Rosenkrieg am LMG: Der 2. Poetry Slam
Dezember, der dritte ist es, kurz vor 19 Uhr. Jetzt im Winter ist es da schon dunkel. Ein paar Lampen auf dem Schulhof des Lise-Meitner-Gymnasiums brennen ein paar schummrige Lichtkegel in das schwarze Grau der nahenden Nacht, auf dem Parkplatz stehen nur ein paar verlassene Autos. Das Foyer der Schule ist leer, nur an der Treppe hinunter zur Cafeteria sitzen ein paar Schüler, kassieren Geld und verpassen den Gästen dafür einen blauen Stempel auf den Handrücken. Was ist hier los?
Der Geräuschpegel steigt an, bei jedem Schritt, der einen die Treppe hinunter und näher zur Schülercafeteria trägt. Und hier, hier tobt das Leben. Eltern, Schüler, Verwandte: Jeder Zentimeter Platz ist zugestellt mit Stühlen. Wo kein Stuhl mehr zu finden ist, lümmeln sich die Kids auf dem Boden. Es herrscht eine gespannte Erwartung, langstielige Rosen wanken in den Händen hin und her. Noch mal die Frage: Was ist hier los?
Am LMG fand am 3. Dezember zum zweiten Mal ein Poetry Slam statt. Bei einem solchen Open-Mic-Abend treten die Schüler vor Publikum auf, um selbstgeschriebene Texte vorzutragen. Zwölf Schüler trauten es sich am 2. Poetry Slam zu, die Zuhörer zu fesseln und zu begeistern. Claudia Reckermann, Schulsozialarbeiterin des ASB am LMG und Organisatorin des Projekts, teilte das mutige Dutzend in drei Gruppen ein. Maja, die jüngste aus dem Feld, startete mit einer wunderbar vorgetragenen Geschichte über eine kleine Biene. Salina Krüger brachte Schoko-Weihnachtsmänner mit der Schweinegrippe in Verbindung, während Henrike versuchte, mit Worten ein Gedicht zu schreiben. Fabio war dann der erste, der alle Möglichkeiten seiner Stimme auslotete. Er schrie, brüllte, schockierte, flüsterte, schmeichelte – und erzählte einen echt schrägen Monster-Mumien-und-Mutationen-Alptraum über einen Kurzurlaub mit seiner Tante in New York.
Keine Frage: Die Schüler boten den Zuhörern ein mehr als breites Spektrum völlig verschiedener Texte. Auch wenn nicht jeder Text zu hundert Prozent zündete: Es ist eine tolle Idee, so einen Poetry Slam zu veranstalten, auf dem junge Textschreiber sofort ein unmittelbares Feedback aus dem Publikum erhalten. Und Spaß macht es auch. So brüllt das ganze Publikum stets laut „Heavy Metal“, sobald sich die Schüler am Mikro einmal verhaspeln und verheddern. Das löst die Spannung und hilft den Vortragenden wieder zurück in die Spur.
Einer hatte diese Unterstützung am Abend allerdings nicht nötig. Thorge Thomsen rockte die Cafeteria mit seiner genial vorgetragenen „Ode an die Kotze“. Die Zuschauer schnappten nach Luft, grölten begeistert, lachten sich schlapp und guckten schockiert. Keine Frage: SO muss man einen Poetry Slam nutzen, um die Zuhörer zu packen. Trotz des nicht eben liebreizenden Themas flogen bei Thorge ein paar Rosen aus dem Publikum. Kein Wunder: Beim Rosenkrieg am LMG gilt die geworfene Rose als Zeichen besonderer Anerkennung. Meistens war es aber so, dass die Zuhörer so gebannt waren, dass sie glatt vergaßen, ihre Rose zu werfen.
Zusammen mit Thorge waren Lisa, Fabienne und Salina Kü. in der zweiten Gruppe. In der dritten Gruppe gingen Amelie, Jessica, Phil und Lena an den Start. Jeder in der Gruppe hatte etwa fünf Minuten Zeit, um sich zu präsentieren und zu produzieren. Anschließend wurde mit einem Phon-Messer die Lautstärke des Applauses erhoben. Am Ende gewann Phil Reckermann den 2. Poetry Slam, Thorge Thomsen wurde Zweiter und Henrike Dusella Dritte. Keine Frage: Ein toller Event, der Spaß macht, den Schülern einiges abverlangt und die aufgestaute Kreativität mal aus dem Käfig lässt. Dieses Event muss in Serie gehen.
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