, das aus Unvorsichtigkeit entstanden war, verwandelte den Krug damals unglücklicherweise in einen Aschehaufen.
Da die Verdienstmöglichkeiten im Ort damals gering waren, bat 1783 der damalige Erb-, Lehens-, und Gerichtsherr des Dorfes, Herr Canonikus v. Risselmann, den König Friederich den Großen, „den Krug 2.000 Schritte vom Dorf näher nach Spandau in seiner ihm eigentümlichen Heide an der großen Landstraße, die von Spandau nach Fehrbellin und Ruppin führt, mit Bewilligung seiner Untertanen“ neu aufbauen zu dürfen.
In der noch heute bestehenden Bauart wurde das Gasthaus in den Jahren 1784 und 85 erbaut. Die neuen Anbauten erfolgten jedoch später. Das Gebäude ist 52 Fuß lang, 36 Fuß tief, 8 Fuß im Stiel hoch, wie man im heute noch vorhandenen Bauanschlag gut nachlesen kann. Es hat eine Erkerstube auf vier Pfeilern. Diese wurde damals Laube oder Läwinge genannt. Interessant sind auch die weiteren Zahlen: 562 Goldtaler, 4 Groschen und 4 Pfennige betrugen damals die Baukosten. Da reichlich Kutschen und Wagen auf der Landstraße unterwegs waren, wurde auch ein Pferdestall für 36 bis 40 Pferde errichtet, dazu eine Scheune und ein Backofen, um die hungrigen Reisenden immer mit frisch gebackenem Brot versorgen zu können. Naturgemäß wurde der neu erbaute Gasthof der „Neue Krug“ genannt, doch erhielt er ein Schild mit weißem Schwan im Bild, wonach er 1790 zum ersten Male „Krug zum weißen Schwan“ genannt wurde.
Selbstgebrautes Bier konnte im Schwanenkrug allerdings nicht ausgeschenkt werden. Der Gasthof war einer von 29 Schenkkrügen der Stadt Spandau – und nur das dortige Gebräu durfte der Krüger verzapfen. Erst die Gewerbeordnung von 1869 machte dem „Bierzwang“ ein Ende.
Theodor Fontane nimmt die Falkenseer Leser nicht nur auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg mit. Auch er hätte sich zu seiner Zeit – als möglicher Zeitzeuge – bestimmt sehr wohl gefühlt, wäre er auf seiner Reise um 1870 nicht in den Finkenkrug nach Brieselang, sondern zum historischen Gasthof Schwanenkrug gelangt. Ihm wurde vom Schwanenkrug jedoch einiges berichtet: „Auf dem Schwanen-Kruge versammelten sich im Juni allerlei Gestalten, jung und alt, die Jagd auf wilde Rosenstämme, auf „Hagebutten-Sträucher“ machten, während andere, etwas früher schon, … dem jungen Faulbaum nachstellen.“ Das Faulbaumholz eignete sich damals besonders gut, um Kohle für die Pulverfabriken in Spandau und Kirchmöser herzustellen.
Ein Wilhelm Luther, Nachkomme des Bruders des berühmten Reformators, war etwa von 1884 bis 1891 Pächter des Kruges. Nach seinem Tode verheiratete sich die Witwe Luther mit dem Oberkellner Gustav Bruschwitz. Nach dem Tode seiner Frau ergab sich Bruschwitz leider immer mehr dem Trunke. Im November 1908 fiel er in diesem Zustand mit einem brennenden Licht im Hausflur auf einen Haufen Reisig – und das hintere Gastzimmer mitsamt den Möbeln ging in Flammen auf.
Der Wirt Wilhelm Mahnkopf tätigte 1932 wieder einen Anbau, da der Sonn- und Feststagsverkehr stetig anstieg. In dem neu erbauten Saal, der etwa 250 Personen Platz bietet, wurden damals wie heute viele Feste gefeiert. 1974 wurde das Gebäude in die Denkmalschutzliste der DDR aufgenommen. 1984 wird der Gasthof, zuerst unter staatlicher Leitung und ab 1990 privat, durch die Familie Schuknecht bewirtschaftet. Viele Umbauten wie z.B. die des früheren Gastraumes in das heutige Kaminzimmer und Modernisierungen u. a. von Küche und den sanitären Anlagen wurden dann nach dem Fall der Mauer notwendig.
So können auch heute noch rauschende Feste im historischen Schwanenkrug gefeiert werden – wie z.B. Silvester, der Neujahrsempfang des Bürgermeisters, der Frühlingsball, der Sommernachtsball und natürlich auch das große Schlachtefest.
Der Wind rauscht jedoch immer noch durch die über 200-jährigen Eichen, die dort stehen, seit der Schwanenkrug 1784 neu erbaut wurde. (H.R.)
Kontakt: Gasthof Schwanenkrug, Berliner Allee 9, 14621 Schönwalde, Tel.: 03322-24810
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