Holz zu versteigern
Ende Mai wurde in der Region die erste Brandenburger Brennholzauktion veranstaltet. Passend zum Event sprach Carsten Scheibe von Falkensee aktuell mit Bernd Schwidetzky von der Oberförsterei Finkenkrug.
Ende Mai lief die erste Brandenburger Brennholzauktion. Wirklich? Die erste in ganz Brandenburg? Warum wurde so etwas nicht früher durchgeführt? Wie kommen wir zu der Ehre, dass das gerade bei uns lief?
Mir ist nicht bekannt, dass zuvor schon einmal eine Brennholzauktion, genauer gesagt eine Submission (Versteigerung über schriftliche Gebote), in Brandenburg durchgeführt wurde. In der Regel werden bei einer solchen Auktion vor allem seltene und besonders wertvolle Hölzer gegen Meistgebot versteigert oder submittiert. Das sind dann dicke Stämme ohne Holzfehler für die Furnierholzindustrie (gesundes Holz ohne Äste, vollholzig und ohne Käferbefall). Beim qualitativ „schlechtesten“ Holz betreibt man diesen Aufwand eigentlich nicht.
Wir haben uns gedacht, warum eigentlich nicht? Mit unserer Aktion verfolgten wir gleich mehrere Ziele. Wir wollten in erster Linie Werbung für unseren Landesbetrieb Forst Brandenburg machen und den Bürgern in der Region zeigen, dass sie bei ihrem Förster jährlich Brennholz erwerben können. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach Brennholz in den letzten Jahren enorm zugenommen hat. Der Bedarf ist einfach nicht zu decken, die Preise konnten wir fast bedenkenlos steigern. Hatten wir vor einigen Jahren noch „Holzsammelscheine“ für Brennholzselbstwerber für umgerechnet 3 Euro pro Raummeter verkauft, so liegt der Preis heute bei 13 Euro. Für bereits am Waldweg vorgelagertes Brennholz haben wir bereits die Marke von 30 Euro pro Raummeter erreicht.
Der Landesbetrieb Forst Brandenburg steht auch vor Personaleinsparungen. Neben der Steigerung der Verkaufspreise wollen wir dieses Produkt auch effektiver vermarkten, den Verwaltungsaufwand minimieren und trotzdem unsere Kleinstabnehmer für Brennholz aus der Region weiter bedienen. Bei der Aktion muss der Förster nicht mehr länger mit jedem Interessenten in den Wald fahren, um das Holz vorzuzeigen. Durch die Pressearbeit und die Veröffentlichungen in den Medien erreichen wir stattdessen viele Bürger, die so genau erfahren, wie sie das Holz erwerben können und wo es im Wald zu finden ist. Ein paar Euros mehr im Vergleich zu den Großabnehmern müssen dafür schon aufgebracht werden.
Warum das nicht schon früher gemacht wurde? Nun, die Holzpreise und der Markt waren in einer Größenordnung wie jetzt einfach noch nicht gegeben. Viele Interessenten hatten auch noch keinen qualifizierten Motorsägenschein. Der ist aber Voraussetzung, um im Landeswald Holz sägen zu dürfen. Inzwischen haben jedoch fast 400 Männer und auch Frauen den Lehrgang in der Oberförsterei besucht, und hier theoretische ebenso wie praktische Erfahrungen bei dieser nicht ganz ungefährlichen Arbeit sammeln können.
Natürlich wollten wir auch erste Erfahrungen sammeln, ob die Auktion überhaupt angenommen wird und was wir in Zukunft besser machen müssen.
Falkensee bot sich für eine derartige Aktion auch deshalb an, weil die Waldflächen sehr siedlungsnah liegen, viele Bürger einen Kamin oder eine spezielle Holzheizung besitzen und ihr Holz kostengünstig „selber machen“ wollen.
Wie erfolgreich war denn die Auktion?
Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Alle Holzpolter (Holzstapel) wurden beboten, einer hat auf alle 11 Polter den Mindestpreis geboten, in der Hoffnung, dass er der einzige Bieter ist und den Zuschlag erhält. Andere haben aber deutlich mehr geboten und hatten Glück. Einige Interessenten taten sich schwer mit dem Bieten und wussten nicht, wie das eigentlich funktioniert. Andere haben das Holz nicht finden können, hier müssen wir zukünftig auch noch ein paar Hinweisschilder aufstellen.
Den Zuschlag erhielten sechs Bieter, bei 11 Poltern ist das eine sehr gute Verteilung. In Summe wurden 2.200 Euro eingenommen. Gleichzeitig gab es vier neue Interessenten für den Motorsägenschein. Bis auf einen Bieter kamen alle aus der Region um Falkensee und Brieselang.
Bei der Auktion kamen 60 Raummeter trockenes Eichenholz unter den Hammer, die auf 3 Meter Länge gesägt und am Wegesrand zum Abholen zu Poltern aufgestapelt wurden. Was ist der Vorteil von Eichenholz gegenüber anderen Holzsorten?
Die Eiche hat neben der Buche den höchsten Heizwert. In der Regel wissen das aber nur die Experten unter den Holzkennern. Viele denken, Holz ist gleich Holz, aber dem ist nicht so. Der Heizwert von Weichlaubhölzern wie Linde, Birke, Pappel oder Weide liegt deutlich unter dem der Eiche. Man benötigt zum Heizen entsprechend doppelt so viel Holz im Vergleich zur Eiche. Auch lässt sich die Eiche gut spalten. Größere Abschnitte müssen ggf. mit Keil und Spalthammer vorgespalten werden. Aber unsere Brennholzkunden sind – auch durch unseren Motorsägenkurs – „Profis“ und wissen, wie man die Sache angeht.
Viele Baumärkte bieten in Scheitlänge geschnittenes und gespaltenes Brennholz an. Die Holzart wird dabei aber nicht genannt. Dass Eichenholz dabei ist, habe ich bislang noch nicht entdecken können!
Was muss mit dem gekauften Holz geschehen, bevor es in den Ofen wandern kann?
Das Holz aus der Auktion war absolut trockenes Holz von vor Jahren abgestorbenen Eichen. Es kann also theoretisch sofort verheizt werden. Es muss nur noch auf Scheitlänge geschnitten und gespalten werden. Frisches Eichenholz aus dem Einschlag sollte nach dem ofenfertigen Aufbereiten mindestens zwei Jahre lang abgelagert werden.
Je mehr Feuchtigkeit das Holz dabei verliert, umso höher ist der spätere Heizwert – es wird weniger Holz zum Heizen benötigt.
Die fachgerechte Lagerung ist also sehr wichtig, sie sollte möglichst auf der Südseite erfolgen. Hier muss man das Holz vor Regen schützen und auf eine wasserdichte Unterlage legen, damit die Bodenfeuchte keinen Kontakt zum Holz hat und die Luft überall zirkulieren kann. So gelagert, kann das Holz jahrelang liegen bleiben, ohne dass es „schlecht“ wird. Holzzerstörende Pilze benötigen wie alle Pilze Wärme und Feuchtigkeit, bei trockenem Holz hat der Pilz also keine Chance.
Sind weitere Auktionen geplant?
Auf alle Fälle. Nach dem Herbsteinschlag wollen wir wieder ca. 50 bis 100 Raummeter speziell Eichenholz gegen Meistgebot anbieten. Die zu kurz gekommen Bieter fragten bereits an: „Wann ist die nächste Auktion?“!
Sie sind Leiter der Oberförsterei. Wie sind Sie zur Forstwirtschaft gekommen und was sind hier Ihre Aufgaben?
Durch meinen Vater, der selbst Revierförster war und mich als kleinen Steppke oft in den Wald mitgenommen hat, reifte in mir der Gedanke, auch Förster werden zu wollen. Ich war besonders begeistert von den schweren Kaltblutpferden, die früher das Holz bis zum Waldweg gerückt haben.
Den Beruf habe ich, wie man sagt, von der Pike auf gelernt. Nach der Waldarbeiterlehre arbeitete ich vier Jahre in der Produktion, wurde im Holzeinschlag, in der Holzrückung (mit Pferden und Maschinen), bei der Harzung, der Waldpflege und bei der Walderneuerung eingesetzt. Auch in den Mittelgebirgen der damaligen DDR habe ich bei der Aufarbeitung von Schnee- und Windbruch mitgeholfen.
Während dieser Zeit erwarb ich die Hochschulreife im Abendstudium, um an der TU Dresden Forstwissenschaften studieren zu können. Im Anschluss an das Studium folgte die zweijährige Referendarzeit und seit 1994 bin ich mit der Leitung der Oberförsterei Finkenkrug mit ihren sechs Forstrevieren beauftragt worden.
Brandenburg hat eine Gemeinschaftsforstverwaltung. Die Oberförsterei nimmt Aufgaben der unteren Forstbehörde wahr, ist zuständig für die Bewirtschaftung der landeseigenen Waldflächen, der Betreuung des Privat- und Körperschaftswaldes und ist auch Sonderordnungsbehörde für das Waldrecht. Weitere wichtige Aufgaben sind die Sicherung der Waldfunktionen bei Bauplanungen und die Waldpädagogik.
Haben Sie Informationen zum Befall unserer Wälder mit dem Eichenprozessionsspinner?
Der Eichenprozessionsspinner ist eine wärmeliebende Schmetterlingsart, die sich zunehmend – was wir mit großer Sorge sehen – in Brandenburg ausbreitet und die in diesem Jahr einen Höchststand erreicht hat. Womöglich könnte der Klimawandel ein Grund für die Ausbreitung sein. Der Befall und Schaden kann so groß sein, dass komplette Eichenaltholzbestände absterben. Mit einem speziellen biologischen Präparat wurde die Raupe des Schmetterlings in den letzten Jahren bekämpft. Auch in diesem Jahr erfolgte die Befliegung in Teilen Brandenburgs.
Nimmt die Bevölkerung der Wildschweine wirklich so sehr zu? Was wird dagegen getan?
Wie viele Wildarten haben Wildschweine keine natürlichen Feinde in Deutschland. Wenn wir Jäger die Bestände nicht regulieren und reduzieren, würde sich das Schwarzwild, wie es in der Waidmannssprache heißt, explosionsartig vermehren. Die Reproduktionsrate der Wildschweine ist sehr hoch. Selbst Frischlinge, die im Frühjahr geboren wurden, können in der Rauschzeit im November noch im selben Jahr zu 50 Prozent „beschlagen“ sein und im Folgejahr selbst Frischlinge führen. Bachen können bis zu 10 (in der Regel 5 bis 6) Frischlinge haben. Daran ist abzulesen, wie wichtig die Abschussplanerfüllung ist. In der Landwirtschaft kann das Schwarzwild erheblichen Wildschaden anrichten, bei Überpopulationen können sich aber auch Seuchen wie etwa die Schweinepest schnell ausbreiten.
Spezielle Jagdmethoden wie etwa die Bewegungsjagden mit mehreren Jägern und Stöberhunden sollen dabei helfen, die Population nicht zu groß werden zu lassen. Diese Stöberhunde sollen das Wild, ohne es zu sehen, nur auf der Fährte verfolgen und dabei spurlaut geben, sodass der Jäger beim langsamen Vorbeiziehen einen sicheren Schuss abgeben kann. Nur Hunde mit einem Nachweis über die jagdliche Brauchbarkeit (Jagdhundeprüfung) nach dem Landesjagdgesetz dürfen eingesetzt werden. Im vorigen Jahr haben wir über 200 Wildschweine erlegen können.
Apropos seltene Tiere. Was lebt in unseren Wäldern?
Wir haben im östlichen Havelland eine der größten in Brandenburg vorkommenden Kreuzotterpopulationen und freuen uns auch über den seltenen Eremit. Das ist eine große Käferart, die nur an sehr alten Eichen lebt. Beide Arten sind streng geschützt, wo die genau vorkommen, wird an dieser Stelle nicht verraten!
Zusammen mit den Spezialisten für den Artenschutz bei der Naturschutzbehörde und mit ehrenamtlichen Naturschutzhelfern führen wir außerdem biotopverbessernde Maßnahmen durch.
Lieber Herr Schwidetzky, haben Sie vielen Dank, dass Sie sich für uns so viel Zeit genommen haben.
Kontakt: Landesbetrieb Forst Brandenburg, Oberförsterei Finkenkrug, Dienstgebäude, Forstweg 55, 14656 Brieselang, Telefon: 033232-36005
Fotos: Herr Schwidetzky, mfG
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