Udo Appenzeller, Obmann der Falkenseer Jäger: Wildschweine im Ort
Wildschweine sind echte Kulturfolger. Da Falkensee fast überall direkt an Wald- und Wiesenlandschaften grenzt, finden die Schweine immer wieder ihren Weg in unsere Stadt. Aufgebrochene und umgepflügte Wiesen und so mancher geplünderte Garten zeugen vom Wirken der Schweine.
Udo Appenzeller (60), Obmann der Falkenseer Jäger und Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Falkensee und Dallgow-Döberitz: „Die Schweine sind schlau, sie lernen. Wer leckere Dinge auf seinen Kompost wirft, lockt die Wildschweine an, sie kommen dann immer wieder. Besonders lecker finden sie Blumenzwiebeln, vor allem die der Tulpen. Wer die Schweine auf Dauer aus seinem Garten fernhalten möchte, braucht einen stabilen Zaun, am besten einen Jägerzaun.“
Die Wildschweine haben zurzeit wieder Nachwuchs. Die Bachen sind nun besonders gefährlich, vor allem für Hunde, die nicht an der Leine gehalten werden. Udo Appenzeller: „Man sollte es kaum glauben, aber die Wildschweine liegen nun tagsüber gern in Kuhlen mitten auf der Wiese und auf den Feldern, um sich zu sonnen. Die Keiler nutzen ihre mächtigen Eckzähne als Hauer, um einen Hund von vorn bis hinten aufzuschlitzen. Die Bachen beißen eher, dann aber bis auf den Knochen.
Dabei gelangen Bakterien tief in die Wunde, die eine Heilung auf Monate hinaus verhindern – auch beim Menschen. Hunde haben eh keine Chance gegen ein Wildschwein, ihre Zähne dringen gar nicht erst durch die Schwarte.“
Auf dem Gelände der Sielmann-Stiftung ist vor zwei Jahren eine Pseudo-Tuberkulose unter den Wildschweinen ausgebrochen. Zwei Dutzend Schweine sind an dieser Krankheit verendet. Aus diesem Grund mussten ein Jahr lang alle geschossenen Wildschweine vom Veterinär untersucht werden, bevor das Fleisch in den Verkauf gelangen durfte. Den Bestand hatte diese Krankheit allerdings nicht weiter reduziert.
Appenzeller: „Wir beobachten aber generell eine starke Schwankung in der Abschussquote. Mal schießen wir 80 bis 90 Wildschweine im Jahr im Jagdrevier Falkensee, mal nur 30 bis 40. Hinzu kommen immer auch 20 bis 30 Wildschweine, die wir direkt in der Stadt schießen. Hier versuchen wir aber eher, die Schweine zu vertreiben, da das Schießen im Ort alles andere als einfach ist. So müssen wir acht Jäger, die im Ort tätig sind, Warnwesten anziehen, den Standort einer Vorbesichtigung unterziehen und den Einsatz der Gewehre bei der Polizei anmelden, damit besorgt anrufende Bürger gleich informiert werden können, dass hier Jäger tätig sind.“
Wir fragen nach, ob es denn nicht möglich sei, Falkensee „schweinefrei“ zu bekommen. Udo Appenzeller: „Das gelingt nie. Hier laufen uralte Wildwechsel durch die Stadt, die instinktiv von den Tieren genutzt werden. Schießen wir Schweine im Ort, so dringen immer wieder neue Bestände nach.“
Was soll man eigentlich tun, wenn Wildschweine in den eigenen Garten eingefallen sind? Der Falkenseer Jäger gibt klare Anweisungen: „Am besten wäre es, wenn die Bürger die Schweine einfach in Ruhe lassen. Sie verschwinden dann schon wieder mit der Zeit. Schlägt man die Wildschweine in die Flucht, können sie leicht jedes Gartentor und jeden Zaun plattwalzen. Oder sie greifen an.“
Wo in Falkensee besonders viele Wildschweine unterwegs sind, das lässt sich leicht an den Verkehrunfällen festmachen. Ein Unfallschwerpunkt ist so etwa immer wieder die neue Umgehungsstraße L20 auf Höhe des Hellweg-Baumarktes. Und ein zweiter liegt auf der Schönwalder Straße auf der Höhe der roten Villa und der Müllkippe.
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