Brandenburger Wandervogel: Nächster Tippel
Martin „Don“ Riga hält die Jugend in Bewegung: Er hat in Falkensee den Verein „Brandenburger Wandervogel“ gegründet. Kinder und Jugendliche treffen sich im „Nest“, gehen zelten oder starten zum „Tippel“. Worum es bei Don geht, haben wir versucht, bei einem Interview auszuloten.
Wie lange gibt es die Falkenseer Wandervögel bereits? Wie groß ist die Gruppe, wo und wann trifft man sich?
Den BWV (Brandenburger Wandervogel e.V.) gibt es seit anderthalb Jahren. Wir sind zurzeit 23 Mitglieder, davon sind 16 „Aktive“, also Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die gemeinsam auf Fahrt gehen und die Nestabende bestreiten. Die restlichen fünf Mitglieder sind Erwachsene, die als Fördermitglied in unseren Verein tätig sind – uns also finanziell und handwerklich unter die Arme greifen.
Wir treffen uns in unserem kleinen Haus, das wir „Nest“ nennen. Es steht in der Bachallee in Falkensee. Es wird gekennzeichnet mit einem kleinen Schild, auf dem unser Logo – weißer Wildschwan auf blauem Grund – zu sehen ist.
Wir sind weder kirchlich noch politisch gebunden.
Was macht ihr auf euren Treffen im „Nest“?
Unseren Nestabend verbringen wir in unserem kleinen „Nest“, wobei wir gerade daran sind, unser Nest auszubauen und es zu verschönern. Ansonsten werden Spiele gemacht, wir singen sehr viel und es werden Wanderungen im naheliegenden Spandauer Forst unternommen. Die Kinder und Jugendlichen lernen dabei, mit Karte und Kompass umzugehen. Wir machen auch Lagerfeuer, wobei die Kinder lernen, ein Feuer abzusichern, zu entzünden und in Gang zu halten – und das bei verschiedensten Witterungsbedingungen. Wir gehen Bogen schießen, Klettern usw.
Ziel ist es dabei, allen die Natur mit ihrer ganzen Schönheit nahe zu bringen.
Wenn Kinder und Jugendliche in einer Gruppe gemeinsam körperlichen Anstrengungen ausgesetzt sind, die mit nicht-alltäglichen Erlebnissen verbunden sind – z.B. Übernachtungen auf einer Burgruine im Zelt oder Überwinden eines Flusses auf einem selbstgebauten Floß oder Besteigen eines Berges -, so entstehen daraus positive Erlebnisse, die sie ihr ganzes Leben lang begleitet werden. Diese Erlebnisse sind intensiver als jedes gemeinsame Sporterlebnis, da diese mit Begriffen wie Abenteuer, Gemeinschaft, bestandenen Gefahren (auch wenn es gar keine „echten“ waren) assoziiert werden. Zusätzlich stärkt es den Zusammenhalt und das Selbstbewusstsein.
Gibt es eine Vorgabe beim Alter? Sind ehemalige Pfadfinder willkommen? Muss man eine bestimmte Tracht mitbringen?
Wir nehmen Kinder erst ab einem Alter von 8 Jahren auf und auch nur dann, wenn sie in der Lage sind, ihren eigenen Rucksack zu tragen und über eine gewisse Selbstständigkeit verfügen. Es sind uns Mädchen und Jungen herzlich willkommen.
Natürlich freuen wir uns auch über ehemalige Pfadfinder oder Menschen aus anderen bündischen Gruppen. Ebenso sind uns Erwachsene willkommen, die mit uns auf Fahrt gehen und die uns beim Aufbau und beim Gelingen der uns selbst gestellten Aufgabe zur Seite stehen möchten. Nach oben hin ist dem Alter keine Grenze gesetzt.
Jeder, der bei uns mitmachen möchte, muss lediglich dazu bereit sein, mit uns auf Fahrt zu gehen, um mit Isomatte, Schlafsack und Zelt die Natur zu genießen. Wir sind nicht uniformiert, sondern tragen lediglich blaue oder rote Baretts und unterschiedlich farbige Halstücher.
Was ist denn eigentlich ein Tippel? Was für Tippel haben die Falkenseer bereits unternommen?
Ein Tippel ist eine Wanderung von mindestens zwei Tagen Dauer. Von einer Fahrt sprechen wir, wenn wir in fremde Gegenden fahren – durchaus noch innerhalb von Deutschland, aber auch nach Frankreich, Italien, Spanien und in die Türkei. Bei einer Fahrt sind wir für längere Zeit, also länger als ein Wochenende, unterwegs.
Am 14. und 15. November haben wir einen Tippel von Belzig zur Burg Rabenstein im Fläming und wieder zurück gestartet, wo wir dann anschließend in unserer Kohte (das ist ein Zelt, das aus Sibirien und Finnland stammt) bei einem Lagerfeuer übernachtet haben.
Der Brandenburger Wandervogel war mit seinen Jugendgruppen bereits im Odenwald, in der Pfalz, in Brandenburg und in Thüringen unterwegs.
Die älteren Wandervögel waren in den letzten beiden Jahren in Italien und in der Türkei auf Großfahrt.
Wie lange bist du schon dabei? Was waren deine schönsten Tippel? Warum hast du in Falkensee eine eigene Gruppe aufgemacht?
Ich selbst bin seit meinem siebenten Lebensjahr in der Wandervogelbewegung. Meine schönsten Fahrten waren nach Island, nach Afrika, in die Türkei, nach Kanada, aber auch nach Spanien. Es gab noch viele weitere Fahrten. Sie alle aufzuzählen, wäre an dieser Stelle einfach zu viel, jedoch waren sie alle auf ihre Art und Weise immer sehr schön und voller Erlebnisse.
Der Grund, warum der Brandenburger Wandervogel in Falkensee gegründet wurde, ist ganz einfach. Da ich einen Sohn im Alter von neun Jahren habe und er schon oft mit mir in der Natur unterwegs war, kam mir die Idee, den Wandervogel auch hier in Brandenburg erneut aufleben zu lassen, um Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen meine Erfahrungen mitzugeben und sie an Erlebnissen teilhaben zu lassen, die ihnen ansonsten verborgen bleiben würden. Mein Sohn ist mittlerweile ein richtiger Wandervogel geworden und er ist mit Recht sehr, sehr stolz darauf.
Bis zum heutigen Tage habe ich Freunde in aller Welt, die ich auf meinen Wanderungen und Fahrten kennengelernt habe. Viele von uns ziehen noch mit 60 und 70 Jahren mit ihren Isomatten und Schlafsäcken in die Welt hinaus und nehmen an den Großfahrten oder Treffen teil. Ich denke, das sagt sehr viel über die Wandervögel aus.
Ich habe für das nächste Jahr eine Fahrt für die älteren Wandervögel in das Taurusgebirge geplant, die im April und im Mai stattfinden wird. Wir werden etwa 10 Teilnehmer sein. Geplant ist es dabei, auch ein Buch über diese Fahrt zu schreiben.
Wichtige Hinweise:
Der Verein ist über jegliche Form von Spenden dankbar, seien es Finanz- oder Sachspenden. Da die BWV als gemeinnütziger Verein anerkannt sind, können Spendenquittungen ausgestellt werden.
Am 29. November werden die Brandenburger Wandervögel am Haus am Anger einen kleinen Stand mit Lagerfeuer haben. Dabei werden sie Essen verkaufen, singen und den Menschen anbieten, sich in der Jurte ein wenig aufzuwärmen. Alle Interessierten, die noch Fragen haben, kommen einfach vorbei.
Zu den Beiträgen: Neue Mitglieder zahlen einmalig eine Aufnahmegebühr von 50 Euro. Es folgt ein monatlicher Beitrag von 10 Euro. Tritt ein Geschwisterkind bei, so verringern sich Aufnahmegebühr und Beitrag bei diesem Kind um 50 Prozent.
Kontaktdaten:
Vorstand: Martin Riga (Don), Tel.: 03322 – 842003 oder 0177 – 838 0031, www.brandenburger-wandervogel.de
Kassenwart: Britta Ruppin, Tel.: 03322 242770 oder 0177 – 684 0764
Spendenkonto – Brandenburger Wandervogel e.V. c/o Martin Riga
Mittelbrandenburgische Sparkasse Potsdam
BLZ: 160 500 00; Kto: 3824001518
Fotos: privat, aus dem Fundus von Martin Riga
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