Edmonds Koch-Zirkus
Im Mai 2009 hat Spitzenkoch Edmund Becker alias „Edmond“ das Falkenseer Hexenhaus in eine Gastronomie verwandelt, die nun ein Stück Südfrankreich in das Havelland holt. Wir kommen etwas zu spät, um zum Einjährigen zu gratulieren. Trotzdem ist es an der Zeit, die letzten Monate einmal Revue passieren zu lassen. Carsten Scheibe traf Edmond – wo sonst? – im Hexenhaus zu einem Gespräch.
Im Rückblick gesehen: Was ist denn beim Start des Hexenhauses „damals“ alles schief gegangen?
Wenn man eine neue Gastronomie eröffnet, dann gibt es unendlich vieles, was nicht gleich auf Anhieb funktioniert und Probleme bereiten kann. Wir hatten etwa am Anfang nicht sofort das richtige Personal und daraus folgend auch nicht den perfekten Service. Daran haben wir sehr hart gearbeitet und hören inzwischen immer mehr Lob von unseren Gästen.
Das Hexenhaus ist sehr weitläufig mit seinen vielen Stockwerken und den engen Treppen. Wir mussten selbst erst einmal mit diesen Räumlichkeiten zurecht kommen und unsere zahlreichen Wege optimieren. Das hat sich zum Glück alles eingespielt.
Ganz am Anfang rief übrigens ein Gast bereits im Gehen von draußen durch das Fenster herunter in die Küche: „Die Portionen sind viel zu klein.“ Da bin ich rausgerannt und habe den Gast gleich noch einmal in die Küche gebeten, um das zu diskutieren. Danach haben wir die Portionen etwas vergrößert – und der kritische Gast gehört inzwischen zu unseren liebsten Stammkunden.
Die Speisekarte ist klein, wie es sich für eine Spitzengastronomie gehört. Wie oft wechselt sie?
Zurzeit passiert sehr viel auf unserer Karte. Unser preiswertes Menü wechselt inzwischen einmal im Monat. Hinzu kommen saisonale Highlights. Momentan bieten wir so etwa Austern und Jacobsmuscheln an.
Besonders beliebt bei unseren Gästen sind der Adlerfisch, die Ravielli und der Pfefferbraten vom Black Angus. Den Pfefferbraten bekommen wir gar nicht mehr von der Karte herunter, so oft wird er nachgefragt. Das Fleisch ist aber auch so butterzart, das lässt sich glatt mit der Gabel zerteilen.
Ist es eigentlich Ehrensache, dass im Hexenhaus nichts aus der Tüte kommt?
Aber Hallo! Wir kochen hier mit hohem Anspruch. Das bedeutet, dass wir alle Zutaten frisch einkaufen und selbst zubereiten. Wir arbeiten dabei im Grunde genommen nur mit Salz, Pfeffer und frischen Gewürzen. Ganz egal, ob es um Marinaden, Saucen, unser Brot oder den Kartoffelbrei geht: Wir bereiten in unserer kleinen Küche alles selbst zu. Unsere Küche ist ja offen. Jeder Gast kann uns über die Schulter schauen oder uns ansprechen: Wir zeigen gern, wie unsere Gerichte entstehen.
Die Küchenparties im Hexenhaus sind inzwischen Kult. Für 54 Euro gibt es jedes Mal viele völlig neue Speisen, die sonst nicht auf der Karte stehen. Rechnet sich der Aufwand denn?
Hier geht es nicht um Geld, sondern um Spaß. Den Spaß haben wir zum einen in der Küche. Wir sind ja Köche aus Leidenschaft und probieren gern einmal neue Gerichte aus, die vielleicht irgendwann auf der Karte landen könnten. Und da sind die Gäste der Küchenparty gleich ein dankbares Testpublikum, das auch ehrlich sagt, was ihnen besonders gut schmeckt und was vielleicht nicht so gut ankam.
Zugleich haben aber auch die Gäste immer viel Spaß. Die Abende sind sehr ungezwungen, es wird viel gelacht und wir zeigen in der Küche, wie man einen Fisch richtig brät oder ein Filet im Ofen ganz zart auf Temperatur bringt. Unsere Gäste lernen dabei vieles – etwa, wie man eine Auster öffnet. Und viele hatten bei uns zum ersten Mal eine Trüffelreibe und eine echte Trüffel in der Hand. Schade ist nur, dass die Teilnehmerzahl sehr schwankt und wir manchmal über- oder unterbucht sind.
Im Hexenhaus passiert ja ständig etwas. Wie wird denn die neu gebaute Boule-Bahn angenommen?
Sehr gut. Am häufigsten wird sie allerdings noch von den Kindern genutzt. Während die Eltern noch essen, spielen sie oft schon eine Runde. Wir werden uns schnellstmöglich noch einen Kindersatz Kugeln zulegen, die sind nicht so schwer wie die Kugeln für die Erwachsenen.
Noch passiert es sehr selten, dass die Spieler gezielt wegen dem Boule ins Hexenhaus kommen. Meist ist das Spiel ein willkommenes Extra, wenn die Gäste eh schon im Hexenhaus sind und die Bahn für sich entdecken.
Was ist denn Neues geplant?
Ich habe ein 3-Mast-Zirkuszelt für etwa 60 Personen gekauft, das würden wir gern hinter dem Hexenhaus aufstellen. Da ist ja noch ausreichend Platz. Hier könnten wir dann stilvoll Hochzeiten feiern, vor allen Dingen aber Kindergeburtstage. Wir stecken hier aber noch in der Genehmigungsphase, sodass wir abwarten müssen, was passiert.
Das Zelt wäre der perfekte Veranstaltungsort für eine weitere Idee: Edmond‘s Kochzirkus mit Prominenten. Wie bei einem Show-Kochen zeigen ein prominenter Gast und ich dann Schritt für Schritt, wie ein leckeres Essen zubereitet wird. Die Zuschauer bekommen das gleiche Essen aus der Küche serviert und können am Ende das ausgedruckte Rezept mitnehmen.
Innenminister Rainer Speer hat bereits zugesagt und wird mit mir kochen, sobald diese Attraktion startet. Und ein bekannter Schauspieler aus Kino und Fernsehen hat auch schon sein Interesse signalisiert. Das wird bestimmt eine ganz tolle Angelegenheit.
Und „Die Firma kocht“? Was ist das?
Nun, da kommen ganze Firmen zu uns. Ab 15 Mann kochen wir zusammen, haben viel Spaß, lernen vieles in der Küche und speisen am Ende zusammen. Das machen wir immer mittags in der Woche oder am Montag, wenn das Hexenhaus normalerweise geschlossen hat.
Sind Sie auch privat in Falkensee angekommen? Was unternehmen Sie in der Freizeit?
Ja natürlich. Ich habe ein Haus hier, meine Familie wohnt hier. Wir fühlen uns sehr wohl im Ort. Bei mir ist es ja so, dass ich viele Jahre im Ausland verbracht habe – in den USA und in Frankreich. Wenn ich irgendein Land noch nicht so gut kenne, dann Deutschland. Deswegen reisen wir sehr viel und schauen uns andere Städte an – Leipzig, Hamburg, Dresden. Da sind wir sehr rege und viel unterwegs. Da sehe ich für uns einen großen Nachholbedarf.
Für mich habe ich ein kleines Fischerboot gekauft, das in der Heerstraße vor Anker liegt. Hier borge ich mir auch gern ein Kajak aus und erkunde dann die Wasserwege und Seen in der Umgebung. Das macht mir auch viel Spaß.
Wer immer im Ort Veranstaltungen durchführt, bekommt leicht Ärger mit Anwohnern, die anscheinend das ganze Jahr über ihre Ruhe haben möchten. Ich hoffe, das ist im Hexenhaus anders?
Zunächst einmal: Wir haben allerbeste Beziehungen zu den meisten unserer Nachbarn und freuen uns sehr, so nett in Finkenkrug aufgenommen worden zu sein.
Allerdings gibt es auch hier Einzelne, die sich gestört fühlen. Es gab eine Unterschriftenaktion mit etwa einem Dutzend Unterstützern, die sich wegen angeblicher Lärm- und Geruchsbelästigung beschwert haben.
Seit Mai können wir deswegen auf der Terrasse kein Feuer mehr machen. Was sehr schade ist, denn das hat immer zur Atmosphäre beigetragen und unsere Gäste liebten das sehr.
Beschwerden gab es auch, weil auf einmal so viele Autos in der Straße parken.
Natürlich kann man es nie allen Recht machen, aber es ist doch auch so, dass das Hexenhaus eine Attraktion für die ganze Region ist und wir doch nun wirklich keine Radaubrüder sind.
Sie wollten noch etwas zu den Kitas sagen?
Richtig. Wir würden gern alle Kitas im Ort dazu einladen, das Hexenhaus zu besichtigen. Dabei reichen wir kostenfrei Säfte und Snacks. Wer einen solchen Ausflug wagen möchte, braucht nur bei uns anzurufen und einen Termin zu vereinbaren.
Kontakt: Edmond’s – Literaturcafé Hexenhaus, Poetenweg 88, 14612 Falkensee, 03322 – 123 697, www.hexenhaus-falkensee.de
Seitenabrufe seit 1.12.2021:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige