Neue Stolpersteine in Falkensee
Gunter Demnig ist in Falkensee ein gern gesehener Gast. In den vergangenen Jahren war der Kölner immer wieder einmal vor Ort, um einen neuen Stolperstein zu verlegen. Dabei handelt es sich um Pflastersteine mit einer aufgesetzten Messingplatte, deren Inschrift an ein Opfer des Nationalsozialismus erinnert.
Diese Stolpersteine werden zur Erinnerung an ein schlimmes Menschenschicksal direkt vor dem Haus fest in das Straßenpflaster eingesetzt, in dem der/die Verstorbene zuletzt gelebt hat.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Das ist das Motto von Gunter Demnig, der 1996 seinen ersten Stolperstein in die Erde setzte. Inzwischen hat er bereits über 60.000 Steine in über 18 Ländern verlegt.
Ziel dieser Aktion ist es stets, den Menschen im Hier und Jetzt bewusst zu machen, dass der Naziterror nicht irgendwo anders stattgefunden hat, sondern stets mitten in unserer Nachbarschaft. Es waren Nachbarn, die zu Opfern wurden, die in die Konzentrationslager geschleift oder in den Freitod getrieben wurden. Die Stolpersteine erinnern an das Unrecht, aber eben auch an die Menschen selbst, die Opfer geworden sind. Die Stolpersteine sollen die Passanten in ihrem Alltag zum „Stolpern“ bringen, sodass sie kurz innehalten und sich ein ganz präzises Schicksal verinnerlichen.
Damit Gunter Demnig seine über Spenden finanzierte Arbeit tun kann, braucht er Helfer. In unserer Region ist dafür die „Vorbereitungsgruppe Stolpersteine Falkensee und Umgebung (Osthavelland)“ (www.stolpersteine-falkensee.de) verantwortlich. Sie recherchiert die lokalen Einzelschicksale der Nazi-Opfer und findet heraus, wo sie zuletzt gewohnt haben. Das kann durchaus eine sehr lange Zeit dauern.
Am 28. März war Gunter Demnis wieder in der Region zu Besuch und hat drei neue Stolpersteine verlegt – zwei davon in Brieselang und einer in Falkensee-Waldheim.
Dr. Ines Oberling von der Vorbereitungsgruppe: „Stolpersteine sind seit 2006 Bestandteil unserer Erinnerungskultur im Osthavelland – wir widmen uns dem Schicksal der durch die Nationalsozialisten Verfolgten, unseren früheren Nachbarn: Elisabeth Bethge wurde nur 38 Jahre alt. Wegen ihrer politischen Haltung wurde sie zur mehrjährigen Haft im Leipziger Frauengefängnis verurteilt, wo sie so schwer erkrankte, dass sie nach ihrer Entlassung daran in Brieselang verstarb.
Während ihr Leben und Wirken recht gut erforscht ist, wissen wir über die beiden im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmordaktionen 1941 in der berüchtigten Bernburger Landesheil- und Pflegeanstalt Getöteten nur sehr wenig: Von dem 33jährigen Brieselanger Helmut Riedel und dem 64-jährigen Waldheimer Karl Karthun haben wir nicht einmal eine Fotografie oder kennen ihre früheren Arbeitsstätten.“
Ein Stolperstein kostet 120 Euro. Wer das Projekt befürwortet und weitere Stolpersteine ermöglichen möchte, kann die Summe gern spenden – komplett oder in Teilen. (Fotos: Kati Wichelhaus / Text: KW/CS)
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