Familienhalt Februar 2011
Liebe Frau van den Boogaard, auch wenn meine Kinder schon seit einiger Zeit auf eigenen Beinen stehen und sogar eigene Familien haben, wende ich mich heute mit einem Anliegen an Sie. Zu meinen Kindern hatte ich immer ein ausgezeichnetes Verhältnis.
Dieses hat sich zu meinem jüngsten Sohn verändert, als er geheiratet hat, dabei habe ich seine Frau angenommen wie eine eigene Tochter. Ich habe ihre ablehnende Haltung mir gegenüber nie verstanden.
Nun haben die beiden seit letztem Sommer einen kleinen Stammhalter. Ich würde mich sehr gern um meinen kleinen Enkel kümmern, aber seit der Geburt scheint meine Schwiegertochter mich buchstäblich zu hassen. Ich darf nicht mehr vorbei kommen, geschweige denn mal Zeit mit meinem Enkel verbringen.
Ich verstehe einfach nicht, warum sie so zu mir ist. Sie kann mir doch meinen Enkel nicht vorenthalten.
Vielleicht können Sie mir helfen.
Es grüßt Sie – Frau W.
Liebe Frau W.,
vielen Dank für Ihr Schreiben.
Ohne weitere Informationen zu den Hintergründen zu haben, würde ich Ihnen empfehlen, das offene Gespräch mit Ihrem Sohn und Ihrer Schwiegertochter zu suchen.
Als Vorbereitung auf ein Gespräch könnten Sie Ihre Gedanken und Wünsche erst mal stichpunktartig notieren. Nicht nur, um die eigenen Gedanken zu sortieren, sondern auch, um in einem möglichen Gespräch klar artikulieren zu können, was Sie gern verändert hätten und wie die Situation auf Sie wirkt. Diese Stichpunkte könnte man auch als Basis für einen Brief nehmen.
Vielleicht liegt ein Missverständnis vor.
Manchmal ist es auch einfach so, dass junge Mütter selbstbestimmt und ohne Anleitung in die Mutterrolle hineinwachsen möchten. Eventuell gibt es auch ein Störungsfeld zwischen Ihrer Schwiegertochter und ihrer leiblichen Mutter.
Oder ein Ereignis aus der gemeinsamen Zeit hat zu dieser Veränderung geführt – nicht immer können Angebote, Hilfestellung und Rat vom Gegenüber als nützlich empfunden werden, auch wenn diese so gemeint sind. Mutter ist man auf Lebenszeit und durch eine Partnerschaft der Kinder verschiebt sich automatisch die Rolle der Mutter; nicht nur im Gegenspiel mit dem eigenen Kind, sondern vor allem auch in Bezug auf den Partner/die Partnerin.
Wenn Sie sich dazu in der Lage sehen, die Partnerschaft und das familiäre Leben Ihres Sohnes zu begleiten, ohne dabei die Fürsorge für den bereits erwachsenen Sohn zu deutlich auszuleben, dürfte das eine gute Basis für ein lebbares Modell sein.
Ich habe – mangels weiterer Informationen – verschiedene Gründe und Möglichkeiten lediglich kurz skizziert. Fühlen Sie sich bitte nur durch die Beispiele angesprochen, welche auch tatsächlich zutreffen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und drücke die Daumen für eine langsame und gute Annäherung. Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie mich gern kontaktieren. Herzliche Grüße – Deborah van den Boogaard
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